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Grosse finden Geschmack an Demeter

Demeter kann auf zwei neue potente Absatzkanäle zählen. Coop und Migros sind in diesem Herbst mit Demeter-Produkten in ihren Regalen gestartet.

Der Einstieg von Migros-Alnatura ist einer der Gründe warum Demeter bei den Grossverteilern gelistet wird. (Bild: zvg)

Eine «Win-Win-Situation». Mit diesen Worten bezeichnet Christian Butscher, Geschäftsführer von Demeter Schweiz, die Partnerschaft mit den Grossverteilern. Migros und Coop können mit der Lancierung von Demeter-Lebensmitteln ein neues Segment erschliessen. Für Demeter entstehen zwei neue Absatzkanäle. Die Verkäufe von Demeter-Produkten stagnieren schon seit längerem, die Demeter-Produzenten können nicht alle Produkte unter ihrem Label verkaufen.

«Wir wollten es genau wissen»
sagt Butscher. Deshalb habe man ab 2012 die Absatzmeldungen der Bauern ausgewertet und gemerkt, dass der Markt nicht richtig funktioniere. «Wir hatten über 100 Tonnen Obst, 50 Tonnen Fleisch und knapp 80 Tonnen Lager- und Frischgemüse, die nicht unter dem Demeter-Label abgesetzt werden konnten», sagt Butscher. Zudem sei das Label immer mehr zur «Exklusivitätsmarke» im Biofachhandel geworden. Und obwohl Demeter keinen Preisrutsch anstrebe, sollten Demeter-Produkte für alle Konsumenten verfügbar sein, findet Butscher.
«Man kennt sich»
So ist nun der Schritt in den Grossverteilerkanal überfällig, denn das Interesse ist gegenseitig. «Schliesslich kennt man sich», sagt Butscher. Der Geschäftsführer von Demeter Schweiz sitzt im Bio Suisse-Vorstand, wo jeweils die Jahrestreffen mit der Coop-Spitze stattfinden. Bei Migros hegte Demeter grosse Hoffnungen, als die Migros Zürich Alnatura im 2014 in der Schweiz etablierte. Alnatura ist in Deutschland ein grosser Demeter-Händler. Doch die Sache sei dann doch komplizierter gewesen als gedacht, sagt Butscher. So seien die Produktezulassungen stets über die Migros Zürich gelaufen und es habe sehr lange gedauert, bis endlich ein Produkt gelistet worden sei. Deshalb kam schliesslich die Migros Zürich selber auf Demeter zu, wie Butscher erklärt. Jetzt führt Migros während sechs Monaten eine Projektphase mit rund 20 Produkten in acht Filialen durch. Der Start sei nicht einfach gewesen, denn die Produzenten habe man zuerst finden müssen, so Butscher. Schon bisher führten die Migros-Supermärkte laut Butscher 25 Produkte der Linie Alnatura in Demeter-Qualität (Babynahrung, diverse Produkte aus dem Trockensortiment) im Sortiment. Migros-Sprecher Francesco Laratta sagt, die Alnatura Bio-Supermärkte der Migros Zürich würden gar 200 Demeter-Produkte führen. Ziel sei es, den Kunden Produkte des täglichen Gebrauchs wie Milch, Butter, Brote oder Früchte und Gemüse in Demeter-Qualität zugänglich zu machen.
Wichtig zum Wachsen
Als Voraussetzung für die Zusammenarbeit mit Coop wurde vorgängig eine Partnerschaftsvereinbarung unterschrieben. Coop ist jetzt mit Demeter-Milch, Rahm und Butter in 35 Filialen gestartet. Die Biomilk AG in Münsingen konnte gleich fünf neue Produkte an die Migros-Genossenschaft Zürich liefern, wie Biomilk-Geschäftsführer Marcel Schär sagt. Mit Coop habe schon lange eine Lieferantenbeziehung bei «normalen» Bioprodukten bestanden. Nun wird die Molkerei ab März 2017 neue Produkte liefern können. Zum Beispiel eine Jogurt-Quark-Mischung in drei Geschmacksrichtungen.
«Wir brauchen diesen Schritt der Grossverteiler zum Wachsen, denn der Demeterhandel stagniert»
sagt Schär. Der Biomilk-Chef war einer der Treiber. Die Molkerei suchte letztes Jahr aktiv nach neuen Milchproduzenten und will demnächst in Worb eine neue Molkerei bauen. Schär ist zuversichtlich, dass die Preise für Demeter-Produkte nicht sinken werden.
Wo sind die Rohstoffe?
Doch gibt es überhaupt genügend Demeter-Produkte? Migros habe schon bei deutschen Verarbeitern angeklopft, sagt ein Schweizer Nahrungsmittelhersteller. Migros Zürich-Sprecher Laratta sagt, im Schweizer Markt sei die Verfügbarkeit etwas eingeschränkter, international bestehe hingegen eine gute Verfügbarkeit. Auch Butscher ist sich dieser Situation bewusst. «Wenn nicht neue Bauern auf Demeter umstellen werden, müssen Coop und Migros ihre Regale zur Hälfte mit ausländischen Produkten auffüllen», sagt er. Doch Butscher ist zuversichtlich, dass die Bauern das Potenzial sehen und sich auf den neuen Markt ausrichten werden. Dabei seien die Verarbeitungskapazitäten insbesondere bei Milch da. So verarbeitet neben Biomilk AG auch die Emmi-Molkerei Biedermann in Bischofszell Demeter-Milch. Die Käserei Josef Spielhofer, die Fromagerie «L’Aubier» im Kanton Neuenburg und die Damalis Molkerei im Zürcher Oberland stellen Demeter-Milchprodukte her. In der Verarbeitung von Demeter-Getreideprodukten ist etwa die Steiner Mühle in Zollbrück aktiv. Der Geschäftsführer Roland Dürring erwartet zwar keinen sprunghaften Anstieg im Absatz von Demeter-Produkten. Es sei jedoch wichtig, dass der Bekanntheitsgrad der Marke Demeter und damit der biologisch-dynamischen Landwirtschaft gesteigert werde. Allerdings könne noch nicht jedes Sortiment einfach auch in Demeter angeboten werden. Dazu bräuchte es erstens das Angebot und zweitens noch viel mehr Regalfläche und drittens brauche es Innovationen und zwar von den Verarbeitern und den Distributoren, ist Butscher überzeugt. Es könne schliesslich nicht einfach nur neben einen Biokartoffelsack noch einer mit dem Demeter-Label dazugestellt werden.
Zuerst stabile Lieferantenkette
Auch der Fruchtsafthersteller und Bio-Pionier Biotta hat schon mit Demeter Gespräche geführt. Für Biotta-Chef Clemens Rüttimann ist eine Lancierung von Demeter-Säften denkbar, zur Zeit aber noch nicht umsetzbar.
«Die Rohstoff-Verfügbarkeit von Demeter-Qualität für Schweizer Saftgemüse ist zur Zeit in planbaren Mengen noch nicht gegeben»
sagt Rüttimann. Dagegen verfüge der deutsche Markt über ein grösseres Demeter-Lieferantenpotenzial. Im deutschen Tochterbetrieb der Biotta werde denn auch schon seit einigen Jahren Demeter-Karottensaft für den EU-Markt produziert. «Für sortenreine Säfte wie Karotte ist Demeter denkbar, bei komplexeren Mischsäften je nach Rohstoffen sehr schwierig bis unmöglich», sagt Rüttimann. Zuerst müsse eine stabile Lieferantenkette mit einer belastbaren Verfügbarkeit von Demeter-Saftgemüse aufgebaut werden, dann sei eine Umsetzung mit Schweizer Säften denkbar. Zur Zeit sei dies aber für Schweizer Gemüse nach seiner Einschätzung immer noch sehr kritisch. Denn die potenziellen Abnehmer gingen von einer permanenten Verfügbarkeit aus, was momentan noch nicht gewährleistet werden könne.
Verloren im Grossverteiler-Gestell
Kritisch sieht es auch Ruedi Lieberherr, Chef des Toggenburger Lebensmittelherstellers Morga AG. «Für Morga kommt eine Belieferung von Grossverteilern mit Demeter-Produkten nicht in Frage», sagt Lieberherr. Die Rohstoffbeschaffenheit könne nicht über ein ganzes Jahr garantiert werden. Zudem seien Demeter-Produkte erklärungsbedürftig und seien daher in den Gestellen von Grossverteilern ziemlich verloren, sagt Lieberherr. Für Daniel Bärtschi, Geschäftsführer von Bio Suisse, spielt es keine grosse Rolle, ob die Grossverteiler Demeter-Produkte listen oder nicht.
«Der Biomarkt wächst grundsätzlich jedes Jahr»
so Bärtschi. Es werde sich weisen, ob der Konsument nun vermehrt vom Fachhandel mit Reformhändlern zu den Grossverteilern abwandern werde. Sicher erhalte jetzt der BioKonsument mit dem Demeter-Angebot noch weitere Leistungen. So erhält zum Beispiel der Demeter-Konsument Milch von Kühen mit Hörnern. Obwohl Demeter nun mit den Grossverteilern, der übermächtigen Konkurrenz des privaten Detailhandels, zusammenarbeitet, sollen diese bisherigen Kunden von Demeter, die Reformhäuser und Biofachgeschäfte, nicht einfach ihrem Schicksal überlassen werden. «Wir sind mit ihnen in Kontakt und wollen, dass in den Fachgeschäften die Kundenkontakte noch intensiver gestaltet werden», sagt Butscher. So soll das Personal dort gezielter geschult werden. Die Fachgeschäfte hätten noch die grössere Kundennähe, sagt Butscher und meint: «Dieses Potenzial wollen wir weiterhin nutzen». hanspeter.schneider@rubmedia.ch

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