Weinexporte auf dem Tiefstand
Spitzenjahrgang 2007: Schweizer trinken ihn selbst
![]() |
Die Qualität der Weinernte 2007 lässt nicht zu wünschen übrig umso mehr aber die Exporte: 2007 wurde sechzig Prozent weniger Wein exportiert als im Vorjahr. |
Die Winzer können stolz auf ihre heurige
Ernte sein: Aus praktisch allen Weinregionen
melden die Winzer eine qualitativ
gute Ernte. Der schöne, warme und lange
Herbst liess die Trauben voll ausreifen und
die Zuckergehalte steigen. Dieses Jahr kann
mit einem Spitzenjahrgang gerechnet werden.
Betrachtet man jedoch das Schweizer Weinjahr
2007 aus der Export-Perspektive, präsentiert
sich die Situation weit weniger rosig.
Die Zahlen sind zwar noch nicht für das
ganze Jahr erhoben worden. Bis Ende
September 2007 wurden lediglich 560000
Liter Wein exportiert, sagt Othmar Stäheli,
Chefredaktor der Schweizerischen Weinzeitung.
Da die Exportmenge laut Stäheli
im letzten Quartal erfahrungsgemäss höchstens
um rund 20 Prozent zunimmt, rechnet
er mit einem gesamthaften Export in diesem
Jahr von rund 700000 Liter. Im Vergleich
mit 2006 entspricht dies einem Rückgang
um mehr als 60 Prozent, sagt er.
Exporteinbruch auf Aldi zurückzuführen
Der Grund für den massiven Exporteinbruch
im letzten Jahr ist in Deutschland zu
finden, dem Hauptabnehmer von Schweizer
Wein. Laut Exportstatistik konnte in
Deutschland gerade noch ein Viertel der im
2006 exportieren Menge abgesetzt werden.
2005 und 2006 wurde qualitativ
guter Schweizer Wein zu einem günstigen
Aktionspreis an Aldi Süd verkauft. 2007
hat der deutsche Discounter jedoch keinen
Schweizer Wein mehr gekauft, erklärt Stäheli.
Aldi Süd hätte zwar auch in diesem
Jahr Interesse an Schweizer Wein, aber aufgrund
der geringen Ernte im Vorjahr konnte
kein Wein zu günstigen Preisen an Aldi geliefert
werden.
1 Prozent der Ernte
wird exportiert
Jährlich wird nur knapp ein Prozent der
Schweizer Weinernte exportiert. Fällt ein
grosser Abnehmer wie Aldi weg, werden
die Exportzahlen automatisch stark nach
unten gedrückt. Darum findet es Thierry
Walz vom Verband der Schweizer Weinexporteure
nicht richtig, die Exportzahlen im
Jahr 2007 mit denjenigen von 2006 zu vergleichen.
![]() |
Lavaux am Genfersee: seit 2007 Kulturgut der Unesco |
Massgebend sind vielmehr die
Exportzahlen der Jahre 2002 und 2003.
Damals wurden nämlich noch keine ausserordentlichen
Verkäufe an Aldi Süd in
Deutschland gemacht. Vergleiche man
das Jahr 2007 mit den früheren Jahren,
habe man im letzten Jahr ein gutes Resultat
erzielt. Bis Ende November 2007 sind
laut Walz bereits nämlich 807000 Liter exportiert
worden.
Export darf kein Überschussventil sein
Mit einem Exportanteil von einem Prozent
ist Ernest Dällenbach, Direktor der Vereinigung
Schweizerischer Weinhandel, nicht
zufrieden. Dällenbach stört sich daran, dass bis anhin immer nur Schweizer Wein exportiert
worden ist, wenn die Winzer eine grosse
Ernte einfahren konnten. Die Schweizer
dürfen den Export nicht als
Überschussventil betrachten. Vielmehr
sollten sie einen konstanten Export von
qualitativ hochstehendem Wein anstreben,
sagt Dällenbach. Von dem in der
Schweiz produzierten Wein müsste die
fünffache Menge exportiert werden können.
Nicht einmal die Hälfte des
Werbegeldes gebraucht
Das Problem jedoch ist: Neben den grossen
Weinnationen wie Frankreich, Italien oder
Spanien ist die Schweiz ein kleiner und unbekannter
Weinproduzent, zudem sind die
Preise im Vergleich zu Chile oder Südafrika
relativ hoch. Absatzförderung im Ausland
wird nur wenig gemacht, sagt Dällenbach.
Für die Weinwerbung zuständig wäre die
Werbeorganisation Swiss Wine Promotion,
die 2006 an die Stelle der in Konkurs gegangenen
Swiss Wine Communication getreten
ist.
Der Bund hat im letzten Jahr für
Swiss Wine Promotion 4,2 Millionen Franken
für die Absatzförderung von Wein im
In- und Ausland vorgesehen jedoch muss
die Weinbranche in der gleichen Höhe eigene
Mittel in die Werbung stecken und
eine entsprechende Kampagne realisieren,
um das Geld des Bundes zu erhalten. Die
definitiven Zahlen fürs Jahr 2007 sind noch
nicht evaluiert. Wir schätzen aber, dass
weniger als 1,6 Millionen Franken beansprucht
werden, sagt Patrik Aebi, beim
BLW zuständig für die Absatzförderung. Dies ist nur etwa ein Drittel des vom Bundes
zur Verfügung gestellten Geldes.
In der Branche konnten nicht genügend
Eigenmittel zusammengebracht werden,
um die Bundesgelder überhaupt beantragen
zu können, begründet Robert Crüll,
Präsident der Swiss Wine Promotion. Bei
den Weinexporteuren hingegen ist man der
Ansicht, genügend Geld in die Werbung im
Ausland gesteckt zu haben. Wir waren im
letzten Jahr im Ausland präsent und haben
unser Werbebudget aufgebraucht, sagt
Thierry Walz vom Verband der Schweizer
Weinexporteure.
Die gegenwärtigen kleinen Erntemengen
lassen nicht erhoffen, dass sich der Weinexport
im nächsten Jahr besser entwickelt.
Denn das Angebot an Schweizer Wein ist
aufgrund der mageren Ernte klein, die
Nachfrage im Inland gut, sagt Stäheli.
Wenn ein Produzent mit seinem Wein in
der Schweiz mehr verdienen kann, dann
wird er ihn kaum exportieren, sondern eher
hier verkaufen.
|
Text: LID, Helene Soltermann.
Weiterlesen: Dossier Wein