Bier: Weniger Import, stagnierender Konsum
Schweizer Bier behauptete sich im letzten Jahr gegenüber den Importen. Der Bierkonsum sank verglichen mit dem Konsum im Ausland nur leicht. Probleme gibts nur mit Largo.
Hans Peter Schneider. Das Braujahr 2014/15 ist am 30. Oktober zu Ende gegangen. Der Schweizerischen Brauereiverband zieht ein überwiegend positives Fazit. Die bis anhin steigenden Bierimporte konnten gebremst werden. Sie gingen um 4,4 Prozent auf 1,19 Millionen Hektoliter zurück. Diese für die inländischen Brauereien positive Tendenz kann laut Markus Zemp, Präsident des Schweizerischen Brauereiverbandes (SBV), jedoch als Einmaleffekt verbucht werden und betrifft vollständig die nun weggefallenen Farmer-Bierimporte der Landi. Der Fenaco-Detailhändler beschafft das Dosenbier mittlerweile aus dem Inland, nämlich von der Fenaco-Tochter Ramseier in Hochdorf, die in eine Dosenabfüllanlage investierte. Diese ist mittlerweile die vierte derartige Abfüllungsanlager im Lande.
Vom Sturzflug verschont
Positiv sei auch der der stabile Bierverbrauch zu werten. «Wir sind eines der einzigen Länder, das keinen Sturzflug im Bierverbrauch hinnehmen musste», sagte Zemp an der Präsentation der Jahreszahlen der Schweizer Bierbrauer in der Brauerei Müller in Baden. Die siebzehn SBV-Mitglieder produzieren 96 Prozent des gesamten inländischen Bierausstosses von 3,46 Millionen Hektoliter (1,8 Prozent mehr als im Vorjahr) und realisierten einen Umsatz von rund einer Milliarde Franken, wie der Verbandsdirektor Marcel Kreber sagte.
Die Schweizer Hersteller haben einen Marktanteil von 74,4 Prozent. Der gesamte Biermarkt mit Verkäufen von 4,650 Millionen Hektoliter wuchs leicht um 0,1 Prozent. Ein wichtiger Grund dafür sei, dass die Schweiz eine enorme Vielfalt an Bieren zu bieten habe, sagte Kreber. Rund 250 Biersorten gibt es mittlerweile, die in 574 aktiven Braustätten, welche von der Eidgenössischen Zollverwaltung registriert sind, hergestellt werden. Die Schweiz hat die grösste Dichte an Brauereien, gemessen an der Bevölkerung. Und doch: «Die 50 grössten Schweizer Brauereien produzieren immer noch über 99 Prozent des Biers», sagte Kreber.
Giftzähne gezogen
Negative Punkte ortete SBV-Präsident Zemp in der Politik. So hätten zwar dem Alkoholgesetz die giftigsten Zähne gezogen werden können. Beispielsweise konnte die Senkung des Ausschankalters auf 16 Jahre verhindert werden. Der Bundesrat hat auch in der Swissness-Diskussion zugunsten der Brauereien entschieden und klargestellt, dass das Brauwasser beim Bier wesensbestimmend sei und somit angerechnet werden dürfe. Doch das Lebensmittelrecht, das nun auf Verordnungsstufe an das europäische Recht angepasst werden soll, hänge wie ein Damoklesschwert über der Lebensmittelbranche und somit auch den Bierbrauern. Damit sollten beispielsweise Warnhinweise dreisprachig gemacht werden müssen, die Deklaration der Herkunft von Rohstoffen werde stark verkompliziert und Übergangsfristen unnötig kurz festgesetzt. Es gelte eine übermässige Regulierung zu verhindern und technische Handelshemmnisse zu beseitigen und nicht neu aufzubauen.