Datum:

«Eine Zollunion wäre besser»

Werner Hug, Delegierter des Verwaltungsrates der Hug AG, wünscht sich eine Zollunion mit der EU. Auch mit einem Freihandelsabkommen seien ­immer noch Hindernisse zu überwinden.

von Alimenta Import

Alimenta: Sind nach der Übernahme von Wernli und einem erfolgreichen Wachstum letztes Jahr weitere Akquisitionen geplant?
Werner Hug: Wir müssen diese Akquisition jetzt zuerst verdauen. Mengenmässig hat Wernli fast gleichviel wie produziert Hug. Somit beschäftigen wir uns mit keinen ­weitern Akquisitionen.
(siehe auch Bildstrecke, Produktion in der Wernli AG, Trimbach)
Gerade mit einem eventuellen Agrarfreihandels­abkommen (FHAL) wäre es doch optimal, auch ein Standbein in der EU zu haben?
Nein, gerade mit einem solchen Abkommen können wir weiterhin in der Schweiz pro­duzieren. Wenn das Agrarfreihan­delsab­kommen nicht kommt, müssen wir uns ernsthafte Überlegungen machen, im Ausland gewisse Produkte herzustellen.

Eine Ihrer Zulieferbranchen, die Hefeproduzen­ten, sind sehr kritisch gegenüber einem FHAL eingestellt. Was sagen Sie als Befürworter eines Abkommens diesen, um sie zu überzeugen?
Diese zu überzeugen, ist schwierig. Denn die Hefeproduzenten sind stark mit der ­Zuckerindustrie verbunden, deren Existenz sowieso gefährdet ist. Aber ich sehe nicht ein, warum sie nicht weiter existieren können, schliesslich würden sie auch die Möglichkeit erhalten zu exportieren. Aber sie glauben einfach, dass sie zu klein sind und im Ausland viel günstiger produziert werde. Klar muss sich die inländische Lebens­mittelindustrie vor allem auf Spezialitäten konzentrieren. Denn für Massenproduk­tionen wird es natürlich schon schwierig.

Eine weitere Branche, die eher gegen ein ­Freihandelsabkommen ist, sind Fertiggericht­pro­duzenten. Gibt der wirtschaftliche Erfolg dieser Branche aber nicht recht? Schliesslich ist das Conveniencesegment in den letzten Jahren enorm gewachsen.
Viele dieser Fertiggerichtproduzenten verarbeiten Kartoffeln und Gemüse. Dies sind auch Rohstoffe, welche in der Schweiz viel teurer sind als in der EU. Hier stellt sich die Frage, wieviel Kartoffeln wir in der Schweiz noch anbauen sollen. Wenn Fertiggerichtproduzenten Kartoffeln importieren könn­ten, wären sie konkurrenzfähiger.

Sie werfen die Frage auf, warum in der Schweiz überhaupt noch Weizen angebaut werden soll. Dabei ist Hug als Gebäckproduzent stark vom Rohstoff Weizen abhängig und hat sich in der Rohstoff-Charta verpflichtet, einheimische Rohstoffe zu verarbeiten. Kein Widerspruch?
Weizen verarbeiten wir schon heute aus Qualitätsgründen zu einem Teil aus dem Ausland (15%), weil sich der inländische für unsere Produkte nicht immer eignet. Das Problem sehe ich aber vor allem beim Mehlpreis. Mein Mitbewerber in Deutschland zahlt für das Kilo etwa 37 Rappen, wir in der Schweiz fast einen Franken. Bei der ­Butter zahlen wir in der Schweiz 238% des Preises von Deutschland. Mit dem FHAL soll es Druck auf die Landwirtschaft geben, dann müssen sich die Landwirtschaftsbetriebe vergrössern und zusammenschliessen.

Warum denn nicht gleich ein EU-Beitritt?
Dieser ist politisch nicht realisierbar. Doch für mich wäre eine Zollunion die beste aller Varianten. Denn mit einem Freihandels­abkommen haben wir immer noch einen grossen Papierkrieg. Die anderen Industrien in der Schweiz haben absolut freien Warenverkehr. Warum sollen wir in der Nahrungs­mittelindustrie immer noch Zollschranken haben? Hingegen braucht es keinen EU-Beitritt. Aber die bilateralen Verträge könnten weiter ausgebaut werden.

Sie versichern, dass bei Hug alle Eier aus Bodenhaltung stammen. Wird es mit einem FHAL – und damit grösserem Preisdruck – nicht noch schwieriger, solche Vorteile in verarbeiteten Produkten entsprechend auszuloben?
Klar wird es schwierig, doch es bietet die Chance, unsere in der Schweiz hergestellten Produkte entsprechend zu positionieren. Butter, Eier und Milchprodukte werden wir für unsere Markenprodukte stets aus der Schweiz beziehen.

Haben Sie keine Angst, dass eines Ihrer Hauptprodukte, Darvida, bei einem FHAL von Wasa als dem Knäckebrotinbegriff schlechthin verdrängt werden könnte?
Klar werden Wasa-Produkte mit einem ­Abkommen noch günstiger in die Schweiz kommen. Das sind halt Markenprodukte, damit muss man leben können. Jetzt, da Coop die Marge senkt, sind wir vielleicht auch besser dran.

Der neue Bundesrat Ueli Maurer ist ein FHAL-Gegner. Könnte sich das Abkommen verzögern?
Das kann man noch nicht sagen. Es wird ­sicher schwieriger. Doch Ueli Maurer muss sich auch anpassen. Demgegenüber hat Bun­desrätin Leuthard immer Angst gehabt, wir seien nicht auf ihrer Seite. Doch wir konn­ten sie jetzt überzeugen, dass wir sie unter­stützen.