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GS1: Mehr Gekühltes mit mehr Transporten

Der Trend zu Convenience Food und frischen Lebensmitteln stellt Herausforderungen an die Logistik. Die Transporte werden mehr und lückenloser überwacht.

Die zunehmende Schnelligkeit des Lebens betrifft die Foodlogistik besonders. Darüber waren sich die Teilnehmer des GS1-Events einig. Diese Beschleunigung habe zwar schon vor über einem Jahrhundert begonnen, doch in den letzten 50 Jahren an Fahrt aufgenommen, sagte Julia Büch vom Marktforscher Mintel an der Tagung. Die Bewegungen des Menschen sind schneller, aber auch fahriger geworden. Die Konzentrationskompetenzen hätten in dem Masse abgenommen, in welchem die Ungeduld zugenomen habe. Die Geschwindigkeit des Gehens habe sich um durchschnittlich zehn Prozent erhöht. Auch bei der Nahrungsaufnahme ist dies nicht spurlos vorübergegangen. So würden die Hälfte der deutschen Konsumenten unter der Woche das Morgenessen «on the go» einnehmen, beim Lunch gar deren 60 und beim Diner 56 Prozent. Büch erwähnte den grossen US-Jogurthersteller «Chobani», der führend sei, Produkte nach diesem grossen Trend herzustellen. Da könnten sich europäische Hersteller eine Scheibe abschneiden. Weltweit investieren laut Büch immer mehr Hersteller in den «to go Markt», um den zeitgeplagten Konsumenten zu beliefern. Zum Beispiel mit Gerichten, wo die Zutaten inklusive Rezept beiligend sind. Damit kann qualitatives gutes Essen schnell zubereitet werden. Fast- und Convenience Food sei einer der grossen Trends.

«Craft» hat US-Bierkultur gerettet
Ein anderer ist der Run auf «handgemachten» Food. Craft-Biere in den USA haben gemäss Büch die amerikanische Bierkultur gerettet. Heute haben diese Biere elf Prozent Marktanteil und der Trend ist schon vor einiger Zeit auch in Europa angekommen. «Craft», also die handwerkliche Herstellung, geschieht nicht nur beim Bier, sondern auch bei anderen Getränken wie Kaffee oder kaltgepressten Säften. Startups in den USA hätten diesen Trend erkannt und mit «hippen», kleinen Marken umgesetzt, sagte Büch - und die Grosskonzerne hätten ihn aufgegriffen. Wie Starbucks, der in seinen Coffeeshops nun eine Mischung aus Museum und Kaffeegenuss präsentiere und «reserved roasted Coffee» serviere. «Craft»-Säfte werden unter Marken wie «Coldpress» in Portugal oder «Invo Coconut-Water» angeboten.
Kaltgepresse Rohmilch
Sogar bei Milch wird mit diesen Themen Marketing gemacht, wie Büch zeigte. In Australien etwa gibt es Marken wie «Made by cow», «once upon a farm» oder einfach mit «cold pressed raw milk». Die Milch wird nicht hocherhitzt, sondern mikrofiltirert, oder in den Worten des Marketings: «kaltgepresst». Ein weiterer Trend sind Superfoods. Spinat oder Grünkohl würden immer mehr mit Birkensaft, Artischocken, Matcha oder Aloe versetzt, sagte Büch. Das Thema Fermentierung komme aus Asien auf uns zu. Doch auch Zucker tauche immer mehr mit dem Attribut «gesund» auf. Zwar werde der normale Zucker verteufelt, doch sogenannt natürliche Zuckersorten seien ok. So werde Honig von 68% der deutschen Konsumenten als gesund taxiert, Maple Sirup von 33% und 28% der Konsumenten stufen Stevia als gesund ein. Auch das Comeback des Fettes findet Niederschlag im Markt. So verwies Büch auf Produkte mit 10 bis 15 Prozent Fettanteil, wie den «Double Fat Café Royal» von Migros, den Double Cream Jogurt von Woohlworth oder das vollfette Jogurt «O My Yog» der amerikanischen Biomolkerei Stonyfield. Vegetarisch als weiteren Trend bringt Food in neuen Formen hervor, wie zum Beispiel pflanzlichen Truthahn oder pflanzliche Milchalternativen, zum Beispiel Erbsen- oder Lupinenprotein, Kokosnussmilch oder Ben & Jerry’s Mandelmilchglacé und Söbbekkes Reisdesserts. Die allzeit bereite Smartphonekamera helfe dabei über soziale Medien Produkte mit Charakter zu entwickeln. Foodesign als Verkaufsargment helfe dem Produkt, auch die allgegenwärtigen Emojis. Coca-Cola drucke diese zum Beispiel in Vietnam schon auf die Dosen, McDonald’s Werbekampagne kommt in Frankreich auch nicht mehr ohne die gelben Gesichter aus und die Lindt-Marke Hello habe es geschafft, sich auch mit Hilfe der Emojis ein junges Image zu geben. Dass Konsumgüter im Laufe der Jahre ein stetiges Wachstum erlebten, zeigte Andrew Cosgrove von Ernst & Young auf. Dass das Wachstum auch weitergehe, sei durch das Bevölkerungswachstum auch gewährleistet, so Cosgrove.
Ein Hoch auf Konsumgüter
Peter Rupper, Geschäftsführer des Verbands für Kühl- und Tiefkühllogistik (SVKTL), wies darauf hin, dass es immer mehr, dafür aber kleinere Läden gebe. Das habe Auswirkungen auf die Logistik. Denn die kleinen Convenience-Stores haben keine entsprechenden Lagerflächen. Zusammen mit dem immer rascheren Bestellrhythmus, den kleineren Bestellungen und dem Trend nach Frische wachse die Nachfrage gerade nach Tiefkühltansporten, so Rupper. Dr. Sabine Eichner vom deutschen Tiefkühlinstitut hob die Wichtigkeit des Tiefkühlfoods (TK) hervor. «Schockfrosten gilt heute immer noch als grösste Innovation, um Lebensmittel haltbar zu machen», so Eichner. Tiefkühlkost liege nur schon deshalb im Trend, weil sie komplett frei von Zusatzstoffen sei. «Wir haben in Deutschland 26 Millionen sensible Esser», sagte Eichner und meinte damit Konsumenten, welche sich gluten- oder laktosefrei, vegetarisch oder vegan oder sich sonstwie durch ihren Essensstil abheben würden. 51 Prozent der Deutschen sähen Zusatzstoffe als gesundheitsschädigend an. Da sei TK-Kost gerade das Richtige. Doch die TK-Branche werde auch gerne wieder einmal angegriffen, wegen dem angeblich hohen Energieverbrauch. Studien beweisen laut Eichner, dass TK-Kost in der Klimabilanz nicht schlechter abschneidet als andere Angebotsformen. TK macht in Deutschland einen Umsatz von 13,32 Milliarden Euro. «Es gibt keinen Gastronomen, der nicht TK-Ware einsetzt», so Eichner. Im Detailhandel könnten die TK-Abteilungen aber noch etwas zulegen, wenn es um die Emotionalität gehe. Der Handel müsse hier noch lernen, die TK-POS ansprechend zu gestalten.
Lückenlose Kontrolle
Die Herausforderungen an die TK-Logistik brachte Rudolf Rohner von Nestlé zur Sprache. Nestlé habe sich auf die Fahne geschrieben, dass die Qualität der Produkte bis zum Endkonsumenten kommen sollten. Es sei nötig, dass die Lebensmittel nie länger als 15 Minuten einer höheren Temperatur als minus 18 Grad ausgesetzt sei. Oder dass die Laderampe bei minus 25 Grad liege, die Produkttemperatur minus 23. Denn wenn diese nicht schon so tief liege, sei es praktisch unmöglich, die Produkttemperatur im Lkw herunterzubringen. Die Nestlé-Temperaturvorgaben würden vom Sudan bis nach Wladiwostok gelten, sagte Rohner. Doch die grösste Gefahr lauere am Ende der Reise. Denn die Kontrolle des Produktes nach dem Verkaufspunkt sei beim Konsumenten zu Ende und die Temperaturabweichungen werdengrösser. «Wir haben den Verdacht, dass alle vorherigen Anstrengungen danach zunichte gemacht werden», sagte Rohner. Dennoch: Die Temperaturüberwachung vorher ist gemäss Rohner lückenlos. So werde beispielsweise der LKW-Fahrer per SMS oder Alarm in der Kabine gewarnt, wenn das System eine Abweichung der Temperatur feststellen würde. Einer, der die Anforderungen an den Lebensmitteltransporteur genau kennt, transportiert Ware in ganz Europa. Stefan Krautwurst von Dachser Food Logistics erläuterte die Anforderungen aus Transporteursicht. Dachser macht 5,6 Milliarden Euro Umsatz und beschäftigt 26 500 Mitarbeiter an 428 Standorten. An normalen Tagen transportiert das Unternehmen 9000 Tonnen Ware - an Spitzentagen, vor Weihnachten, würden 12 500 Tonnen täglich abgewickelt. Genau diese Schwankungen würden zunehmen, sagte Krautwurst. Denn immer mehr verkaufte der Handel über Aktionen Ware und forciere die Impulsverkäufe. Dennoch würden die Transporte total gläsern abgewickelt. Das heisst, dass der Kunde seine Sendung tracken kann und so jederzeit sieht, wo der jeweilige LKW gerade ist. hanspeter.schneider@rubmedia.ch

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