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Immer mehr aus dem Meer

Die Zukunft der Ernährung liegt in den Meeren. Seafood ist beliebt und die Verkaufszahlen steigen alljährlich an. Der Trend geht in Richtung Aquakulturen.

Der Konsum von Seafood steigt alljährlich. Während vor Jahrhunderten der Verzehr von Fisch, Krabben oder Muscheln vor allem in den Küstengebieten gang und gäbe war, wollen sich heute auch die Binnenländer mit hochproteiniger Nahrung aus dem Meeer versorgen. Auch in der Schweiz wird Jahr für Jahr mehr Fisch gegessen. So wurden 2014 total 72 822 Tonnen Fische und Krustentiere verspiesen und im letzten Jahr gemäss Proviande-Statistik schon 74 424 Tonnen. Dabei wurde naturgemäss der grösste Teil, nämlich 73 344 Tonnen, importiert. Der Pro-Kopf-Konsum beträgt rund 8,8 Kilogramm.

Thunfisch und Lachs –Muscheln im Winter
An erster Stelle werden Thunfisch und Lachs gegessen. Muscheln werden vor allem in den Wintermonaten importiert. Während der drittgrösste Fleischverarbeiter der Schweiz, die zur Fenaco-Gruppe gehörende Ernst Sutter AG, ganz auf das Geschäft mit Fisch & Co. verzichtet, realisieren die beiden Grossverteiler-Töchter Micarna und Bell einen grossen Teil des Schweizer-Seafood-Geschäftes. So hat Micarna letztes Jahr 6887 Tonnen Seafood-Produkte abgesetzt, was einem Umsatz von 129,3 Mio. Franken entspricht. Bell verkaufte 2010 gut 4000 Tonnen Seafood, letztes Jahr waren es bereits 6800 Tonnen, wie Bell-Sprecher Fabian Vetsch erklärt. 85 Prozent davon sind Fisch. Die restlichen 15 Prozent teilen sich laut Vetsch auf Muscheln, Krusten- und Weichtiere auf.
Fischfangnationen Norwegen, Kanada und Asien
Natürlich stammt auch bei Bell der Grossteil der Seafood-Produkte aus dem Ausland, nämlich aus der EU, Kanada, Zentralafrika, Australien, Südostasien und Russland. Nur etwa vier Prozent stammen laut Vetsch aus der Schweiz, je etwa zur Hälfte aus Zucht oder Wildfang. Auch die Migros-Tochter Micarna kauft vor allem aus Skandinavien und Nordamerika ein. Einen wichtigen Anteil am Schweizer Seafood-Import hat gemäss Branchenkennern auch die Einkaufsgenossenschaft Casic. Zwar publiziert die Genossenschaft keine Zahlen, wie Antonio Terranova von Casic erklärt, doch die importieren Fische und Meeresfrüchte stammen tiefgekühlt aus den grossen Fischfangnationen wie China, Russland, Frankreich, Kanada USA, Südafrika oder Norwegen. Der grösste Gastrozulieferer ist laut Branchenkennern die Zürcher Firma Bianchi AG. Diese gibt jedoch keine Zahlen und keine Herkunftsländer bekannt. Auch die Handelsfirma Dörig & Brandl AG aus Schlieren, die als einzige Fischhändlerin in der Schweiz nicht Mitglied des Einkaufsverbandes Casic ist, nennt keine Zahlen. Der Vorteil der Unabhängigkeit sei elementar, sagt Urban Husi, Einkaufsleiter bei Dörig & Brandl. So könnten sämtliche Produkte direkt vom Fischer selber eingekauft und importiert werden.
Die Zukunft liegt im Meer
Trotz der globalen Problematik, dass die Meere leergefischt werden (vgl. Kasten), liegt die Zukunft der Ernährung im Wasser. Davon ist die Ernährungsspezialistin und Autorin Hanni Rützler überzeugt. Der Schlüssel zu nachhaltiger Produktion liege in den neuen Aqua-Kulturen, schreibt Rützler in ihrem «Food-Report 2017». Denn die Weltmeere seien bei manchen Arten überfischt. Integrierte Aquaponik-Systeme würden sowohl an Land wie auch in der Stadt funktionieren. Da das Wasser bei diesem Verfahren im Kreislauf zirkuliert, wird der Wasserverbrauch gegenüber konventionellen Pflanzen- und Aquakulturen deutlich reduziert.
Baramundi als Superfood
Diese Tatsache ist auch Urban Husi von Dörig & Brandl klar. Die Firma könne jedoch die Wertschöpfungskette vom Anfang bis zum Schluss kontrollieren. Dabei wolle die Firma Schweizer Zuchten unterstützen. Zum Beispiel verkaufe Dörig & Brandl als einziger Fischhändler Schweizer Baramundi. Dieser australische Fisch, der gemäss Husi unter den Speisefischen einen hohen Gehalt an Omega3-Fettsäuren aufweist, wird in Balterswil, in einer erst kürzlich gebauten Aquaponic-Anlage, gezüchtet. Für Husi ist dieser Fisch der «Superfood» der Zukunft. Forellen und Lachsforellen bezieht Husi aus einer Walliser Zucht und vom Kundelfingerhof im thurgauischen Schlatt kauft er Schweizer Goldforelle, Bachsaiblinge und Bachforellen ein, sowie den aus dem Napfgebiet stammenden Königszander. Auch aus Deutschland bezieht Dörig & Brandl Fische, und zwar von der weltweit ersten urbanen Salzwasser-Fischfarm in Völklingen, von wo Doraden, Wolfsbarsch und King Fish bezogen werden.
Fisch als landwirtschaftliches Nutztier
Dass die Nachfrage nach nachhaltig produzierten und ganzjährig verfügbaren frischen Fischprodukten wächst, ist auch an der Micarna nicht spurlos vorüber gegangen. Deshalb gründete Micarna zusammen mit der ostdeutschen Kirschauer Aquakulturen GmbH das Joint Venture KM Seafood GmbH, wie Micarna-Sprecherin Deborah Rutz sagt. Seit 2015 gehört dieses Joint Venture zur Micarna-Gruppe und produziert ganzjährig Fisch in Aquakulturen. Damit soll laut Rutz eine nachhaltige Seafoodproduktion in der Region sichergestellt werden. Micarna hat unlängst angekündigt, dass die Produktion künftig vermehrt in der Schweiz stattfinden wird. Dies hoffen auch die Bauern. Der Berner Bauernverband orientierte kürzlich an Informationsabenden über die Möglichkeiten. Für den Verband ist es denkbar, dass der Anteil von Fisch aus inländischer Produktion von heute drei Prozent, auf bis zu 15 Prozent steigen könnte und die Fischaufzucht ein neuer Erwerbszweig für die Bauern werden könnte. Liegt also schon bald das landwirtschaftliche Nutztier Fisch in den Regalen der Grossverteiler? hanspeter.schneider@rubmedia.ch  

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