Erfassung von Warenbewegungen mittels Barcodeleser im Smartphone. (Bild: zvg)

In der Firma Kambly war eine zu geringe Lagerauslastung im Bereich der Verpackungsmaterialien schon länger ein Thema. Wenn jeweils Mitglieder der Führungsetage durch das Lager gingen, fragten sie sich regelmässig, weshalb so viele leere Plätze zu sehen sind, wenn doch die Logistikverantwortlichen laufend betonten, dass das Lager voll ausgelastet ist. Das Problem ist ein bekanntes: Mit einer Festplatzzuordnung konnte im vorliegenden Fall lediglich eine Auslastung von ca. 65 Prozent erreicht werden. Die restlichen Plätze mussten für eventuelle Wareneingänge für fixe Produkte reserviert bleiben. Um diesem Problem auf den Grund zu gehen, wurde auf die Zusammenarbeit mit einem Studenten der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Zollikofen, gesetzt. Dieser analysierte die Situation und sollte ein geeignetes System evaluieren. Keine der geprüften Lösungen vermochte jedoch komplett zu überzeugen. Die App gleich selber programmiert Ein Karteisystem ist fehleranfällig, aufwändig und schwerfällig wobei eine Excellösung nicht praktikabel ist. Der Aufwand wäre schlichtweg zu hoch. Die heute am Markt erhältlichen Module zur Lagerplatzverwaltung sind meist zu teuer, falls lediglich ein Tool zur dynamischen Lagerhaltung gefragt ist. Zudem ist die Umstellung oder Anpassung des ERP-Systems auf ein System mit integrierter Lagerplatzverwaltung eine langfristige Entscheidung, die weit mehr kostet als sich durch dynamische Lagerhaltung einsparen lässt. In seiner Arbeit hat der Student schliesslich aufgrund des besten Kosten-Nutzen Verhältnisses ein Modul eines kleinen Anbieters empfohlen. Dies war jedoch mit 20 000 bis 30 000 Franken aus seiner Sicht immer noch zu teuer. Nach Abschluss der Arbeit liess die Problematik den Studenten nicht mehr los und so beschloss er, einen Programmierkurs zu besuchen. Schnell waren die Kursleiter von der Idee einer App für dynamische Lagerung begeistert. Kurze Zeit später war eine erste Version der App Shelf geboren. Dynamische Lagerverwaltung auf dem Smartphone Die kombinierte Web- und Smartphone-Applikation übernimmt die Lagerplatzverwaltung bei dynamischer Lagerung. Mit der Applikation lassen sich Warenflüsse durch Aufzeichnung mittels Smartphone abbilden. Somit sind Artikel, Bestände und Chargen jederzeit nachverfolgbar. Zudem können auf der online basierten Desktopversion in Echtzeit relevante Reports zusammengestellt und logistische Kennzahlen erfasst werden. Die Erfassung mittels Smartphone nutzt Endgeräte, die einerseits in den meisten Betrieben schon vorhanden sind und andererseits in der Beschaffung flexibel und kostengünstig sind. Die Einführungsdauer beträgt im Optimalfall wenige Tage bis Wochen. Kambly willigte zuversichtlich ein, die App in einer Pilotphase zu testen. Die Aussagen der Verantwortlichen bei der Firma sprechen für sich: «Der Pilot war ein voller Erfolg. Die Auslastung wurde seit der ersten Erfassung von knapp 65  Prozent auf 90 Prozent erhöht» (Mathias Siegenthaler, Senior-Projektleiter Geschäfts- und Prozessentwicklung)

«Eine schlankere Lösung als wir sie nun mit Shelf führen, gibt es nicht.»

Hans Aeschbacher, Leiter Intralogistik. Und: «Was ich am schönsten finde, ist die interne Akzeptanz. Die Mitarbeiter haben trotz sehr unterschiedlichen Vorkenntnissen mit Softwaresystemen und Smartphones nur positive Feedbacks gegeben», sagt Aeschbacher. «Der leicht höhere Aufwand für das Anbringen von zusätzlichen Etiketten wird durch die deutlich schnelleren Prozesse wettgemacht. Zudem hat mich die lange Akkulaufzeit von rund zwei Tagen erstaunt.» (Sven Spörri, Intralogistik) Aufgrund des Erfolges hat Kambly den durch Shelf bewirtschafteten Lagerbereich direkt nach der Pilotphase erweitert. Künftig sollen eventuell noch weitere Bereiche dazukommen. Weitere Informationen zu der App Shelf finden Sie auf shelfapp.ch.