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«Das Ziel muss sein: mehr Bio!»

Vor einem Jahr wurde die IG Bio gegründet, in der die Bioverarbeiter organisiert sind. Präsident Niklaus Iten zieht im alimenta-Interview eine erste Bilanz mit einem Ausblick auf neue Ziele und Aktivitäten.

««Beim Selbstversorgungsgrad gibt es für Biozucker und konventionellen Zucker grosse Unterschiede. Das wurde in der Swissness-Vorlage nicht berücksichtigt.»

Anfang 2015 besprach Niklaus Iten, Leiter Regulatory Affairs der Bio Familia AG, mit Dr. Karola Krell, Geschäftsführerin des fial-Branchenverbandes SANI (Swiss Association of Nutrition Industries) die Bildung einer Interessengruppierung für Betriebe der Nahrungsmittelbranche mit Biovermarktung. Wenige Monate darauf war die IG Bio als «Interessengemeinschaft Bio Schweiz» gegründet, Niklaus Iten zum Präsident gewählt und Karola Krell mit der Geschäftsführung beauftragt. Der treibende Faktor für die rasche Gründung der Branchenorganisation war der akute Handlungsbedarf bei der Etablierung praxistauglicher und verbindlicher Rückstandsregelungen für Bio-Lebensmittel. Die IG Bio vereinigt Schweizer Bio-Lebensmittel-Unternehmen aus Grosshandel, Logistik, Verarbeitung und Detailhandel. Ein Jahr nach der Gründung zieht Niklaus Iten im alimenta-Interview eine erste Bilanz mit einem Ausblick auf neue Ziele und Aktivitäten. alimenta: Was führte vor einem Jahr zur Gründung der IG Bio? NIKLAUS ITEN: Offenbar war die Zeit reif dafür. Im März 2015 kam die Anfrage der Zertifizierungsstelle Bio Inspecta, ob unsere Firma Interesse an der Gründung eines Interessenverbandes für Verarbeitungsbetriebe der Biobranche habe. Offenbar trugen sich Bio Inspecta und weitere Bioorganisationen schon länger mit dieser Idee. Dies auch aus der Not heraus. Die unklare Formulierung in der Bio-Verordnung – «Der Einsatz chemisch-synthetischer Hilfsstoffe und Zutaten ist zu vermeiden» – führt in der Praxis regelmässig zu uneinheitlichen Beurteilungen, was nicht nur für die Betriebe, sondern auch für die Zertifizierungsstellen und Vollzugsbehörden ein ernsthaftes Problem darstellt. Ende April 2015 diskutierten Vertreter des Bundesmtes für Landwirtschaft (BLW), des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), des kantonalen Vollzugs sowie Vertretungen diverser Bioorganisationen, Zertifizierungsstellen, des Handels und der Industrie mögliche Szenarien für die Lösung des dringenden Problems. Die Bundesämter verwiesen dabei auf den in Ausarbeitung stehenden Weisungsentwurf betreffend den Umgang mit Rückständen im Bio-Bereich. Ich habe betont, es sei verfrüht, eine solche Weisung in Kraft zu setzen und damit ein «fait accompli» zu schaffen, während alle betroffenen Kreise gerade daran seien, Lösungen für diese Problematik überhaupt erst zu diskutieren. Karola Krell und ich boten deshalb an, umgehend einen Verband zu gründen, der dann auch offiziell zum Weisungsentwurf Stellung nehmen würde. So haben wir in Rekordzeit innerhalb von nur zwei Wochen die Vorbereitung zur Vereinsgründung durchgezogen. Am 19. Mai 2015 wurde die IG Bio aus der Taufe gehoben. Wäre es nicht naheliegend gewesen, innerhalb der Fial eine solche Gruppierung zu bilden? Das wurde diskutiert. Bereits im Vorfeld der Gründung hat sich aber herauskristallisiert, dass der Verband nicht nur aus Unternehmen der Industrie, sondern auch aus Unternehmen des Rohstoffhandels, des Detailhandels und der Logistik bestehen soll. Die Fial besteht jedoch mit wenigen Ausnahmen aus Industrieunternehmen. Die IG Bio ist ein branchenübergreifender Verband, der vom Rohstoffhandel an die ganze Produktions- und Lieferkette umfasst. Sie ist, wenn Sie so wollen, die «Bio-Ergänzung» zur Fial. Bio-Organisationen gibt es schon einige – wie positioniert sich die IG Bio in diesem Umfeld? Eine Struktur wie die IG Bio hatte eben gefehlt. Die Produzenten sind ja in der Bio Suisse bereits gut organisiert. Für Nahrungsmittelfirmen, den Rohstoffhandel sowie den Detailhandel mit Biovermarktung gab es aber noch keine Organisation, die sich spezifisch im Biobereich für ihre Anliegen einsetzt. Mittlerweile haben wir über 50 Mitglieder, mit total über 12 000 Beschäftigten. Ein Beweis dafür, dass es diesen Verband brauchte. Wie läuft die Kooperation mit den verschiedenen Branchenorganisationen der Lebensmittelwirtschaft? Die Rückstandsthematik, insbesondere die Prüfung des Weisungsentwurfs von BLW/BLV und die Ausarbeitung einer Stellungnahme hatten zu Beginn klar Priorität. In dieser Zeit standen wir deshalb vor allem in engem Kontakt mit den Bundesbehörden, den Zertifizierungsstellen und den Vollzugsbehörden. Die Kommunikation verläuft aus meiner Sicht positiv und ist von gegenseitigem Wohlwollen geprägt. Wir werden vom BLW – mit dem wir naturgemäss am meisten zu tun haben – angegangen und informiert, wenn es um Themen geht, die unsere Mitglieder betreffen. Es war ja nicht zuletzt der Wunsch der Behörden, einen Branchenansprechpartner zu haben. Welches sind die nächsten Ziele? Nach Verabschiedung der Weisung möchten wir uns jetzt mit den Behörden über unsere Erfahrungen im praktischen Umgang austauschen. Das mittelfristige Ziel ist eine Branchenleitlinie zur Guten Herstellungs- und Verarbeitungspraxis zur Vermeidung von Rückständen in Bio-Lebensmitteln. Dies wird im laufenden Jahr angegangen. Es gibt aber noch viele andere Themen, denen sich die IG Bio widmen kann und muss. Nehmen Sie das Beispiel «Swissness». Eine der vielen Schwachstellen betrifft den Bio-bereich fundamental. Es wurde nämlich bezüglich der Selbstversorgungsgrade keine Unterscheidung zwischen konventionellen Naturprodukten und Bio-Naturprodukten gemacht, obwohl es enorme Unterschiede gibt, zum Beispiel beim Zucker. Das führt zu einer krassen Benachteiligung und Ungleichbehandlung der betroffenen Bio-Produkte gegenüber den entsprechenden konventionellen Produkten. Während der gesamten Swissness-Debatte im Parlament 2012/2013 wurde kein einziges Mal darauf hingewiesen! Und leider gab es die IG Bio damals noch nicht … Auch im Biobereich werden die Gesetze im Wesentlichen in der EU definiert. Ist die IG Bio mit den Bioorganisationen der EU vernetzt? Vernetzung und Informationsaustausch sind für die IG Bio gerade im europäischen Gesamtkontext enorm wichtig. Wir stehen in Kontakt mit dem deutschen Schwesterverband AöL (Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller) und sind Mitglied beim Biodachverband IFOAM. Und wir beobachten natürlich die Rechtsentwicklung in der EU. Wie muss sich die Biobranche in Verarbeitung und Handel weiter entwickeln? Gegenfrage: Muss sie sich denn weiterentwickeln? Es wird immer wieder kritisiert, dass die Lebensmittelindustrie die gleichen Produkte in Bio-Qualität auf den Markt bringt, die es bereits konventionell gibt, und es werden die fehlenden Innovationen bemängelt. Aber wo liegt denn das Problem, wenn es im wörtlichen Sinne «dasselbe auch in grün» gibt? Es ist doch positiv, wenn es alles auch in Bio gibt. «Bio» mit «Spezialprodukten» gleichzusetzen, ist für mich der falsche Weg. Wir haben weltweit ein gewaltiges Ressourcenproblem. Das Ziel muss sein, ressourcenschonender und ökologischer zu produzieren. Deshalb erfüllen mich die derzeit laufenden Diskussionen, in denen sich gewisse Kreise für restriktivere Definitionen von «Bio» einsetzen, mit Sorge. Wenn man die Definition dessen, was Bio ist, zu eng steckt, sind zwar die Hardcore-BiokKonsumenten glücklich, aber die Welt geht zugrunde, weil Bio zu einer kleinen, unbedeutenden Luxusnische geworden ist und der allergrösste Teil der Nahrungsmittel nicht ressourcenschonend produziert wurde. Das kann niemand wollen. Das Ziel muss doch klar sein: Mehr Bio! Einschränkende Definitionen oder Verbote bestimmter Verarbeitungstechnologien sind hierfür nicht zielführend.

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