Belgiens süsse Welt der Schokolade
Belgien ist nicht nur weltbekannt für seine Schokolade, Brüssel ist auch der Sitz von Caobisco, dem europäischen Verband für Schokolade und Biscuits. Seine aktuellen Themen sind öffentliche Gesundheit und Übergewicht.
Die Mitglieder von Caobisco, des europäischen Verbandes für Schokolade und Biscuits, sind die nationalen Verbände der Schokoladen- und Biscuitsindustrie der EU-Länder. Die Schweiz und Norwegen sind als Beobachter zugelassen. Der Verband vertritt 1800 Firmen mit 245?000 Mitarbeitenden. Der jährliche Umsatz der Industrie beläuft sich auf 45 Mrd. Euro. Insgesamt werden 11,3 Mio. Tonnen Schokolade- und Biscuitprodukte hergestellt – ein Drittel davon wird exportiert. Im Vergleich zur Grösse der Industrie ist der Verband mit sechs Mitarbeitenden verhältnismässig klein und die Büros sind bescheiden ausgestattet. Zu den wichtigsten Aufgaben von Caobisco gehört die Beobachtung des politischen, wirtschaftlichen, sozialen, technologischen und ökologischen Umfeldes der Industrie. Hinzu kommen das Lobbying bei den europäischen Institutionen, der Kontakt mit aussereuropäischen Ländern wie China zur Verbesserung der Exportmöglichkeiten der Industrie oder der Dialog mit verschiedenen Anspruchsgruppen.
Derzeit läuft die Diskussion über Übergewicht und öffentliche Gesundheit, wo
neue Deklarationsvorschriften die Industrie beschäftigen. So wird nach verschiedenen Lösungen gegen Übergewicht und für die Verbesserung der öffentlichen Gesundheit gesucht. Dazu gehören beispielsweise die Entwicklung von Diätriegeln mit Früchten oder neue Produkte mit geringerem Fett- oder Zuckergehalt. Zu den Trends gehören aus Sicht von Caobisco auch Wellness, Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein, Steigerung der Position von Premium-Schokoladenmarken, Entwicklung von neuen exotischen und würzigen Geschmacksnoten in Lebensmitteln sowie die Schaffung von neuen Vertriebskanälen.
Von der Theorie zur Praxis
Nach so viel Theorie ging es nun zur Praxis. Auf dem grossen Marktplatz in der Altstadt von Brüssel befinden sich viele Schokoladengeschäfte, so genannte Chocolatiers, die zum Naschen verlocken. Zu den bekanntesten gehören die Geschäfte von Leonidas und Godiva, denen die Studierenden der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft einen Besuch abstatteten. Es sind vor allem die vielen unterschiedlichen Pralinen, die durch das Schaufenster die Lust nach Schokolade wecken. Die Geschichte der Godiva-Schokolade begann vor über 80 Jahren.
Der Maître Chocolatier Joseph Draps hat seine neu gegründete Schokoladefabrik zu Ehren von Lady Godiva benannt. Vor vielen Jahren lebte diese edle und hübsche Lady in Coventry, England. Während ihr Mann, Lord Leofric, ein grausamer Herrscher war, kümmerte sie sich fürsorglich um die armen Leute. Als er eines Tages eine neue Steuer einführen wollte, protestierte seine Frau. Der gemeine König wettete mit ihr, dass sie es nicht wagen würde, nackt auf dem Pferd durch die Stadt zu reiten. Wenn er die Wette verlöre, so würde die Steuer nicht eingeführt.
Obwohl die Lady sehr prüde war, nahm sie die Wette an, denn sie war mutig, und
die Bewohner der Stadt versprachen ihr, die Fensterläden während des Ritts zu schliessen. Dies geschah auch, und so gewann sie die Wette. Ihr Mann musste sein Versprechen halten, und seit dieser Zeit ist die Name Godiva unsterblich. Jahrhunderte später brachte der bekannte Chocolatier Joseph Draps eine wundervolle Schokoladenlinie hervor. Diese Kollektion war voll von Leidenschaft und Reinheit. Er suchte einen Markennamen, welcher die Zeitlosigkeit, den Stil, die Sinnlichkeit
und den Mut verkörpern sollte. Seine Wahl fiel auf Godiva.
Innovation und Stil
Seit vielen Jahren wird die hohe Qualität der belgischen Schokolade gehalten und ausgebaut. Bekannt ist Belgien insbesondere für Schokoladespezialitäten wie dunkle Schokolade, Schokolade mit exotischen Gewürzen oder die Herkunftsdeklaration des Kakaos. Das Design und die Verpackungen sind elegant und innovativ. Die süsse Schokolade aus Belgien schmilzt zart auf der Zunge. Es ist deshalb kein Wunder, dass Belgien weltweit an vierter Stelle beim Schokoladekonsum liegt. Mit 9 kg ist der Pro-Kopf-Konsum in Belgien nur um etwa 1 kg tiefer als in der Schweiz.
* Die Autorinnen studieren im Studiengang Food Science & Management an der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft (SHL).