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Schwarmbestellung formt den Markt

Mit Crowdordering bestellen zahlreiche Konsumenten dasselbe Produkt und bereiten so für neue Produzenten einen Massenmarkt. Damit sollen auch kleine Bio-Bauern am globalen Markt partizipieren können.

Das Warten auf die Vorbestellungen hat sich gelohnt: Der Container ist eingetroffen.

Statt Kaffee vom Grosskonzern kommt die Bohne vom Kleinbauern, der erst noch nachhaltig produziert und einen fairen Preis für seine Arbeit erhält: Auf diesem Grundsatz beruhen die Schwarmbestellungen beim sogenannten Crowdordering. Zum Thema «Schwarmbestellung» fand Ende November in Zürich eine Podiumsdiskussion statt, die das neue Handelsmodell präsentierte und die Zukunft des Handels thematisierte. Das Experiment heisst «Plattform Marktzugang». Es handelt sich um ein Pilotprojekt der Gebana AG, die seit knapp 20  Jahren Lebensmittel vor allem aus Ländern des Südens vertreibt. Mit dem Crowdordering sollen nun neue Kleinproduzenten im Handel unterstützt und ihnen ein Marktzugang verschafft werden. Von Rohkakao aus Togo über Physalis aus Madagaskar bis zu frischem Geiss-käse aus dem Prättigau können Produkte aus der ganzen Welt vorbestellt werden. Die Produzenten kommen hauptsächlich aus den Entwicklungs- und Schwellenländern, aber auch der Biogemüsebauer aus dem Graubünden wird einbezogen. Wichtig ist Gebana, dass bei den Projekten auf soziale und ökologische Werte geachtet wird – und dass auch tatsächlich eine Nachfrage besteht (vgl. Kasten).

Transparenz als Trumpf
Crowdordering fördert einen fairen und globalen Handel, bei dem die Transparenz im Vordergrund steht. «Die Konsumenten wollen die Geschichte des Produkts kennen», sagt Tobias Joos, verantwortlich für die «Plattform Marktzugang» und Initiant von Crowdcontainer, einem Crowdfunding-Projekt, das innert weniger Wochen eine Bestellung für einen Schiffs-container voll Gewürzen, Nüssen, Reis und Kokosöl aus Indien vereinte. Mit der Transparenz, die Crowdordering dank Internetapplikationen der Kundschaft bietet, ist ersichtlich, von wo das Produkt kommt und wie es produziert wurde. Selbst die Lebensbedingungen einzelner Produzenten können in Wort, Bild und Film gezeigt werden. Teil des Konzeps ist es, dass so dem Konsumenten bewusst wird, was es alles braucht, bis ein Agrarprodukt erzeugt, verarbeitet, verpackt, verzollt und exportiert ist. «Man soll die Arbeit und die Zeit wieder schätzen lernen, die hinter einem Produkt steht», betont Joos. In dieser Hinsicht wolle man dafür bei der Kundschaft durchaus ein Bewusstsein schaffen und versuche, mit moderner IT einen näheren Bezug zu den Lebensmitteln herzustellen, der nicht zuletzt durch die Globalisierung verloren gegangen sei.
Der Konsum im Wandel
Nach der Präsentation von «Plattform Marktzugang» und «Crowdcontainer» wurde diskutiert, ob solche Vermarktungsmethoden eine Zukunft haben. Die deutsche Konsumpsychologin Simonetta Carbonaro ist überzeugt, dass sich die Lebensmittelbranche in einem radikalen Wandel befindet: «Der Konsum hat viel mit Vertrauen in die Zukunft zu tun.» Solange keine sichere Zukunft erwartet werde, sei die Gesellschaft auch nicht konsumfreudig. Heute herrsche ein allgemeines Misstrauen gegenüber dem wirtschaftlichen und politischen Establishment. Weil die Transparenz fehle, habe der Konsument keine Ahnung, woher sein Produkt komme. «Zwar wird immer häufiger mit Labels deklariert, aber die komplette Durchschaubarkeit bleibt ein Wunschdenken», so Carbonaro. Dieses Misstrauen führe zu einer Polarisierung, die den Konsum in zwei Richtungen leite: «Einerseits wird der Konsument offener für neue Zukunftsmodelle, die ökologisch und authentisch sind. Geschmack und Genuss spielen dabei eine wichtige Rolle, aber auch die ethische Komponente und die handwerkliche Leidenschaft, mit der das Produkt entstanden ist», meinte die Konsumpsychologin. Andererseits führe die Globalisierung zu einem Gegentrend: Konsumiert werde wieder regionaler, weil der Konsument die Gewissheit der Herkunft haben wolle. Carbonaro sieht in Crowdordering sogar eine Lösung zur Bekämpfung von Armut als wichtige Ursache von Migration. Denn Handel schaffe Wohlstand und nachhaltige Entwicklung.
Kontakte einfach knüpfen
Dass das Internet die Kommunikation vereinfacht, weiss auch Gebana-Geschäftsführer Adrian Wiedmer: Crowdordering ermöglicht seiner Firma die direkte Kommunikation zwischen Produzenten und Konsumenten. Prinzipiell könne heute jeder, der genügend Finanzen habe, einen Container rund um den Globus bewegen. Der Handel werde sich allgemein ändern: Wiedmers Vision ist eine Konsumgesellschaft, in der es Grossverteiler nicht mehr benötigt. redaktion@alimentaonline.ch

Milchwirtschaftliches Museum

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