14 Mio. Franken schaffen das Problem nicht aus der Welt
Bernard Lehmann, Professor für Agrarwirtschaft an der ETH Zürich, äussert sich in diesem Standpunkt darüber, welche Auswirkungen die Krisenintervention des Bundes auf den Milchmarkt hat.
Der Schweizer Milchmarkt ist stark vom internationalen und im Speziellen vom EU-Markt abhängig. Die weltweite Preishausse der Jahre 2007 und 2008 wurde inzwischen nach unten korrigiert. Der Trend bleibt aber ganz eindeutig steigend, wobei es immer Schwankungen geben wird.
Mit den 14 Mio. Franken, die der Bund zur Stützung des Milchmarktes zugesichert hat, lässt sich die Preiskorrektur nicht aus der Welt schaffen. Sie tragen zwar dazu bei, kurzfristig eine grössere Menge Milch abzusetzen und dadurch die Produzentenpreise etwas zu stützen. Die Beiträge der Branche und Mengenkorrekturen helfen mit, den Druck auf die Preise abzufedern. Die internationale Entwicklung kann dadurch aber nicht ausgeglichen werden.
Der Schweizer Milchmarkt ist mit der geschützten weissen Linie und der liberalisierten gelben Linie in einer speziellen Situation. Aus Sicht der Milchproduzenten ist es legitim, zu verhindern, dass der jeweils schlechtere Verwertungskanal den Preis der Gesamtmenge bestimmt. Eine Produktionsmenge, die es nötig macht, komparativ schlechte Verwertungsmöglichkeiten auszubauen, erhöht diese Gefahr. Ihr kann ein Mengenmanagement entgegenwirken, das es ermöglicht, den durch chronische Überschusstendenzen bedingten Preisdruck auszuschalten.
Es beinhaltet einerseits eine Grundmenge, deren Preis die internationale Preislage, den Grenzschutz und die noch vorhandenen Stützungen berücksichtigt, andererseits eine variable Menge, die der Preisvolatilität von Zusatzmärkten ausgesetzt ist (Börse). Ein Problem davon ist, dass sich Märkte auf Dauer nicht scharf trennen lassen.
Staatliche Eingriffe wie die aktuelle Stützung des Milchmarktes schaffen Präzedenzfälle. Die ganze Welt erlebt momentan eine Phase staatlicher Noteingriffe, was die jüngste Diskussion für die Bittsteller vereinfachte. Hinzu kommt, dass diese Unterstützung auch ein indirektes Eingeständnis des Bundes sein könnte, die Situation in den Jahren 2007 und 2008 etwas zu optimistisch eingeschätzt zu haben.
Ab dem 1. Mai 2009 sollte die Branche so weit sein, mit guten Instrumenten die Potenziale der Marktdynamik auszuschöpfen. Dass mit hoher Wahrscheinlichkeit eine weitere Öffnung der Agrarmärkte bevorsteht, gilt es dabei mitzuberücksichtigen.