Freiwillige Massnahmen als Antwort auf die Unsicherheit
Die Chancen, die sich durch die neuartigen Eigenschaften von Nanomaterialien eröffnen, sind weitestgehend unbestritten. Dieselbe Neuartigkeit birgt auch Risiken, da vor allem mittel- und langfristige Auswirkungen auf Mensch und Umwelt noch unklar sind. Verschiedene Akteure fordern deshalb angemessene Massnahmen zur raschen Risikoabklärung, im Risikomanagement und in der Regulierung.
Nanomaterialien fallen implizit in den Geltungsbereich der bestehenden Gesetzgebung (z.B. Umwelt- oder Chemikaliengesetze). Trotzdem stehen die Behörden nun vor der Aufgabe, abzuschätzen, ob die neuartigen Eigenschaften von Nanomaterialien im existierenden Rahmen gehandhabt werden können oder ob neue Gesetze nötig sind. Die Regulierungsbehörden kämpfen mit der grossen Dynamik der Entwicklungen in der Nanotechnologie und der raschen Marktdurchdringung von Nano-Produkten.
Zur Ausarbeitung nanospezifischer Regulierungen fehlt gegenwärtig noch das nötige Wissen. Fehlende Definitionen, Standards, Test- und Messverfahren, die lückenhafte Datenbasis über die Risiken und die Ungewissheit über die Effektivität von Massnahmen zur Risikominderung stellen eine schlechte Ausgangslage für eine gesetzliche Regulierung dar. Der Bundesrat setzt daher im Rahmen des Schweizer Aktionsplans «Synthetische Nanomaterialien» stark auf Selbstkontrolle und Selbstverantwortung der Hersteller. Verschiedene Unternehmen haben bereits freiwillige Massnahmen lanciert, welche über die bestehenden gesetzlichen Anforderungen hinausgehen oder diese ergänzen.
Für die Unternehmen ist es vor diesem Hintergrund wichtig, aktiv zu werden, das Risikoumfeld laufend zu analysieren und neue Erkenntnisse zu berücksichtigen. Mit «Cenarios» haben der TÜV Süd und die Innovationsgesellschaft (St.?Gallen) ein Risikomanagement- und Monitoringsystem entwickelt, das speziell
auf die grosse Dynamik und die bestehenden Unsicherheiten bei Nanotechnologien eingeht. Über ein Risikomonitoring werden laufend die neusten Erkenntnisse aus Wissenschaft, Technik, Gesellschaft und Recht ins Risikomanagement integriert. Eine optionale Zertifizierung des Systems dokumentiert die überdurchschnittlichen Anstrengungen gegen aussen.