Produzenten erwidern Vorwürfe
«Wir haben unser Versprechen gehalten», sagen die Milchproduzenten zum Vorwurf, sich zu wenig an der Räumung der Altlasten auf dem Milchfettmarkt zu beteiligen.
Aus den Reihen der Milchverarbeiter gibt es Stimmen, die behaupten, der Dachverband der Schweizer Milchproduzenten (SMP) komme seinem Versprechen nicht nach, das er am runden Tisch gegenüber Vertretern des Bundes und der Verarbeiter gemacht hat, die Altlasten auf dem Milchfettmarkt abräumen zu helfen. Mit der vereinbarten Stabilisierung der Butterpreise wurde verhindert, dass der Milchpreis noch tiefer gesenkt werden musste.
«Mehr können wir nicht tun»
Diese Behauptung treffe nicht zu, widerspricht SMP-Direktor Albert Rösti. «Wir sind unseren Verpflichtungen, die wir in den Milchpreisverhandlungen vom 2. Juni 2008 eingegangen sind, mehr als nachgekommen.»
Damals haben die SMP versprochen, den Verkauf von maximal 1500 t Milchfett finanziell zu unterstützen. Eine SMP-Zusammenstellung zeigt, dass sich der Verband zwischen Oktober und Dezember 2008 an der «Entsorgung» von 1920 t Butteräquivalenten beteiligt hat. Zudem wurden nach seiner Rechnung 250 t Butteräquivalente als Rahm exportiert. «Mehr können wir nicht übernehmen, insbesondere nachdem die grossen PO und PMO entschieden, weitere Entlastungen nicht über Beiträge, sondern über die Segmentierung zu tätigen», sagt Rösti.
Uneinig sind sich die Milchproduzenten und -verarbeiter nach wie vor über das künftige Milchmarktmodell. Die SMP setzen weiter auf eine nationale Milchbündelung mit Segmentierung und mit einer Basismilchmenge (Kontingents- plus Zusatzmenge 2008).
An den derzeit im ganzen Land stattfindenen Versammlungen der Produzentenorganisationen (PO/PMO) steht das Modell zur Abstimmung. Explizit dafür ausgesprochen hat sich nach den Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) auch die Lobag. Hingegen hat die PO Ostschweiz am 3. März entschieden, sich noch nicht für das SMP-Modell auszusprechen.
VSM-Modell ist fast fertig
Im Unterschied zu den Produzenten möchten die Milchverarbeiter die vertraglich festgelegte Milchmenge, die so genannte Linienmilch, ihrem Bedarf anpassen und den Preis dafür gemäss den Entwicklungen des Marktes festlegen. Der Verein Schweizer Milch (VSM), in dem die Verarbeiter sowie Produzentenorganisationen vereinigt sind, arbeitet mit Hochdruck an seinem Modell.
Es besteht aus drei Elementen: Die Richtpreisempfehlung für Linienmilch basiert auf dem Preisindex der Vereinigung der Schweizerischen Milchindustrie (VMI), auf einer Abschätzung der kommenden Marktlage und neu auch auf einem Produktionskostenindex. An der Milchbörse soll Milch gehandelt werden, die von den Verarbeitern nicht als Linienmilch entgegengenommen wird. Gibt es immer noch Überschüsse, sieht der VSM vor, sie zu exportieren. Vorstellbar ist, dass dies in Form von Vollmilchpulver geschieht – zum internationalen Marktpreis.
Das gesamte Modell scheint kurz vor der Vollendung zu stehen. «Diese Woche entscheidet sich, ob wir es auf Anfang April oder erst auf Anfang Mai einführen», sagt VSM-Präsident Alexander Briw dazu.