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Zuversicht bei der «liquiden» Branche

Obwohl jetzt sogar Lebensmittelunternehmen Investitionsstops einführen, ist die zuliefernde Maschinenbranche zuversichtlich. Dieses Jahr findet der lang ersehnte Event, die Drinktec, statt. Auch Schweizer Firmen fiebern mit.

von Alimenta Import

Weltweit wird auch für die kommenden Jahre mit einem Wachstum des Getränkeabsatzes gerechnet. Gesellschaftliche Entwicklungen spielen eine grosse Rolle, so hat beispielsweise abgefülltes Wasser bereits im Jahr 2006 die mit Kohlensäure versetzten Getränke an der Spitze abgelöst, und bis 2012 kann laut dem deutschen Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinenverband (VDMA)mit einer grossen Nachfrage gerechnet werden. Der VDMA führt gemäss Uta Kiefer ­diesen Trend auf das weltweit gestiegene Bewusstsein für Ernährung und Gesundheit, aber vor allem auch auf den Umstand, dass es inzwischen praktischere und leichtere Getränkeverpackungen gibt, zurück. All dies schlägt sich selbstverständlich auf die Zulieferer der Getränkeindustrie nieder. So wuchs der weltweite Exportwert von Nahrungs- und Verpackungsmaschinen in den letzten acht Jahren um 70% auf 26 Milliarden Euro im Jahr 2007. In dieser Branche ist Deutschland mit einem Anteil von 28% der führende Exporteur. Doch auch der Schweizer Maschinenbau ist traditionellerweise stark im Export­geschäft verankert, auch wenn die neuesten Exportzahlen stark nach unten zeigen.

Jetzt erst recht – trotz Exportdelle

Die Weltmesse für die Getränketechnologie Drinktec in München stellt in der Krise für 39 helvetische Unternehmen eine Plattform dar, um technologische Meisterleistungen zu zeigen. So auch für den Vorzeigekonzern, die Bühler AG, Uzwil, der laut Isabelle Maganto in München einen Prozess zur Malzvear­bei­tung zeigen will. Oder die Fostag Formenbau AG, die Werkzeuge baut, um die Verschlüsse auf PET-Flaschen zu setzen, will ihr Know-how zeigen. Markus Brander vom Maschinenunternehmen sagt, dass die Kunden zurückhaltend mit Neuinvestitionen seien. Doch für den Firmenchef heisst es jetzt erst recht, an der Drinktec präsent zu sein. Martin Had, Digmesa AG, Ipsach, sagt, dass die Wirtschaft gerade im Getränke- und Kaffeebereich gut laufe. Somit ist die Firma mit ihren Messge­räten für die Getränkeindustrie ebenfalls an der Drinktec vertreten. «Wir haben eine solide Projektlage in einer soliden Branche.» Dies sagt Reto Morger von der Netstal AG, Näfels. Für Morger stellt die Drinktec den wichtigsten Branchentreffpunkt dar, wo die in der Spritzgiessmaschinentechnologie tätige Firma ihre Leistungen zeigen kann, beispielsweise das Produktionssystem PET-Line für die Herstellung von Preforms.

Hiobsbotschaften

Nur einen kleinen Auftritt wird die Herstellerin für Streck- und Blasmaschinen, Norgren AG, Balterswil, haben. Auch trotz dem ­massi­ven Einbruch sei dieser, laut dem Verkaufsleiter, im 6000-Mitarbeiter-Konzern, der in der Schweiz das PET-Kompetenzzentrum führt, klar gerechtfertigt. Trotz Hiobsbotschaften ist Reto Mattarel, Verkaufsleiter der Bornbinder AG, Zofingen, zuversichtlich, ­obwohl er gera­de erfahren habe, dass die ­Dr.-Oetker-Gruppe ­einen Investitionsstopp aufgebrummt erhalten habe und dass die Leute vom Braukonzern ­Inbev nicht an die Messe kommen könnten.

Teilnahme ein Muss

Doch für das 15-köpfige KMU ist klar, dass die Teilnahme ein Muss ist. «Denn wenn wir nicht vor Ort wären, würde es Spekulationen auslösen, wo wir denn seien», sagt Reto Matta­rel vom Mehrweggebinde- und Palettensiche­rungsanlagenhersteller Bornbinder.
«Für uns als Weltunternehmen ist es unabdingbar, an der Drinktec dabeizusein», sagt auch Markus Windegger von Alfa Laval. Eiroa Michel von der Aseptomag AG aus Kirchberg ist der Meinung, dass die Messe beste Bedingungen für die Kontaktpflege biete – nicht nur jene zu den Messebesuchern, sondern auch zu den Mitausstellern, unter denen ebenfalls Kun­­den des Unternehmens präsent sein werden.
Viele Unternehmen im Maschinenbau haben Kurzarbeit eingeführt. Vielfach sind die Firmen laut Aussagen der Firmenchefs immer noch mit viel Arbeit eingedeckt, obwohl die Aufträge zurückgegangen seien. Oft werden auch einfach Projekte zurückgesteckt. So sagt Reto Mattarel, wenn die noch nicht spruchreifen Projekte kommen, sehe es für die nächste Zeit wieder gut aus. Und bis dahin werde diese gut genützt. So würde mit den Leuten neue Anwendungsgebiete auch in branchenfremden Gebieten angeschaut. Bezüglich der kommenden Weltmesse meint Reto Mattarel, dass die Erwartungen im Vorfeld halt nicht zu hoch hinaufgeschraubt werden sollten, dann sei man auch eher zufrieden.

70?000 Besucher werden erwartet
Erwartet werden von den Drinktec-Verantwortlichen an der diesjährigen Messe vom
14. bis 19. September 70?000 Besucher aus etwa 160 Ländern. Seit Monaten fiebert die Fachwelt dem Top-Event als wichtigste Veranstaltung der Getränke- und Liquid-Food-Technologie entgegen. Hersteller (Zulieferer) aus aller Welt, darunter weltweit operierende Konzerne ebenso wie mittelständische Unternehmen, treffen auf alle grossen Produzenten und Händler für Getränke und Liquid Food. In der Branche gilt die Drinktec als Plattform für Weltneuheiten. Ihre Rolle als weltweit führende Leitmesse bezieht die Drinktec auch ­daraus, dass sie die gesamte Prozesskette ab­bildet. Die Hersteller präsentieren die neuesten Technologien für die Herstellung, Ab­füllung und Verpackung von Getränken aller Art bis hin zu Liquid Food – Rohstoffe und ­logis­tische Lösungen inklusive. Ein Markenzeichen der Drinktec ist, dass ganze Anlagen, Systeme und Maschinen mit grossem Aufwand ­komplett aufgebaut und in Funktion g­ezeigt werden.

Nicht nur Messe – auch Fore
n
Während der Messe finden auch bedeutende Foren für Wissenschaft und Forschung, ­Gedankenaustausch und Networking statt. ­Experten aus aller Welt diskutieren in verschiedenen Veranstaltungen über die Zukunft der Getränkeindustrie, zum Beispiel in der Vortragsreihe zum Thema Milch/Molkerei-Technik-Preis oder im Forum «Innovative Süssungskonzepte». Auch die gleichzeit stattfindende «Fruit World» des dritten PET-World Congress oder die zweite PLA Bottle Conference, halten hochkarätige Refernten bereit. Vom 16. bis 18. September findet ebenfalls die Internationale Fachmesse für die Herstellung und Weiterverarbeitung von Ölen und Fetten aus nachwachsenden Rohstoffen «oils & fats» statt. Auch namhafte Preise werden an der Drinktec vergeben, so der «Beverage Inno­vations Awards 2009» oder der Molkerei-­Technik-Preis. Ausschreibungen und weitere In­formationen auf auf www.drinktec.de