Heisse Stimmung im kalten Geschäft
Seitdem die Industrie gemerkt hat, dass Kaffee nicht nur warm sein muss, tummeln sich immer mehr Anbieter auf dem kalten Kaffeemarkt. Nicht nur der Marktführer Emmi bringt neue Produkte.
Es tut sich was auf dem Markt für kalten Kaffee, der in der Schweiz laut Nielsen 32 Millionen Franken gross und stark wachsend ist. So erweiterte Anfang Mai Mövenpick sein Sortiment in seiner «Caffe Freddo»-Linie mit Crema. Mitte Mai folgte Emmi nach dem Blitzstart im Jahr 2004 mit der siebten Sorte von Caffè Latte
in seiner Intensivvariante «Intenso», nachdem vor einem Jahr «Zero» auf den Markt gekommen war. Nestlé hat sich hingegen mit Nescafé Xpress schon vor drei Jahren aus der Schweiz aufgrund des gesättigten Marktes verabschiedet. La Semeuse bietet seit Anfang Jahr seine Variante «Cap Nord» in der Dose mit Molke und neuer Rezeptur an. Migros, die Frankreich als Exportmarkt angibt und deren sechs Grande-Caffe-Sorten gemäss Branchenkennern nicht recht zulegen wollen, mischt jetzt den Markt mit einer Innovation, Shakeria, auf. Der Innovator Erich Kienle, der den Markt mit einem neuen Konzept, mit Teleskoptrinkhalm und nicht kühlpflichtig, zünftig durchshaken will, sagt, dass der Markt für gekühlte Kaffeegetränke in Europa noch zulegen werde. Die USA seien das Vorbild.
Kalter Krieg angekündigt
Dort schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg kürzlich, dass durch das Eindringen zahlreicher neuer Anbieter, die mit Neukreationen und neuen Angebotsformen den Markt aufrollen würden, schon diesen Sommer der «kalte Krieg» ausbrechen werde. Der Markt für kalten Kaffee wird in den USA von Frauen, die 64% der Kaffeetrinker sind, beherrscht. 52% der Konsumenten sind zwischen 25- und 49-jährig. In diesem Wachstumsmarkt mischen internationale Grosskonzerne mit. So Starbucks, der seine Marke «Frappuccino» jetzt auch mit einer Eiscremevariante stärken will. Sogar Coca-Cola bietet Coffein nicht mehr nur als Limonade an, sondern zusammen mit dem Kaffeeproduzenten Illy als Kaffeevariante in der Dose.
Müller Milch, die ausschliesslich im deutschen Markt tätig ist, machte auf ihrem «Müller Typ Kaffee» im März ein Redesign und McDonald’s führt seinen «Premium Roast Iced Coffeweltweit schon seit zwei Jahren. Die Convenience-Shop-Kette «7-Eleven» verkauft seit letztem Jahr kalten Kaffee auch in Kaffeemaschinen, denn der Kaffee soll immer convenienter «on the go» getrunken werden.
Marktführer verfolgt Frischekonzept
Das ist auch Emmi klar. Vor zwei Jahren wurde der «Trinklochbecher» eingeführt, und Emmi Caffé Latte ist seit 2007 auch im Selecta-Automat erhältlich. Das neue, von der Bina prodzierte «Shakeria» soll auch durch Automaten vertrieben werden und erhält durch das UHT-Format eine monatelange Haltbarkeit. Genau hier will sich Emmi mit Caffè Latte, womit Premium und Frische ausgestrahlt werden soll, gemäss Monika Senn, abheben. Mit Leistungsvorteilen wie beispielsweise dem frisch Aufbrühen in der grössten Espressomaschine in Ostermundigen, oder dem röstfrischen Kaffee soll sich Emmi’s Kaffeekompetenz widerspiegeln. So will man beim Marktführer nichts von einer Gefahr, die durch die Markteinführung von Shakeria verursacht würde, wissen. Brand Manager Isabelle Erne sagt: «Wir sind gewappnet und werden die Markteinführung von Shakeria sicher genau verfolgen». In einem Monat vielleicht noch genauer. Dann wird der Produktionsleiter von Shakeria zu einem Emmi-Betrieb der Molkerei Biedermann in Bischofszell wechseln.