Datum:

Zollsymposium: Freihandelsabkommen bringen den Firmen Gewinn

Das 8. Zollsymposium Schweiz – EU im WTC in Zürich zeigte einmal mehr klar auf: Konsequentes Berücksichtigen der Vorgaben aus den Freihandels­abkommen wirkt sich für jeden Export-Betrieb finanziell positiv aus.

von Alimenta Import

Mehr Sicherheit bei Verzollungsthemen bietet die Swiss School for International Business SSIB mit ihren Veranstaltungen.

Die Aufhebung des Mindestkurses und die derzeit grosse Dynamik im Export machten das Zollsymposium vom 18. November zu einem wichtigen Anlass für sämtliche Kräfte im Zollbereich: Rund 250 Personen fanden sich im WTC in Zürich ein. «Durch konsequentes Anwenden der relevanten Zollbelange kann ein Unternehmen viel Geld sparen», führte Christoph Lang, Delegierter des Verwaltungsrates der organisierenden Swiss School for International Business (SSIB), aus – eine Aussage, die er schon seit rund zwei Jahrzehnten immer wieder macht, die aber von vielen Betrieben immer noch nicht gehört wurde.

In vielen Exportfirmen fristet der Zoll- und Exportabwicklungsbereich ein Schattendasein, weil das Management kaum entsprechendes Fachwissen hat. Dies bestätigen die vielen Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter, welche jeweils am Zollsymposium oder an anderen Seminaren der SSIB teilnehmen. Nach fundierten Abschätzungen Langs könnten die Schweizer Firmen mit konsequenter Umsetzung aller Kostenoptimierungspotentiale jährlich gegen eine Milliarde Schweizer Franken einsparen. Noch wird dies, ausser bei den Grossfirmen, von den vielen Export-KMUs nicht gesehen.

Vom Freihandel profitiert: Hilti

Markus Tschugmell vom Werkzeughersteller Hilti AG bezeichnete die Umsetzung der Freihandelsabkommen als direkten Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens Hilti, das in mehr als 120 Ländern präsent ist. Hilti hat die Supply Chain konsequent analysiert und die relevanten Freihandelsabkommen in die Abläufe implementiert. Bei dieser Implementierung richtungsweisend waren das Potenzial der zu erwartenden Zolleinsparungen im Verhältnis zum Implementations- und Verwaltungsaufwand. Beim Freihandelsabkommen mit China stellten sich für Hilti einige Herausforderungen, etwa fehlendes Know-How insbesondere bei den Lieferanten in China und eine unklare Situation mit der lokalen Zollbehörde in China während der Einführungsphase. Der getätigte Aufwand habe sich aber gelohnt, sagte Tschugmell: Für den Konzern ergebe sich ein jährliches Einsparpotenzial von 6,5 Millionen Franken.

Der Unionszollkodex UZK
Als Vertreter des Logistikkonzerns DHL präsentierte Marc Bernitt die Einführung des Unionszollkodex UZK. Dieser Zollkodex der Europäischen Union mit den dazugehörigen Durchführungsvorschriften wird den derzeit gültigen Zollkodex zum 1. Mai 2016 ersetzen. Er umfasst das grundlegende Zollrecht der Europäischen Union. Diese Neuerungen sind zwar gemäss dem Namen für die EU bestimmt, werden aber auch Schweizer Firmen betreffen. Ziele des UZK sind unter anderem die Liberalisierung und Harmonisierung der Zollvertretung, eine Vereinfachung des Zollschutzrechts und eine papierlose Abwicklung für Zoll und Wirtschaft.

Zollspezifische Aspekte im Einkauf
Aus der Sicht des Einkaufs beleuchteten Zollberaterin Lea Derendinger und CEO Markus Eberhard von FineSolutions AG die Zollthematik. Anhand von Beispielen beleuchteten sie den strategischen und operativen Einkauf und zeigten auf, dass zollrelevante Themen auch bei der Entwicklung neuer Produkte miteinbezogen werden sollten. «Die strategische Positionierung des eigenen Unternehmens in Relation zum Markt und zum Wettbewerb gehört im Vertrieb schon lange zum Standardrepertoire – im Bereich Beschaffung ist dies noch nicht überall der Fall», sagte Eberhard. Im zweiten Teil führten sie die verschiedenen Herausforderungen im operativen Einkauf in Bezug auf die Zollthemen mit Praxisbeispielen auf. In ihren Schlussfolgerungen betonten sie die Wichtigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen Einkauf und Vertrieb sowie die Gewährleistung der Weitergabe von Informationen zwischen den Abteilungen.

Global Trend Agenda 2016
Die neue Studie «Global Trend Agenda 2016» von AEB Schweiz und SSIB, die in Zürich vorgestellt wurde, zeigt auf, dass Zollaspekte bei Entscheidungen des Managements im Grossteil der Fälle automatisch mit berücksichtigt werden. Die AEO-Zertifizierung (Zugelassener Wirtschaftsbeteiligter) ist für viele Unternehmen noch nicht von hoher Relevanz, bei vielen jedoch schon fest eingeplant. Im Management finden Zollthemen im Allgemeinen dagegen noch zu wenig Aufmerksamkeit. Für eine Nation, die so sehr vom Im- und Export abhängig ist wie die Schweiz, könne das kritisch sein, hiess es in Zürich.
Hansjörg Ruh, SSIB