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Alleskönner ­gesucht

Die Selektion für den neuen ­Direktor oder die neue ­Direktorin von Fromarte, dem ­Verband der ­gewerblichen Milchverarbeiter, läuft. Ausgewählte Kanditatinnen und Kandidaten werden zu ­Gesprächen geladen, um auf Herz und Nieren getestet zu werden.

von Alimenta Import

Die Person an der Spitze des Verbandes muss gemäss Stellenanzeige über fundier­te Kenntnisse der Milchwirtschaft und über Berufserfahrung in der Lebensmittel­verarbeitung verfügen – sie muss Käse machen können. Ebenfalls vorausgesetzt werden ein Hochschul- oder Fachhochschulabschluss sowie Führungsqualifi­kationen. Das Beherrschen der zweiten Landes­sprache gehört zu den Grundanforderungen. Um die gewerblichen Milchverarbeiter auch politisch in Position zu halten, schadet eine gute Vernetzung auf diesem Parkett keineswegs.

Offizielle Informationen über den Stand des Auswahlverfahrens sind nicht erhältlich. Deshalb hat sich die «Alimenta»-Redaktion in der Käsebranche umgeschaut und Überlegungen angestellt, wer sich für die Stelle an der Spitze von ­Fromarte am besten eignen würde. ­Diese Umschau hat sechs Favoriten hervorgebracht, zwei Frauen und vier Männer, die auf den nächsten Seiten vorgestellt werden. Ob sie ihr Dossier eingereicht haben, ist nicht bekannt. Ebensowenig, wer das Rennen wirklich machen wird.

Hansruedi Aggeler
Der 44-Jährige führt ein Büro für Unternehmensberatung in St. Margarethen TG. Bevor er sich selbstständig gemacht hat, ar­bei­tete er unter anderem bei Baer und als Ge­schäftsführer der Käser-Treuhand AG. Er ist Käser und Lebensmittelingenieur HTL.

Durch die Arbeit als Berater und als ­Geschäftsführer der Käser-Treuhand AG kennt Hansruedi Aggeler die Probleme der gewerblichen Milchverarbeiter. Seine analytischen Fähigkeiten und die Kenntnisse als Unternehmensberater ermög­lichen ihm, die wirtschaftliche Situation der Fromarte-Mitglieder einzuschätzen.

Er ist in der Ostschweiz verwurzelt. Als Fromarte-Direktor müsste er, zumindest zeitweise, einen Wohnsitz in der Region Bern beziehen.

Jacqueline Amstutz
Sie ist Geschäftsführerin der Swizzzprozzz Vertriebs AG, Hergiswil, die im Lizenz-/Pa­tent- und Markengeschäft tätig ist. Bis Ende 2007 war Amstutz für die Geschäfte der Schweizerischen Genossenschaft der Weich- und Halbhartkäsefabrikanten zuständig. Vorher war die heute 53-Jährige 19 Jahre in Australien, wo sie eine Emu-Farm hatte und Exportprojekte nach Asien betreute.

Jacqueline Amstutz kennt aus ihrer SGWH-Zeit die Sorgen und Nöte der gewerblichen Käsehersteller bestens. Sowie die Knochenarbeit, die für den Aufbau neuer Märkte, wie Deutschland, nötig ist. Überdies ist die Marketingfrau vertraut mit Überseemärkten.

Quereinsteigerin ins gelbe Geschäft.

Jacques Gygax
Der Ingenieur Agronom ETH ist seit 1986 Direktor des Milchverbandes der Nordwestschweiz (Miba). Gleichzeitig engagiert er sich im Käsebereich; als Präsident der Sortenorganisation Tête de Moine und als Präsi­dent der Käsereigenossenschaft Courgenay.

Weder seine Kenntnisse der Schweizer Milchwirtschaft noch der Umstand, dass er auf beiden Seiten der Sense bekannt und anerkannt ist, können in Frage gestellt werden.

Trotz seines Einsatzes für den Tête de Moine ist er im Molkereisektor angesehe­ner als beim Käse.

Olivier Isler
Der Käser und Ingenieur FH ist 38-jährig. Seit dem Abschluss des Studiums arbeitet er für Fromarte und ist derzeit Geschäftsleiter der Sortenorganisation Tête de Moine AOC. Vorgängig hat er während mehreren Jahren die Geschäfte der Tête-de-Moine-Produzen­ten geleitet. Mit seinen Erfahrungen war er massgeblich an der Fusion der beiden Westschweizer Käsersektionen beteiligt, wo er das Sekretariat im Mandat von Fromarte führt.

Er kennt das Umfeld der Käser und Fromarte sehr genau und kann dadurch ihre Interessen gut vertreten.

Bei Fromarte arbeitet er eher im Hintergrund als an der Front.

Roland Sahli
Er ­leitet den Verkauf Detailhandel von Emmi. Vor dem Wechsel zum grössten Milch­verarbeiter im Sommer 2004 arbeite­te der 41-Jährige bei Fromarte und führte die Geschäfte der Switzerland Cheese Market­ing AG (SCM) und der Käseorganisation Schweiz (KOS). Der gelernte Käser ist Lebens­mittel­ingenieur FH.

Bei Fromarte und als Geschäftsleiter von SCM und KOS erhielt Roland Sahli Einblicke in die Mechanismen der Käse­branche. Aus seinen derzeitigen Berufserfahrungen weiss er, welche Verkaufs­argu­mente bei den Kunden ankommen.

In seiner SCM- und KOS-Zeit konnte er kaum anhaltend positive Ergebnisse für den Absatz von Schweizer Käse im In- und Ausland vorweisen.

Alessandra Silauri
Die 47-jährige Ingenieur Agronomin ETH arbeitet beim Bundesamt für Landwirtschaft im Fachbereich Qualitäts- und Absatzförderung.

Sie kennt die Mechanismen der land­wirtschaftlichen Verwaltungsinstitutionen sehr gut, so wie auch ihre Komplexität. Sie legt grossen Wert auf eine gute Posi­tionierung unserer Produkte. Im männerdominierten Umfeld von Fromarte könnte eine Frau Männerrivalitäten durchbrechen und ihren Ideen auf anderen Wegen zum Durchbruch verhelfen. Sie spricht neben Französisch perfekt Deutsch.

Ihr politisches Engagement als Grossrätin der Grünen des Kantons Waadt könnte den Zentralvorstand von Fromarte nicht unbedingt überzeugen.