Preisdifferenzen geben zu denken
Der Druck des Handels oder Währungsschwierigkeiten sind grosse Probleme beim Käseexport. Bei Fleisch kommt zusätzlich die fehlende Wahrnehmung durch den Konsumenten. Über allem steht die zunehmend grösser werdende Preisschere
Omer Aloussy, Marketingchef, Mifroma/Elsa: Erstes Halbjahr 2009: Insgesamt ist es gut gelaufen. Sogar in Frankreich konnten wir unsere Position im schwierigen Umfeld, wo der Joghurtmarkt um 1% zurückgegangen ist, halten und sogar mit einem kleinen Plus von 5% ausbauen. Doch der Druck ist da.
Prognose: Wir spüren keine Euphorie, wir sind auch noch nicht auf unserem Budgetkurs, aber der Markt hat sich auch stark geändert. Es gibt jedoch Lichtblicke. So konnten wir mit unseren
Excellence-Premium-Joghurt mit Spar in Österreich einen neuen Kunden gewinnen. Auch in Deutschland verlangt der Markt nach mehr Premium-Produkten. Dies ist die Chance für Schweizer Unternehmen.
Schwierigkeiten Export: Immer das Gleiche, die Konkurrenz, und der knappe Platz im Regal. Auch Hersteller müssen am POS aktiv sein. Der Trend des Handels nach Private-Label-Produkten braucht Platz im Regal, und es gibt keine Garantie, die Produkte absetzen zu können.
Innovationen: Wir lancierten besonders bei Milchmischgetränken und Desserts ein paar neue Produkte. So beispielsweise die vier Sorten Grande Caffè, die Marroni-Crème oder Joghurt mit Kuchenstücken drin.
Christoph Kempter, Direktor, Appenzeller Käse GmbH: Erstes Halbjahr 2009: Der Geschäftsgang ist je nach Märkten unterschiedlich verlaufen. Es gibt Märkte, die sehr gut laufen. Es gibt aber auch solche, die schwächer sind. Im dritten Quartal konnten wir Absatzrückgänge teilweise kompensieren. Von allen grossen Schweizer Sorten stehen wir konsolidiert am besten da.
Prognose: Ich denke, dass wir ein gutes Weihnachtsgeschäft machen werden. Man hört dies auch vom Handel, der diesbezüglich positiv eingestellt ist. Ich gehe, gesamthaft gesehen, davon aus, dass wir ein gutes Jahr haben werden.
Schwierigkeiten Export: Insbesondere in Deutschland herrscht ein riesiger Preiskampf. Gerade letzthin haben wir die Käsepreis-
Inserate von Aldi und Lidl angeschaut und wie sie sich bekämpfen. Das Problem für uns ist, dass die Differenz der Preise, die für Schweizer Käse sicher ein wenig höher sein können, immer grösser wird. Irgend einmal ist dann der Konsument nicht mehr bereit, diese zu bezahlen.
Innovationen: Es ist nicht so, dass wir bei den grossen Sorten keine Innovationen mehr machen können. Auch wir können Inputs
für Innovationen leisten. Wir haben die Anuga dazu genutzt, dem deutschen Handel neue Verpackungskonzepte zu zeigen.
Christian Bitterli, Marketingleiter, Bigler AG: Erstes Halbjahr 2009: In der Schweiz ist der Markt sehr umkämpft. Dennoch sind wir auf Vorjahresniveau. Im Export sind wir mit Markttests im Einzelhandel gestartet, was aber immer noch ein Versuchsballon ist.
Prognose: Wir werden uns immer in einem Nischenmarkt bewegen. Wir wollen unsere Schweizer Spezialitäten gezielt einsetzen, denn für die grosse Masse sind wir nicht konkurrenzfähig. Die Preissituation bei Rohmaterial aus Deutschland und aus der Schweiz ist zu unterschiedlich.
Schwierigkeiten Export: Die richtigen Ansprechpartner im LEH zu finden, ist die grosse Herausforderung. Die Frischelogistik kostengünstig und effizient zu organisieren, ist das zweite Ziel.
Innovationen: Beispielsweise das für den Export entwickelte Klubsandwich, verpackt im Zweikammersystem. Für den Einzelhandel sind auch die Grill-Artikel in
den «Skin»-Packungen entwickelt worden.
François Huguenin, Verkaufsdirektor, Fromalp: Erstes Halbjahr 2009: Mit dem Geschäft in der Schweiz sind wir zufrieden. Im Ausland ist es eher durchgezogen, denn Premiumprodukte sind momentan weniger gefragt und werden durch günstigere Angebote substituiert. Wenn mit dem letztem Jahr verglichen wird, liegen wir im 2009 unter
der Vorjahresperiode. Alle Konsumenten denken ans Sparen.
Prognose: Die Konjunkturerholung wird nicht kurzfristig kommen.
Schwierigkeiten Export: Diese liegen in den Überseemärkten, wo unsere Preise teilweise weit unter den Preisen der Mitbewerber-Produkte liegen. Gerade in den USA, wo die einheimische Produktion im Aufwind ist, denn die Milchpreise liegen dort am Boden. Der Druck des Handels nimmt gleichzeitig stetig zu.
Innovationen: Wir zeigen diese beispielsweise hier an der Anuga. So das Fondue Gourmet im Standbeutel oder das Fondue Brasserie mit Bier aus der Rugenbräu AG, Interlaken. Die Marke «Grand Tradition», für die Käse ausschliesslich mit betriebseigenen Kulturen hergestellt wird, hatten wir bisher nur beim Emmentaler AOC, jetzt ist sie auch beim Gruyère AOC eingeführt.
Rolf Fankhauser, Senior Manger, Meinen AG: Erstes Halbjahr 2009: Seit drei Jahren können wir zusammen mit der Migros in den süddeutschen Raum in drei Filialen exportieren. Seit ein paar Monaten sind wir auf Testmärkten in Frankreich. Sonst wird erst Aufbauarbeit geleistet.
Prognose: An der Anuga haben wir gute Kontakte gehabt, jetzt müssen etwa 70 oder 80 Visitenkarten bearbeitet werden. Ob daraus etwas wird, wird man sehen. Die Arbeit fängt für uns erst an.
Schwierigkeiten Export: Man kennt und sieht uns nicht. Wir in der Schweiz wissen, was eine Cervelat ist. In Deutschland kennt sie niemand. Also müssen wir zuerst erklären, was wir anbieten. Es gibt Schokolade, Käse und Uhren aus der Schweiz. Die Wahrnehmung dass Schweizer Fleisch existiert, hat noch nicht stattgefunden.
Innovationen: Wir versuchen dies über die Verpackung oder eventuell über eine Geschichte zu machen. Gleichzeitig versuchen wir möglichst das Sortiment, das in der Schweiz schon besteht, zu widerspiegeln. So beispielsweise die klassischen Käseprodukte wie Cervelats mit Käse.
Andreas Müller-Henze, Geschäftsführer, Switzerland Cheese Marketing SCM Deutschland: Erstes Halbjahr 2009:Die Situation ist zwiespältig. Die gesamte exportierte Menge nach Deutschland ist um 15% angestiegen. Jedoch leiden die Hauptsorten durch die allgemeine Kaufzurückhaltung.
Prognose: Seit August 2009 steigen die Absätze bei allen drei Hauptsorten. Wir sehen einem sehr guten Jahresendgeschäft entgegen.
Schwierigkeiten Export: Schweizer Käse kostet viel Geld. Dies drückt sich dann in den Mengenprodukten am deutlichsten aus. Bei Nischenprodukten sind Konsumenten eher bereit, mehr Geld auszugeben.
Innovationen:Schweizer Käse ist
in Deutschland ein Synonym für Schnitt- und Hartkäse. Was aus Schweizer Sicht keine Innovation ist, aber neu, sind die Weichkäse, wo es verschiedene Anbieter
gibt, die ganz viele Sorten nach Deutschland gebracht haben.