Datum:

Visionen für eine zukunftsgerichtete Schule

Wädenswil bildet seit 20 Jahren junge Menschen zu Fachleuten im Lebensmittelbereich aus. Je schneller Industrie und Technologie sich entwickeln, desto geforderter sind die Ausbildungsstätten und deren Professoren.

von Alimenta Import

Alimenta: Herr Kleinert, herzliche Gratulation zum 20-jährigen, erfolgreichen Bestehen der Fachhochschule in Wädenswil. Die Entwicklung der Ausbildung an Ihrer Schule in den letzten 20 Jahren ging rasant vorwärts – vom Technikum zur Fachhochschule und seit diesem Jahr sogar ein Masterabschluss. Wie viel Prozent der Fachhochschulabgänger (Bachelor) haben sich für den Masterstudiengang entschieden?
Michael Kleinert: Der Masterstudiengang mit Vertiefung in Food and Beverage Innovation wird im Herbst 2009 zum ersten Mal starten. Der aktuelle Stand liegt bei 14 Studierenden. Weitere Anmeldedossiers werden in Kürze bearbeitet werden. Es wird damit gerechnet, dass 10 bis 20% der Abgänger BSC sich für ein Weiterstudium zum ­Master entscheiden.
 
In den 20 Jahren hat sich die Schule sehr schnell weiterentwickelt und ist auch bereits aus allen Nähten geplatzt. Wie sehen Sie die Zukunft?
Das Fachhochschulstudium ist ein Erfolgskonzept und erfreut sich ausserordentlicher Attraktivität. Im September werden mehr als 70 Personen ein Bachelor-Studium der Lebensmitteltechnologie bei uns in Wädens­wil beginnen. Das ist eine Steigerung von mehr als 20% im Vergleich zum Vorjahr. Wir wollen in enger Absprache mit unseren Partnern aus der Lebensmittelbranche den Anforderungen des Marktes entsprechend ausbilden.
Kernthemen unseres Studiums werden ­weiterhin die auf der Basis naturwissen­schaftlicher Kenntnisse beruhenden techno­logischen Methoden zur Getränke- und Lebens­mittelherstellung sein. Die Nähe zu Markt und Konsumenten entwickeln wir konsequent in Lehre und Forschung weiter. Die Einbindung der Consumer Science in unser Institut für Lebensmittel- und Ge­tränke­innovation stärkt unsere Stellung ebenso wie die vielfältigen Möglichkeiten in interdisziplinären Projekten in unserem Departement hier in Wädenswil aber auch mit anderen Instituten der ZHAW. Wir ­arbeiten z.B. an einem strategischen Aus­-bau unseres Portefolios im Bereich der Ver­­packung von Lebensmitteln und werden ab 2010 im Studium die Thematik «Energie- und Ressourcenmanagement in der Lebens­mittelindus­trie» weiter ausbauen. Wir rechnen auch in der Zukunft mit einem modera­ten Wachstum unserer Studierendenzahlen.

Sie versuchen also die Lücke, die zurzeit in der Schweizer Ausbildung herrscht – die Ausbildung zum Verpackungsspezialisten – zu füllen? Werden Sie dabei mit anderen Instituten, etwa Materialwissenschaften oder dem Schweizerischen Verpackungsinstitut zusammenarbeiten?
Wir sind zurzeit in Kontakt mit den führenden Stakeholdern, die im Kontext «Lebensmittel und Verpackung» aktiv sind. In ­intensiven Diskussionen arbeiten wir an ­zukunftsfähigen Konzepten. Unser Ziel ist es, bereits 2010 neue Angebote in Lehre und Weiterbildung zu lancieren.

Der Bezug zur Praxis in Ihrer Ausbildung ist entscheidend. Wie werden Sie diesem gerecht? Können Sie Ihre Pilotanlagen den neuen Entwicklungen anpassen?
Die Frage betreffend Pilotanlagen hat uns beim Aufbau und in den letzten 20 Jahren ständig begleitet. Es macht Sinn, die Kernkompetenzen in den einzelnen Forschungsgruppen auch mit Pilotanlagen zu ergänzen, damit sie im Unterricht und in der Forschung und Entwicklung eingesetzt werden können. So wurden in den letzten Jahren verschiedene Anlagen in der Bäckerei, in der Getränketechnologie, in der Sensorik angeschafft. Geplant sind weitere Anschaffungen im Bereich der Verpackung. Es macht allerdings durchaus Sinn, dass wir in Zukunft auch mit anderen Partnern zusammen­arbeiten und Anlagen und Know-how von ­anderen Institutionen für die Ausbildung sinnvoll einsetzen.

Wie sieht Wädenswil im Jahr 2029 aus? Denken Sie, dass die Spezialisierung weitergehen wird und Sie neben den drei bestehenden Studiengängen weitere anbieten werden?
Im Studiengang Lebensmitteltechnologie werden zurzeit die Vertiefungen Lebens­mitteltechnologie, Getränketechnologie und Ernährung angeboten. Die Vertiefungsrichtungen sind jeweils mit den potenziellen Arbeitgebern der Abgänger abgesprochen, d.h. in enger Zusammenarbeit mit der ­Lebensmittel- und Getränkebranche, Industrie, Handel und Behörden usw.
Die Out-Coming-Kompetenzen und die Curricula werden periodisch überprüft und angepasst. Dabei werden die ändernden Profile der Anfänger und sich ändernde Anforderungen der Arbeitgeber in die Über­legungen miteinbezogen. Neue Lehr- und Lernformen mit einem verstärkten Fokus auf die Eigenverantwortung der Studierenden sind wichtig. Sind neue Kompetenzen gefragt, reagieren wir und ergänzen unser Angebot. Falls es sich dabei um ein ­grösseres Themengebiet handelt, kann es ­durchaus sein, dass neue Vertiefungen eingeführt werden. So bauen wir aktuell die Vertiefung Ernährung zur Vertiefung ­Consumer Science und Ernährung aus. Hier zeigt sich, dass vor­handene Forschungskompetenz sehr schnell auch in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird und die ­Attraktivität des Studiums steigert.