Energy Food ist vor allem in Trinkform beliebt
Energy Food ist ein Nahrungsmittel mit hoher Energiedichte. Studenten des ZHAW und des MCI Innsbruck untersuchten verschiedene Produkte auf Konsumentenakzeptanz, Marketing und Sensorik.
Bereits zum dritten Mal haben sich Master-Studierende «Food and Beverage Innovation» der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) und Master-Studierende «Biotechnologie» des Management Center Innsbruck (MCI) zu einem bilateralen Workshop getroffen. Zwischen dem 15. und dem 17. April 2013 setzten sich die Studierenden in Wädenswil mit Fragen rund um das Thema «Energy Food» auseinander.
Im ersten Teil des Workshops nahm die Beantwortung der Frage, wie «Energy Food» eigentlich definiert wird und welche Lebensmittel als «Energy Food» bezeichnet werden, einen zentralen Platz ein. Neben der Definition wurden auch allgemeine Aspekte wie Marktzugang, Konsumentenakzeptanz, Herstellung, Verpackung, Abfallmanagement, Zusammensetzung und ernährungsphysiologische Wirkung für «Energy Food»-Produkte eingehender betrachtet. Konsens bestand lediglich darin, dass «Energy Food» ein Nahrungsmittel mit einer hohen Energiedichte ist. In diesem Kontext wurde diskutiert, ob eine Einteilung von «Energy Food» in natürliche oder stark-prozessierte Produkte vorgenommen werden muss, wobei die Prozessierung aus Zugabe von Zusatzstoffen wie z.B. Koffein bestehen kann.
In den Jahren 2001 bis 2009 konnten sogenannte Energy Drinks einen Zuwachs von 55% verzeichnen (AWA 2001–2009) und sich im Jahr 2011 in den USA zum ersten Mal besser als Tafelwasser verkaufen (Beverage Industry: State of the Industry Report 2012). Das Konsumverhalten zeigt, dass sich «Energy Food», in Form von Getränken, sog. Shots und mittlerweile auch Gelen, einer wachsenden Beliebtheit erfreut.
Subklasse der Functional Foods
In diesem Zusammenhang sprach sich die Mehrheit der Teilnehmer für einen leistungssteigernden Effekt aus, der körperliche oder psychische Müdigkeit vertreibt. Zudem wurde «Energy Food» als Subklasse von «Functional Food» gesehen, das natürliche Mahlzeiten nicht ersetzen und ausschliesslich den Effekt einer kurz- bis mittelfristigen Energiebereitstellung bieten kann.
Single-use-Verpackungen und geringe Volumina unterstreichen den kurzlebigen Charakter von «Energy Food»-Produkten, die vor allem in Situationen konsumiert werden sollen, in der eine hohe Verbraucherfreundlichkeit gefordert wird.
Im Hinblick auf den Marktzugang von «Energy Food»-Produkten wurde von den Studenten eine kritische Betrachtungsweise gefordert. Die Definition der Zielgruppen deckte ebenfalls die Problematik des Konsums von «Energy Food» auf. Das Durchschnittsalter eines Energy Drink Konsumenten beträgt 27 Jahre. Als sogenanntes Life Style-Produkt konzentriert sich die Vermarktung auf Personen, die aussergewöhnliche Leistungen in ihrem Alltag erbringen müssen (z.B. Extremsport). Das Unternehmen schafft somit durch das Marketing der Produkte ein Zugehörigkeitsgefühl beim Kunden, der sich auf eine Ebene mit den Leistungsträgern beim Konsum des Produktes stellt. Neben dem Leistungsgedanken assoziiert der Konsument eine gewisse Aktivität bzw. Sportlichkeit mit «Energy Food»-Produkten. Aus ernährungsphysiologischer Sichtweise kann der Konsum von stark zuckerhaltigen Getränken bei unzureichender Bewegung zu Übergewicht und in weiterer Folge zu Diabetes führen.
Eine Studie der EFSA zum Konsumverhalten von Energy Drinks zeigt, dass 68% aller Jugendlichen (10?–18 Jahre) regelmässig Energy Drinks konsumieren (EFSA-Q-2011-00309). In Österreich als auch in der Schweiz sind 20% der Jugendlichen übergewichtig.
Verkostung und Bewertung von Vergleichsprodukten
Im zweiten Teil des Workshops wurden die Gruppen mit dem Ziel, das im ersten Teil erworbene Wissen auf ein spezifisches Produkt anzuwenden, neu aufgeteilt und definierte Produkte aus dem Bereich «Energy Food» analysiert. Alle Produkte aus den vordefinierten Bereichen: Energy Drink, Kaffeekaltgetränk, probiotisches Joghurtgetränk, Müsli und Energy Gel wurden in einer Konsensprofilierung mit Vergleichsprodukten verkostet und bewertet. Dabei wurden insbesondere bei den Energy Drinks und Müsli-Produkten überraschende Ergebnisse bezüglich der sensorischen (Farbe) bzw. kalorischen Eigenschaften (Energiedichte) erhalten.
In Abbildung 1 ist exemplarisch ein Ergebnis der Konsensprofilierung gezeigt. Dabei wurde ein Spiderweb-Diagramm eines sensorischen Vergleiches vier verschiedener Energy Drinks Schweizer bzw. österreichischer Firmen [Red Bull (A, blau), Migros (CH, grün), Volg (CH, violet) sowie Denner (CH, orange)] erstellt. Die Attribute für den Vergleich zwischen den Produkten wurden von den Studenten zuvor festgelegt. Auffällig an diesem Ergebnis sind die vergleichsweise geringe Ausprägung der Attribute von Red Bull egenüber handelsüblichen Alternativen. Die Konkurrenzprodukte tendieren zu einer stärkeren Ausprägung in wenigstens einem Attribut, woraufhin die Studenten vermuten, dass der Erfolg von Red Bull zumindest teilweise auf ein gemässigteres Geschmackserlebnis für einen Energy Drink zurückzuführen ist.
*?Autoren: Jacqueline Javor Qvortrup, ZHAW; Katrin Bach, MCI