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Proaktives Handeln gefordert

Am traditionellen Lieferantentag der Lustenberger & Dürst AG in Cham stand die Zukunft der schweizerischen Milchwirtschaft im Fokus. Für ­Käse­affineure und Milchindustrie ist ein Freihandel mit der EU das Ziel.

von Alimenta Import

«Das zeugt von einer echten Partnerschaft», sagte Richard Gander, Geschäftsführer von Lustenberger & Dürst AG in Cham. Denn seiner Einladung zum traditionellen Käsertag folgten 95 Prozent seiner Lieferanten. Diesen hielt Gander die Wichtigkeit der gelben Linie in der schweizerischen Milchwirtschaft vor Augen. Auch die Wichtigkeit der Vorverpackung. Denn die hiesige Käsewirtschaft würde grösstenteils immer noch in einem schrumpfenden Segment, für die Käsetheke, produzieren, obwohl der Selbst­bedienungsanteil stetig steigen würde.
Die Wichtigkeit der Milchwirtschaft erläuterte auch Gastredner Werner Schweizer, Chef von Hochdorf Swiss Milk. Schweizer blickte in die Geschichte der Milchwirtschaft bis ins Jahr 1870, als auch in Cham mit der Anglo Swiss Condensed Milk Company der Milchboom und schon vorher im Emmental das Milchfieber ausgebrochen waren.
Der ETH-Lebensmitte­l­ingenieur legte sieben Thesen dar: Ein Milchpool ist nicht möglich und nicht sinnvoll, eine Branchenorganisation ist nötig, aber schwierig, Milchpreissplitting macht Sinn, für die Landwirtschaft braucht es den Markterlös und die Direktzahlungen, die Öffnung nach Europa kommt, die Märkte werden immer volatiler, und schliesslich bleibt die Schweiz ein Milchland.

Ziel soll festgelegt werde
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Richard Gander und Werner Schweizer waren sich einig, dass zuerst das Ziel, wohin sich die schweizerische Milchwirtschaft hinbewegt, festgelegt wird. Denn folgende Szenarien sind möglich: Rückkehr zu mehr Protektionismus, wo sich für Werner Schweizer die Lebens­mittelindustrie auf ein kleinereres, breiteres Sortiment einstellen würde, was weniger In­vestitionen bedarf. Die weiteren Szenarien sind der EU-Beitritt, der Abschluss der WTO-Doha-Runde, die Weiterverfolgung des bilateralen Weges oder das Freihandelsabkommen (FHAL) EU–Schweiz, das für beide Milchwirtschafter der gelben und der weissen Linie das Ziel ist. Für dieses Szenario sollten zuerst die Prinzipien festgelegt werden. Für Gander ist ein dauerhaft nicht wettbewerbsfähiger Sektor zum Verschwinden verurteilt. «Denn unser Zug fährt langsamer als derjenige der Mitbewerber.»

Jeder dritte Liter im Ausland abgesetzt

«Wir sollten proaktiv handeln und nicht ­wieder wie beim Bankgeheimnis warten, bis Druck von ausssen kommt», ist Richard ­Gander überzeugt. Bei den Betrachtungen sei es wichtig, dass Milchpreissysteme in den künftig gemeinsamen Märkten im Ausland miteinbezogen werden, schliesslich werde jeder dritte Liter Milch dort abgesetzt.