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«Mit Firmen und Hochschulen reden»

Dr. Peter Braun ist der neue Präsident des Agrar- und Lebensmittel­wissenschafter-Verbandes SVIAL. alimenta sprach mit ihm über künftige Aufgaben und die Turbulenzen im letzten Jahr.

«Der SVIAL muss mitverfolgen, wie die Berufe sich wandeln.» Peter Braun, der neue Präsident des Verbandes.

alimenta: Herr Braun, was ist der SVIAL? Dr. Peter Braun: Der SVIAL ist der Berufsverband für Fachleute mit Hochschulabschluss, die in den verschiedenen Bereichen der Land- und Ernährungswirtschaft tätig sind. Als Berufsverband möchte er für alle Fragen zu beruflichen Aktivitäten Ansprech- und Unterstützungspartner sein, über die ganze Wertschöpfungskette. Daneben führt der SVIAL die Lehrmittelzentrale, welche die Lehrmittel für die Berufe der Landwirtschaft, Milchverarbeitung und Gartenbau publiziert. Der SVIAL hat Mitglieder aus allen Altersstufen, der grössere Teil kommt aus dem Agrarbereich. Beim Lebensmittelbereich haben wir noch Wachstumspotenzial. Im Lebensmittelbereich gibts auch die Schweizerische Gesellschaft für Lebensmittel-Wissenschaft und -Technologie SGLWT. Wo ist die Abgrenzung? Es gibt im Agro-Food-Bereich sehr viele Vereinigungen, wir suchen mit allen den Austausch und die Zusammenarbeit. Es gibt die Alumni-Organisationen der Hochschulen und die Fachverbände. Aus meiner Sicht ist der SGLWT ein Fachverband, der sich der Fachthemen der Lebensmittelwissenschaft und-technologie annimmt. Im Unterschied dazu bilden bei uns die Fragen rund um die beruflichen Aspekte den Schwerpunkt – wir sind ein Berufsverband. Der SVIAL wollte vor zwei Jahren eine Fusion mit der SGLWT – das wurde von dieser offenbar aber nicht goutiert? Ich bin selber Mitglied bei der SGLWT. Der SGWLT-Vorstand hat bei der GV empfohlen, den Antrag auf Bildung einer Arbeitsgruppe zur Prüfung einer Fusion, den ein SGLWT-Mitglied vor einem Jahr stellte, abzulehnen. Dies wurde von den Mitgliedern so übernommen. Mit dem neuen SGLWT-Präsidenten Marc Lutz habe ich mich darauf verständigt, dass wir die Zusammenarbeit pflegen und wo geeignet ausbauen. Das bedeutet auch, dass wir unsere spezifischen Werte noch weiter herausarbeiten und Synergien nutzen werden. Was bietet der SVIAL seinen Mitgliedern? Wir haben mit 1700 Mitgliedern in allen Altersstufen ein einmaliges breites Netzwerk und ein breites Spektrum an Kompetenzen. Das hat man wahrscheinlich bisher zu wenig genutzt. Konkret bieten wir für Maturanden erste Informationen über die Ausbildungen im Agro-Food-Bereich. Für Studierende gibt es Informationen zu beruflichen Werdegängen. Wir laden dazu Absolventen ein, die über ihre Erfahrungen im Berufsleben sprechen. So entsteht ein Erfahrungsaustausch. Als Berufsverband wollen wir allen offen stehen, die einen Hochschulabschluss haben und im Agrar- und Lebensmittelbereich tätig sind. Das haben wir an der letzten Generalversammlung beschlossen. Das heisst, wir öffnen uns auch für die Fachhochschulen und damit für alle Bachelor-Absolventen. Gemeinsam festlegen müssen wir noch, was wir bei der beruflichen Orientierung bieten wollen. Es gibt beispielsweise keine Berufsmesse für den Agro-Food-Bereich in der Schweiz. Aus Sicht der Absolventen ist es interessanter, wenn sie für ihre Branche ein Angebot haben. Eine Berufsmesse, nur für die Agro-Food-Branche? Ja. Wir haben an die 10 000 Lebensmittelbetriebe, wenn man die Gewerblichen dazu nimmt. Wenn 100 davon an eine kleine Messe kommen, ist das für die Studierenden schon interessant. Viele Leute möchten wieder mehr Interaktion. Online-Angebot gibt’s genug. Vor drei Jahren hat eine Arbeitsmarktstudie des SVIAL gezeigt, dass die Firmen hände­ringend nach Agronomen und Lebensmittelwissenschaftern suchen. Wie hat sich die Situation seither entwickelt? Die Studierendenzahlen steigen bei bei der ETH und noch stärker bei den Fachhochschulen an. Dazu kommt, dass die Fachhochschulen neu Masterstudiengänge anbieten. Es gibt also ein breites Spektrum an Ausbildungen. Die Frage ist: Was benötigen die Firmen genau, und treffen die Ausbildungsinhalte diese Erwartungen? Hier wollen wir als Berufsverband, als Nahtstelle zwischen Ausbildungswelt und Berufswelt, vermitteln und beraten. Der SVIAL muss mitverfolgen, wie die Berufe und Anforderungen sich wandeln. Ein anderes Ergebnis der Studie war, dass die Unternehmen am liebsten fertig ausgebildete Kaderleute möchten, die Schulen dies aber nicht leisten können. Es ist klar, dass sich die Firmen Mitarbeitende wünschen, die soziale Kompetenzen haben, die kommunizieren können und Führungsqualitäten haben. Aber die Firmen haben auch ein Aus- und Weiterbildungsinteresse. Damit können sie ihren Mitarbeitenden etwas bieten und sie für das Unternehmen begeistern. Man sollte aber auch den jungen Leuten im Studium etwas anbieten – soziale Kompetenzen sind im heutigen Arbeitsmarkt sehr wichtig. Hier könnte auch der SVIAL aktiv werden und beispielsweise Weiterbildungskurse für Studierende und Berufstätige, in Kooperation mit Partnern anbieten. In Abstimmung mit den Betrieben können auch deren Bedürfnisse eingebracht werden. Die Studienzahlen steigen zwar, Hochschulabgänger im Agro-Food-Bereich bleiben aber gesucht. In grenznahen Firmen arbeiten auch viele Grenzgänger. Ist das ein Problem? Wenn wir einen Bedarf haben in der Schweiz, dann sollten wir auch versuchen, den in der Schweiz zu decken. Die Frage ist, weshalb Leute aus dem Ausland rekrutiert werden. Wenn es ein Problem der Anzahl Leute ist, dann kann man es relativ einfach lösen, indem man den Beruf bekannter macht und so die inländische Studierendenzahl erhöht. Wenn es ein Problem der Qualifikation ist, dann muss man mit den Betrieben in Kontakt treten, um zu erfahren, woran es liegt und auch den Dialog mit den Ausbildungsstätten suchen. Bei beiden Fragen sehe ich eine wichtige Rolle für den SVIAL. Beispielhaft sind die Gespräche zu den für die Studierenden erwünschten Praktika zu nennen, bei denen wir uns einbringen konnten. Wie sehen Sie die Rolle der ETH im Spannungsfeld zwischen Top-Forschung und Ausbildung für den Schweizer Arbeitsmarkt? Die ETH muss versuchen, beiden Ansprüchen gerecht zu werden. Einerseits nimmt sie bei der Forschung einen Spitzenplatz ein. Dafür muss Sie auch international anerkannte Kapazitäten suchen. Andererseits bildet sie aber Agrar- und Lebensmittelwissenschaftler für den Schweizer und den internationalen Markt aus. Also muss sie sich damit auseinander setzen, was in der beruflichen Welt an Ausbildungsinhalten gefordert wird. Im Agrarbereich hat jüngst die ETH in intensiver Zusammenarbeit mit den Unternehmen die Anforderungen erarbeitet und erfolgreich den Studiengang revidiert. Im Lebensmittelbereich wäre es aus meiner persönlichen Sicht ebenfalls wert zu prüfen, welches die Anforderungen national und international, im akademischen und wirtschaftlichen Umfeld sind und einen Abgleich vorzunehmen. Gut auf die Veränderungen reagiert haben die Fachhochschulen, dort gibt es einen starken Zustrom. Viele haben bereits eine Berufsausbildung, wenn sie das Studium beginnen und sind so, wenn sie abgeschlossen haben, für Arbeitgeber sehr interessant. Sie sind seit 29. April neuer SVIAL-Präsident. Letztes Jahr gab es einen Eclat, der frühere Geschäftsfüher Michel Roux wurde fristlos entlassen, die Präsidentin Thorid Klantschitsch musste später auch gehen. Was war da los? 2015 war von vielen Turbulenzen geprägt. Ich möchte festhalten, dass alle Akteure, die sich eingebracht haben, ihr Bestmögliches für den SVIAL geleistet haben. Im beruflichen Leben kann es immer unterschiedliche Auffassungen zwischen Personen geben. Die weitere Entwicklung konnte man nicht voraussehen, hat aber den Weg für Veränderungen bereitet. Ich will nicht Ursachenforschung betreiben und war auch nicht direkt daran beteiligt. Ich habe mit allen Beteiligten nach wie vor ein gutes Verhältnis. Wir müssen nach vorne schauen und die Chancen nutzen, die sich mit einem Neuanfang bieten. Die Vorkommnisse haben uns gezwungen darüber nachzudenken, was wir, der SVIAL, heute sind, was wir sein wollen und wie wir dorthin kommen. Der neue Vorstand ist aktiv und sehr engagiert, wir haben eine gute Mischung von Leuten mit unterschiedlichem beruflichem Background und in unterschiedlichem Alter. Wir arbeiten im Vorstand als Team zusammen und stimmen uns bei allen Themen ab. Was Ihnen immer noch fehlt, ist eine Geschäftsführerin oder ein Geschäftsführer. Ja, wir suchen eine Gesamtleitung für den SVIAL und eine Leitung für den Lehrmittelverlag. Die beiden Funktionen hat früher eine Person wahrgenommen, sie werden künftig getrennt. Wir sind sehr zuversichtlich, diese Stellen bald besetzt zu haben. Interview: Roland Wyss-Aerni roland.wyss@rubmedia.ch

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