Der Sparmöglichkeiten gibt es viele
Gewerbe und Industrie bemühen sich, wo immer möglich, Strom und Energie zu sparen – dem Portemonnaie und der Umwelt zuliebe. Die Gewerbeverbände unterstützen ihre Mitglieder dabei mit unterschiedlichen Methoden.
«Mit einfachen Mitteln, wie zum Beispiel dem Montieren einer Zeitschaltuhr auf einem Kompressor, kann ein Betrieb bereits 700 Franken pro Jahr einsparen», sagt Hans Burkhalter, Energieberater bei der BKW FMB Energie AG (siehe Kasten). In der Tat haben der Schweizer Bäcker- und Konditorenmeisterverband (SKBV) und der Schweizer Fleischfachverband (SFF) mit der BKW einen Partnerschaftsvertrag abgeschlossen. Die Beratungsdienstleistung der BKW ermöglicht den Betrieben, Prozesse und betriebliche Veränderungen zu optimieren.
Fromarte denkt weiter
Fromarte hat bereits vor zehn Jahren beschlossen, mit der Energie-Agentur der Wirtschaft EnAW (siehe Kasten) zusammen zu arbeiten. Als Beweggründe gibt Kurt Schnebli, Verantwortlicher für Energiefragen, die seit 1996 drohende CO2-Abgabe an, die ja auch Tatsache geworden ist, sowie den Klimaschutz. «Käse ist ein Naturprodukt. Deshalb sollten wir uns nicht ums Klima futieren», sagt er. Zwischen 1999 und 2008 haben über die Hälfte aller Fromarte angeschlossenen Betriebe das Angebot der EnAW genutzt, ihren Betrieb analysieren lassen und dann eine bis 2012 dauernde Zielvereinbarung unterschrieben.
Einfache Massnahmen mit grosser Wirkung
Hans Burkhalter ist bei der BKW für die Energieberatung der Bäckerei- und der Metzgereibetriebe zuständig. Nach dem Besuch von über vierzig Bäckereien haben sich einige Hauptprobleme herauskristallisiert. Viele Backöfen verfügen zwar über eine Zeitschaltuhr, werden aber trotzdem ein bis zwei Stunden zu früh eingeschaltet. Burkhalter ist auch aufgefallen, dass sich viele Betriebsleiter erst dann bewusst werden, wie viele Apparate (Kühl- oder Gefrierschränke zum Beispiel) sie besitzen, wenn sie sich für eine Energieberatung entscheiden. Ein weiterer kritischer Punkt ist die ungenügende Nutzung der Abwärme.
Blitz braucht gar nicht so viel Energie
Der Partnerschaftsvertrag mit dem SFF läuft erst seit zehn Monaten. Die Erfahrung Burkhalters beruht hauptsächlich auf drei Pilotbetrieben. Er hat zum Beispiel eine Anlage gefunden, in der Wasser auf 75?°C statt 65?°C aufgeheizt wird. Die Einsparung ist beträchtlich. Dafür ist der Blitz zum Herstellen der Cervelats gar kein so grosser Energiefresser wie bisher angenommen. Die Leistung des Motors ist kleiner als erwartet.
Fromarte ist bereits einige Schritte weiter
Erich Lüdi von der EnAW hat in den letzten zehn Jahren bei über 250 Käsereien das Energiemanagement analysiert und Zielvereinbarungen mit ihnen erarbeitet. Bei Käsereien werden 90% der Energie in der Produktion gebraucht. Die restlichen 10% reichen für das Haus und einen eventuell angehängten Stall. Für Lüdi gibt es zwei Bereiche, in denen etwas unternommen werden kann. Bestehende Anlagen müssen optimiert werden, zum Beispiel durch eine andere Temperaturführung oder die Wärmerückgewinnung, die vielmals verbessert werden kann.
Das grössere Potenzial jedoch liegt in Teil- oder Totalsanierungen. Zu diesem Zweck erarbeitet die EnAW in Zusammenarbeit mit dem Bund und der Forschungsanstalt ALP Liebefeld einen Leitfaden für die häufigsten Prozesse in der Milchverarbeitung. Diese sollen die Betriebe bei der Entscheidung bei einer Sanierung energietechnisch unterstützen. Dieser Leitfaden ist noch nicht veröffentlicht, wird aber in absehbarer Zeit zur Verfügung stehen.
Energieberatung auf jeden Fall und jederzeit
Die genannten Beispiele zeigen, dass es sich auf jeden Fall lohnt, einen Energieberater herbeizuziehen. Thomas Weisskopf ist Leiter des KMU-Modells der EnAW. Er empfiehlt jedem Betrieb, die Kosten-Nutzen-Rechnung durchzuführen, die auf der Homepage der EnAW unter www.enaw-kmu.ch zur Verfügung gestellt wird. «Damit zeigt sich am schnellsten, ob sich eine Mitgliedschaft bei uns lohnt», sagt er. Entschliesst sich der Betrieb zu einer Zusammenarbeit, dann wird aufgrund des Einsparpotenzials eine Zielvereinbarung ausgearbeitet. In dieser werden 60% des gesamten Einsparpotenzials berücksichtigt. Diese Zielvereinbarung hat eine Dauer von zehn Jahren und kann jederzeit unterzeichnet oder aber auch aufgehoben werden.
Mit dem Unterzeichnen dieser Zielvereinbarung besteht auch die Möglichkeit, von der CO2-Abgabe befreit zu werden. Eine Option, die beispielsweise kürzlich ein Pilzproduzent eingelöst hat.