Ein Arbeitsplatz mit Zukunft
Trotz wirtschaftlich schwierigem Umfeld wagt die Käsereigenossenschaft Hellbühl und Umgebung den Schritt in die Zukunft mit einer hoch modernen Anlage. Anfang Juli wurde sie mit einem grossen Fest eingeweiht.
Seit bald fünf Monaten ist die neue Käserei in Hellbühl in Betrieb. Und die Qualität ist sehr zufriedenstellend – so sehr, dass die Hellbühler sich für die Produktion von Kaltbach-Emmentaler bewerben wollen, wie Emmi-CEO Urs Riedener in seiner Festrede verriet. Bis zu 24?000 Liter Rohmilch können in Hellbühl täglich verarbeitet werden, und die Produktionsanlage ist so angelegt, dass der Ausbau für eine dritte Fabrikationscharge möglich wäre. Pro Jahr liefern 48 Produzenten knapp sechs Millionen Liter Milch. Rund 600 Laibe lagert die Genossenschaft bis zur Reife selbst, bevor sie den Käse der Emmi AG verkauft.
Zu dritt
Für Käsermeister Jörg Blum geht damit ein Traum in Erfüllung. Zusammen mit zwei Mitarbeitern steht er ab 5.30 Uhr in der Käserei, bis Mittag ist die Hauptarbeit getan, ab 13 Uhr kann ein Mann alleine die Arbeit bewältigen. Der Betriebsleiter der Käsereigenossenschaft Hellbühl und Umgebung kommt ins Schwärmen, wenn er von der neuen Anlage erzählt: «Für mich ist eine solche Einrichtung die berufliche Erfüllung, dieser Arbeitsplatz hier hat wirklich Zukunft.» Dass die Käserei Hellbühl sanierungsbedürftig war, war schon längst klar. Und nach der Zusammenlegung der fünf Käsereigenossenschaften Sigigen, Hunkelen, Moosschür, Hellbühl und Neuenkirch vor sechs Jahren stand fest, dass die Produktion auf einen Standort verlegt wird. Dieser Standort ist nun Hellbühl.
Computergesteuert
Mit einem Fest wurde die Käserei eingeweiht. Auf dem Rundgang durch das neue Gebäude mit dem Herzstück, dem Käsefertiger und der Käsewendepresse, erfuhr man, dass nichts ohne computergesteuerte Technik geht; Käseherstellung ist auch im gewerblichen Bereich Hightech-Sache. 4,5 Millionen Franken hat die Genossenschaft investiert, rund zehn Monate dauerte der Um- und Neubau der Gebäude.
Der Präsident der Genossenschaft, Moritz Erni, freute sich in seiner Rede über das Gelingen, stellte aber fest, dass das Wagnis von Neubau und Investitionen nichts Neues sei. «Schon unsere Grossväter haben solche weitreichenden Entscheidungen getroffen, als sie Käsereien gründeten und bauten», sagte er und zitierte aus Protokollen aus früheren Tagen.
Besseres Marketing
Als Festredner war Emmi-CEO Urs Riedener zugegen. «Ich gebe Ihnen keine unternehmerischen Tipps, denn Sie haben alles begriffen, was für ein Unternehmen nötig ist», sagte er und wies wie Erni auf die Vergangenheit hin, auf die Anfänge des Freihandels mit Emmentaler noch vor dem Ersten Weltkrieg, die Baisse danach, den Aufstieg und das Ende der Käseunion. Kritische Worte merkte er zum Marketing an: «Ein Schwachpunkt, hier können wir sehr viel besser machen.» Klar ist für Riedener, dass eine Mengensteuerung her muss.