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Wieviel Nährwert-Deklaration ertragen Konsumenten?

Gesunde Gummibärli, ungesunde Muttermilch?

von Foodaktuell Importer


Wie kann dem Konsumenten
am einfachsten erklärt werden,
welche Lebensmittel gesund
sind? Zu viele Angaben
auf dem Produkt sind zu kompliziert,
zu wenige verfälschen das Bild.



Nährwertangaben auf Produkteverpackungen
sollten den Konsumenten zeigen,
wie sie sich gesund und ausgewogen
ernähren können. Viel Kleingedrucktes auf
der Verpackungsrückseite macht es aber
nicht leicht, den Überblick über die richtige
Ernährung zu erhalten.

Den Kunden möglichst einfach und verständlich
über die Nährwerte zu informieren hat sich Coop zum Ziel gesetzt.
Bis Ende 2009 will der Grossverteiler auf
seinem ganzen Eigenmarken-Sortiment ein
so genanntes Foodprofil abdrucken. Auf
diesem Profil sind Angaben zu Energie, Zucker,
Fett, gesättigten Fettsäuren und Kochsalz
enthalten. Zudem soll angegeben werden,
wie viel Prozent der täglich
empfohlenen Menge die enthaltene Menge
ausmacht.

Ampelsignale wie auf der Strasse

In der EU wird ein noch einfacheres System
diskutiert, welches über die Nährwerte informieren
soll. Lebensmittel sollen wie im
Strassenverkehr mit einem Ampelsystem
mit roten, grünen oder gelben Farben gekennzeichnet
werden. Grün markierte Lebensmittel
können unbedenklich gegessen
werden, bei rot markierten Lebensmitteln
ist Vorsicht geboten. In England wurde das
System bereits eingeführt.

Dieses Ampelsystem ist für die Konsumenten
tatsächlich einfach zu verstehen,
hat aber auch Nachteile. „Nach dem Ampelsystem
wäre etwa Muttermilch wegen
des hohen Fettgehaltes ein ungesundes Lebensmittel”,
sagt Barbara Walther von der
Forschungsanstalt Liebefeld-Posieux (ALP).
„Umgekehrt würden Gummibärchen als
gesund eingestuft, weil sie reich an Proteinen
sind und kein Fett enthalten.” Walther
bemängelt das System, weil es Lebensmittel
in gute und schlechte einteile: „Alle Lebensmittel
haben ihren Platz in einer ausgewogenen
Ernährung, die verzehrten
Mengen sind entscheidend”.

Frauen beachten Nährwertangaben
eher als Männer. Jüngere Frauen tun es,
weil sie auf ihre Figur achten; ältere wollen damit ihre Gesundheit im
Griff haben. Nährwertangaben werden
insbesondere bei Fertigprodukten und
Milchprodukten beachtet. Dies ist das
Resultat einer aktuellen Diplomarbeit
der Zürcher Fachhochschule Wädenswil ZHAW.

Bei der Stiftung für Konsumentenschutz
(SKS) wird das Ampelsystem hingegen begrüsst.
„Übergewicht ist in der Schweiz ein
Problem. Ein Ampelsystem wäre ein gutes
und einfaches System, um die Konsumenten
zu sensibilisieren”, sagt SKS-Geschäftsführerin
Jacqueline Bachmann. „Jedoch
sollten alle Grossverteiler ihre
Produkte mit dem gleichen System anpreisen”.

Auch wenn die Ampel kein Thema ist, spannen
Coop und Migros tatsächlich einmal
zusammen: Auch bei der Migros will man
ein System einführen, welches auf den gleichen
Angaben wie denjenigen von Coop
basiert. Zu finden ist es aber erst auf den
zwei Produktelinien „Actilife” und „Léger”,
wie Migros-Mediensprecherin Monika Weibel
sagt.


In der Schweiz muss der Nährwert
nicht zwingend deklariert werden. Auf
vielen Produkten wird trotzdem meist
auf der Hinterseite der Verpackung Energiewert,
Gehalt an Eiweiss, Kohlenhydraten
und Fett angegeben. Zusätzlich
kann auch der Gehalt an gesättigten
Fettsäuren, Nahrungsfasern und Natrium
deklariert werden.

Text: LID Helene Soltermann. Bilder: foodaktuell.ch

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