Bell lanciert nachhaltigen Goldbutt
Die Weltmeere sind überfischt. Damit wichtige Speisefische nicht verschwinden, propagiert das MSC-Label einen nachhaltigen Fischkonsum. Neu bringen Bell und Coop auch Goldbutt aus MSC-Fängen auf den Markt.
Dass Erdöl endlich ist, haben wir spätestens mit der Preishausse vom letzten Sommer begriffen. Dass hingegen Thunfisch, Goldbutt und Lachs in absehbarer Zukunft vom Speisezettel verschwinden könnten, ist noch kaum bekannt. Doch die Hälfte aller Speisefische wird bis ans Limit befischt, ein weiteres Viertel ist bereits übernutzt. Fachleute warnen denn auch, dass die Weltmeere keine unerschöpfliche Vorratskammer sind: «Ändern wir nichts an unserem Fischkonsum, werden diverse Wildfischpopulationen in den kommenden 50 Jahren stark dezimiert oder ganz verschwinden», erklärte Marnie Bammert, Country Manager Schweiz beim Marine Stewardship Council MSC, Ende Juli an einer Medienpräsentation des MSC-Engagements von Bell und Coop.
Wachsender Markt
Abhilfe schaffen können nicht zuletzt die Konsumentinnen und Konsumenten – indem sie sich im Supermarkt oder Restaurant für Fisch mit MSC-Label entscheiden. MSC steht für einen nachhaltigen Fischfang, der dem Erhalt von Beständen und Ökosystemen Rechnung trägt. Mit 8,3 Kilogramm pro Kopf und Jahr ist der Fischkonsum in der Schweiz zwar noch moderat – Isländer verzehren zehnmal mehr –, doch erfreut sich Seafood mit einem Zuwachs von insgesamt neun Prozent in den letzen vier Jahren auch hierzulande wachsender Beliebtheit. Grund ist neben der zunehmenden Kaufkraft vor allem das steigende Supermarktangebot: «Wir verzeichnen ein starkes Wachstum infolge der Erweiterung der Selbstbedienungssortimente. Zudem offerieren wir in immer mehr Verkaufsstellen Fisch im Offenverkauf», erklärte Marco Märsmann, stellvertretender Leiter der Coop-Tochter Bell Seafood.
Falsch gefischt
Als Nummer 2 im Schweizer Markt für Fisch und Meeresfrüchte ist man sich bei Bell bewusst, dass sich eine nachhaltige Kundennachfrage nur Hand in Hand mit dem Aufbau eines entsprechenden Angebots entwickeln kann. «Deshalb haben wir die am stärksten bedrohten Fischarten Hai, Rochen, Schwertfisch, Zackenbarsch, Beryx und Roten Thunfisch aus dem Sortiment gestrichen und durch neue Produkte aus nachhaltigem Fischfang ersetzt», so Märsmann. Nun ist die Reihe am Goldbutt, der zusammen mit Lachs, Pangasius, Dorsch und Thunfisch zu den Top five der Schweizer Speisefische gehört. Diese stark überfischte Fischart – weltweit werden jährlich 120?000 Tonnen Goldbutt gefangen – ist auch darum zunehmend bedroht, weil falsch gefischt wird: Viele Tiere landen vor Erreichen der Geschlechtsreife im Netz, was die Regeneration der Bestände verunmöglicht. Der WWF hat den Verzehr von Goldbutt deshalb als «nicht empfehlenswert» eingestuft.
Bereits 150 Produkte
Doch nun bringen Bell und Coop neu Goldbutt aus MSC-zertifizierten Fängen des holländischen Unternehmens Ekofish Group BV in ihre Regale. «Wir waren während des ganzen Zertifizierungsprozesses mit der Firma in Kontakt und haben die Umsetzung unterstützt», betonte Märsmann. Philosophie sei es, zusammen mit der Fischereibranche schrittweise nachhaltige Produkte zu entwickeln.
Seit der Zertifizierung beschränkt sich die Ekofish Group auf nicht überfischte Fanggebiete und benützt grossmaschige Netze. Jüngere Tiere sowie sogenannter Beifang – also Arten, die man gar nicht fangen will – können nun grösstenteils entkommen. Mit dieser Strategie stehen die Ekofish Group und Bell nicht allein da: Bereits findet man in
den heimischen Regalen 150 MSC-Produkte. www.msc.org