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«Natürlich will man auf diesen Markt»

Österrreichs oberster Milchwirtschafter, Johann Költringer, über die Erwartungshaltung der österreichischen Milchbauern, den steigenden Export von Käse und warum TTIP gut wäre für Österreich.

Johann Költringer: «Wir haben eine der kleinsten Strukturen in der EU.» (Bild: zvg)

alimenta: In der EU ist die Milchquote seit mehr als einem Jahr Geschichte. Wie lautet Ihr Fazit? Johann Költringer: Das Ende fiel wirklich in eine ungünstige Zeit, als der Gesamttrend des Milchmarktes nach unten ging. So kamen gleich einige ungünstige Faktoren zusammen, wie die Mehrmengen durch die Aufhebung, zusätzlich kam die Russlandkrise, und in China wurde auch weniger verkauft. Für die gesamte österreichische Milchwirtschaft war das letzte Jahr eine harte Prüfung. Beim Agrarrat in Brüssel wurde ein Hilfspaket für produktionssenkende und -stabilisierende Massnahmen im Milchsektor beschlossen. Wie sieht dieses aus? Es gibt zwei Massnahmen. Die EU zahlt über alle Mitgliedstaaten hinweg 14 Cent, wenn die Bauern die Milchmenge reduzieren wollen. Da konnte man sich anmelden, und in der ersten Antragswelle wurden auch 99 Prozent der dafür vorgesehenen Mittel vergeben, womit wir also eine ziemliche Punktlandung hatten. Mit dieser Massnahme werden ungefähr eine Million Tonnen Milch vom Markt genommen. Der grosse holländische oder deutsche Milchproduzent wird davon mehr profitieren als die kleinen österreichischen. Die meisten Anmeldungen gab es effektiv von Deutschland. In Österreich, wo nur ungefähr zwei Prozent der EU-Milch produziert wird, meldeten sich von den 30 000 Milcherzeugern deren 4000 an. Aber es stimmt, wir haben eine der kleinsten Strukturen in der ganzen EU. Durchschnittlich produziert ein österreichischer Milchbauer nur rund 100 000 Liter Milch pro Jahr. Und wie sah die zweite EU-Massnahme aus? 350 Millionen vom 500-Millionen-Euro-Paket werden auf die einzelnen Mitgliedstaaten aufgeteilt. Dabei hat Österreich rund 6 Millionen Euro erhalten, die für Lieferreduktionsmassnahmen für den Zeitraum Januar bis März 2017 verwendet werden. In allen Ländern läuft dies unterschiedlich. In Deutschland werden zum Beispiel einfach Prämien an Milchbauern bezahlt, egal ob sie die Produktion reduzierten oder nicht. Momentan stehen im Milchmarkt die Zeichen auf Erholung. Was erwarten Sie konkret? Klar, die Spotmärkte zeigen sehr deutlich nach oben, doch es muss am Markt erst umgesetzt werden. Wir stehen alle in Kontrakten mit den Handelsketten. Dies führt zur verrückten Situation, dass zum Beispiel in der Aktion des Einzelhandels Butter gekauft werden kann, die billiger ist als 25-Kilogramm-Blöcke im Grosshandel. Wir gehen davon aus, dass im Herbst mit den neuen Kontrakten auch höhere Preise resultieren. Momentan ist es auch schwierig, weil durch die jüngste Preisentwicklung die Erwartungshaltung der Bauern jetzt auch gross ist. Zudem wissen wir auch nicht, wie lange die Erholung anhalten wird. In Österreich ist der Einzelhandel von den Discountern geprägt. Wie wirkt sich dies auf den Milchpreis aus? Wir haben drei Grosse im österreichischen Einzelhandel, die machen 86 Prozent des Marktes aus. Mittlerweile führen alle grossen Retailer die Discountschiene, und die Preise nähern sich bei allen an. Diese Handelskonzentration beschäftigt uns sehr. Wir können uns nur mit verschiedenen Qualitätsmerkmalen abheben. Wie sieht Ihr Rückblick auf über 20 Jahre EU-Mitgliedschaft von Österreich aus? Wie konnte sich die österreichische Milchwirtschaft behaupten? Die Milchwirtschaft hat die Herausforderung angenommen und hat sich positiv entwickelt. Für den Heimmarkt hat sich die österreichische Qualitätsstrategie als erfolgreich erwiesen. Mittlerweile haben wir eine hohe Exportquote erreicht. Wir wurden aber einfach ins kalte Wasser geworfen, lernten aber schnell schwimmen. Die grossen EU-Milchverarbeiter wollen künftig noch mehr nach China liefern. Steht Österreich da abseits? Es ist gut, wenn Milch nach China exportiert wird. China ist vornehmlich ein Pulvermarkt, und unsere österreichischen Unternehmen sind hier nicht so stark tätig, ausser vielleicht ein Unternehmen, welches entmineralisierte Biopulver produziert. Unsere Strategie lautet: Fertigprodukte für die Konsumenten und nicht Commodities. Wie viel wird exportiert? Rund 50 Prozent der gesamten Produktion werden exportiert, 90 Prozent gehen in die EU-Länder, nur zehn Prozent in Drittländer. 50 Prozent der Exporte gehen nach Deutschland und 22 Prozent nach Italien. Der Rest sind die anderen Länder inklusive der Schweiz. Und die Exporte nach Übersee? Wie stehen Sie zum Freihandelsabkommen TTIP? Wir gehen nicht davon aus, dass es kommen wird. Momentan läuft bei uns die Diskussion über das CETA-Abkommen mit Kanada, das positiv für uns wäre. Im Fall des TTIP hat leider auch unser Bundeskanzler auf Druck der Umweltverbände klein beigegeben. Somit ist die österreichische Milchwirtschaft für das Abkommen? Ja, in den letzten fünf Jahren lagen die US-Milchpreise immer höher als unsere in der EU. Die USA ist der kaufkräftigste und der grösste Markt. Natürlich will man da mit guten Produkten hin. Als vor zwei Jahren die Fettpreise in den USA deutlich über dem EU-Niveau lagen und die Importe anstiegen, haben die USA gegenüber der EU einfach den Zoll raufgeschraubt, somit war unser Geschäft abgewürgt. Ein brauchbares Abkommen könnte hier Unterstützung sein. Sehen Sie die Schweizer im Exportmarkt als Konkurrenten zu Österreich? Unser Exportprodukt ist nicht mehr der Emmentaler, wie vor dem EU-Beitritt, sondern eher der Bergkäse. Emmentaler gibt es aus mehreren Ländern, Bergkäse hingegen gibt es nicht so viel. Unsere Milch stammt zu 70 Prozent aus den Bergen. Ich bin überzeugt, dass der Käsekonsum künftig noch steigen wird. Doch im Allgemeinen sehen wir den Wettbewerb sportlich. In Österreich haben ursprungsgeschützte Milchspezialitäten keine grosse Tradition. Ein Vorteil oder ein Nachteil? In Österreich arbeiten wir mehr mit dem AMA-Gütesiegel. Dieses ist staatlich geprüft und sichert Herkunft und Qualität. Da zahlen die Bauern ein und es wird gemeinsame Werbung gemacht. Wie zum Beispiel mit der Heumilch. Diese hat sich am besten entwickelt. Bauern mit Bio-Heumilch und zusätzlichen Tierschutzthemen können einen bis zu doppelt so hohen Milchpreis erzielen. In Österreich gibt es kein multinationales Milchunternehmen. Werten Sie dies als Vorteil oder als einen Nachteil? In Österreich ist die Milchwirtschaft genossenschaftlich und regional organisiert, da steht der Auszahlungspreis im Vordergrund. Wir haben zum Beispiel auch mitverfolgt, wie der weltweit grösste Milchverarbeiter Nestlé in Deutschland mangels Rentabilität vor Jahren die Segel gestrichen hat. Wir haben in Österreich schon einige Beteiligungen von multinationalen Unternehmen und auch deren Produkte. Diese werden aber im Ausland produziert. So warten wir auch nicht unbedingt auf die Grossen. Welche typischen österreichischen Produkte schätzen Sie persönlich am meisten? Natürlich unsere ganz verschiedenen Käse. Und ganz besonders auch, weil sie sich gut entwickelt haben in letzter Zeit. hanspeter.schneider@rubmedia.ch

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