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«Die spinnen, die Schweizer!»

Das Hochlohnland Schweiz als Produktionsstandort für die Industrie. Geht das? Wander-Chef Arnold Furtwaengler erklärt, warum die Herstellung des Brotaufstrichs Ovo crunchy cream in die Schweiz geholt wurde.

Arnold Furtwaengler: «In den Hauptmärkten wird das Produkt mit Schweizer Kreuz ausgelobt.»

alimenta: Warum baut das Wander-Mutterhaus, der international tätige ABF-Konzern, gerade in der Schweiz eine neue Fabrikation? Arnold Furtwangler: Auf den ersten Blick ist dies erstaunlich. Doch das Ganze ging nicht so schnell. Die sagten zuerst: Die spinnen, die Schweizer. Wie wollt ihr das mit den hohen Schweizer Löhnen schaffen? Dann brauchte es Ihre Überzeugungsarbeit? Ja, es brauchte zwei Jahre dafür. Wir haben viel Herzblut in diese Sache gesteckt. Was hat ABF letztlich dazu bewogen, in Neuenegg zu bauen? Wir hatten mit dem Produkt eine Grösse erreicht, bei der eine eigene Produktionslinie gerechtfertigt ist. Allerdings musste es eine hochautomatisierte Lösung sein, um die Personalkosten tief zu halten. Es gibt zwei Faktoren, die für den Ausbau unserer Produktion sprachen. Der eine ist die Produktionslogik. Wir produzierten in Neuenegg schon ein Drittel des Produktes. Dieses Halbfabrikat wurde verpackt und nach Belgien verschickt, wo der Brotaufstrich fertiggestellt wurde. Indem wir nun die gesamte Produktion in der Schweiz ansiedeln, ergeben sich logistische Vorteile. Der Umzug ergibt sowohl ökologisch als auch ökonomisch Sinn. Und der andere Faktor? Das andere ist die menschliche Komponente. Wir arbeiten hier in Neuenegg mit Leuten, die fachlich erstklassig sind. Unter anderem ist dies eine Folge unseres dualen Bildungssystems. Wir haben 20 Lernende hier in Neuenegg. Diese Leute sind von der Einstellung und den Fähigkeiten her top. Wie rechnet sich das alles? Das einzelne Glas wird doch sicher teurer? Weil wir hochautomatisch produzieren, ist die Herstellung in der Schweiz nicht teurer als in Belgien. Auch die Verpackungskosten sind in Europa überall ungefähr gleich hoch. Einzig die Agrarrohstoffe sind in der Schweiz teurer. Aber bis jetzt konnten wir auch keine Schweizer Eigenschaft ausloben, weil es in Belgien hergestellt wurde. Dann ist auf der Ovomaltine crunchy cream das Kreuz zu finden? Ja. In den Hauptmärkten Deutschland und  Schweiz werden wir das Produkt mit dem Schweizer Kreuz ausloben. In Frankreich oder in Brasilien, wo wir auch gut vertreten sind, wird das Produkt wie bisher ohne Kreuz verkauft. Vor allem in Brasilien schauen die Konsumenten aufs Geld, wegen der schwierigen Situation mit der Währung und der gesamten Wirtschaft. So setzen wir für die brasilianischen Konsumenten weiterhin EU-Zucker ein. Für die Schweiz und Deutschland setzen wir Schweizer Zucker ein. Das Wander-Mutterhaus ist britisch. Wie sind ABF und Wander vom Brexit betroffen? Wir exportieren zwei Drittel und England ist einer der wichtigsten Märkte. Unsere Produkte dort sind nun über Nacht teurer geworden, weil das Pfund schwächelt. Nun gilt es zu schauen, ob wir noch effizienter werden  und die Preisdifferenz abfedern können. Eines der grossen Konkurrenzprodukte für den Ovomaltine-Brotaufstrich ist Ferrero’s Nutella. Können Sie gegen diese Übermacht überhaupt bestehen? Nutella ist weltweit gesehen mehr als fünfzig Mal grösser. In den Märkten, in denen wir tätig sind, haben wir allerdings eine eigenständige Positionierung erarbeitet. Mit 15 Prozent Marktanteil sind wir in der Schweiz die klare Nummer zwei unter den schokoladigen Brotaufstrichen. Der Brotaufstrich der genannten Konkurrenz hatte in letzter Zeit einen ramponierten Ruf als Umweltzerstörer, weil er zum grössten Teil mit Palmfett produziert wird. Wie grenzt sich Ovomaltine ab? Auch wir arbeiten mit Palmfett, weil es immer noch das am besten geeignete Fett ist. Schon deswegen, weil es sehr streichfähig ist. Klar ist, dass wir RSPO-Palmfett aus nachhaltigem Anbau einsetzen. Zudem schauen wir immer wieder, ob es Alternativen gibt. Laufen die Produktionsprozesse der neuen Linie nach Industrie 4.0-Aspekten ab? Wir haben die neueste Technologie in den Anlagen eingesetzt, die nun vollautomatisiert laufen. Aber dennoch sind es höchstens einzelne Teile, die integriert nach Industrie-4.0-Normen arbeiten. So wird die Fabrikation der Crunchy Cream noch klassisch mit Anlageführern abgedeckt. Die Anlage ist in der Lage, bis zu 6000 Tonnen Produkte pro Jahr zu produzieren. Sind die entsprechenden Märkte da? Ja. Seit zehn Jahren wachsen wir mit dem Produkt um jährlich 20 Prozent. Unsere bestehenden Märkte sind die Schweiz, Deutschland, Frankreich und Brasilien. Zudem halten wir natürlich Ausschau nach neuen Märkten. Gibt es auch neue Produkte? Die Produktion hier in Neuenegg auf der neuen Anlage eröffnet uns neue Märkte und eines Tages werden wir sicher auch neue Produkte auf den Markt bringen.

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