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Coop – Weniger «lädele», dafür mehr Grosshandel

Detailhändler Coop verdient im Schweizer Detailhandel weniger. Umsatztreiber sind der Grosshandel mit Transgourmet, die Industrie aber auch der kleinflächige «to-go-Handel».

Weniger im Detailhandel, dafür mehr im Grosshandel. So kann das Finanzjahr 2016 der Coop-Gruppe auf einen Nenner gebracht werden. Während der Händler im Detailhandel mit den 17,2 Mrd. Franken ein minus von 0,5 Prozent erwirtschaftete, waren es im Grosshandel mit 8,6 Mrd. ganze 14,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Der sinkende Detailhandelsumsatz hat mit dem schleppenden Inlandkonsum, mit dem Einkaufstourismus und den etwas abgeflachten Zuwanderungszahlen zu tun. Zudem ist die Konkurrenz im Detailhandel gross. Die Zunahme im Grosshandel hat dagegen mit der Expansion ins Ausland zu tun, respektive mit der Übernahme des Grosshändlers Transgourmet im 2010, die wiederum vor gut einem Jahr die österreichische c+c pfeiffer akquirierte. Damit baute Transgourmet europaweit ihre Stellung als zweitgrösstes Unternehmen im Belieferungs- und Abholgrosshandel weiter aus. Das Unternehmen wuchs um 14,5 Prozent, akquisitionsbereinigt um noch 2,9 Prozent.

Wachstum durch Akquisition

Dass das Coop-Wachstum akquisitorischer Natur ist, zeigt sich auch ausdrücklich bei den Produktionsunternehmen, die ein Plus von 15,4 Prozent haben, akquisitonsbereinigt jedoch «nur» um ein Prozent wuchsen. So ist die Einkaufsliste von Coop-Metzger Bell lang (siehe Seite 6). Trotzdem lief auch bei der Lebensmittelproduktion noch nicht alles reibungslos. So verteuerten Doppelspurigkeiten der Produktionsbetriebe bei den sich im Bau befindlichen Fabriken in Schafisheim und Pratteln. Sowieso lief es mit Lebensmitteln besser als im Non-Food-Bereich, wo der Händler ausser im Heimelektronikmarkt überall Rückgänge zu verzeichnen hatte.

Rekord im Quadratmeterumsatz

Wo es rekordverdächtig gut lief, war im Convenience-Take-away-Geschäft. Hier sei die kürzlich erfolgte Übernahme der Aperto-Verkaufsstellen besonders für die Hilcona-Sortimente eine gute Sache, sagt Sutter. In den besten zentralen «to go Geschäften» in Bahnhöfen liege der Quadratmeterumsatz bei 70 000 Franken pro Jahr. Der Coop-Durchschnitt liege bei ungefähr der Hälfte und der Branchendurchschnitt bei nur 10 000 Franken, sagte Sutter.
Auch der lancierte «Supermarkt der Zukunft» soll künftig Umsatz bringen. Dort nehmen Themenwelten wie Metzgerei «Chäs Hüsli», Bäckerei, Metzgerei «Eusi Metzg» oder Bier und Wein noch mehr Platz ein. Besonders die Bedienung und die Beratung werden stärker gewichtet als in kleineren Filialen. Bis Ende Jahr sollen gegen 500 Verkaufsstellen nach dem neuen Konzept umgebaut sein. Ohne Umsatzzahlen zu nennen, sprach Sutter vom Erfolg der Internetplattform siroop. Dort würden mehr als 300 Händler ein Sortiment von 500 000 Produkten anbieten. Es gebe zudem eine lange Warteliste von Händlern, welche auch mittun möchten. Im Onlinebereich will Coop mit «Fooby» im Bereich der Kulinarik eine neue Marke schaffen. Dort soll sich anders als bei Betty Bossy, der ein Klub ist, jeder Konsument bedienen können; nicht nur mit Rezepten, sondern auch mit viel Wissen, wie Philipp Wyss, Leiter Direktion Marketing und Beschaffung, sagte. So etwa Fakten, wie lange eine Biene fliegen muss, um ein Kilogramm Honig zu produzieren, oder wieviele Reissorten es auf der Welt gibt. Dabei geben Foodbloggerin Nadia Damaso oder Slow Food-Botschafterin Laura Schälchli Tipps und sorgen für Storys.

Die Umsätze spiegeln sich auch im Betriebsergebnis (EBIT) nieder. Während dieses im Detailhandel 2015 noch 492 Mio. Franken betrug, sank es im letzten Jahr auf 457 Mio. Dabei war die Entwicklung des EBIT im Grosshandel gegenläufig. Im 2015 lautete es 284 Mio. Franken, im letzten Jahr schon 306 Mio. Dies sei unter anderem auch auf die grossen Investitionen zurückzuführen. Ein grosser Teil der Investitionen im 2016 von fast einer Milliarde Franken, die in der Schweiz, vor allem mit Schafisheim und Pratteln anfielen, wurden als Aufwand verbucht, also nicht aktiviert. Das Coop-Eigenkapital erreichte eine Quote von 47,8 Prozent der Bilanzsumme. Damit wäre die Kriegskasse für weitere Akqusitionen eigentlich gefüllt. Doch Sutter gibt sich vorsichtig. In der Schweiz gebe es grundsätzlich wenig Übernahmemöglichkeiten und im Ausland, wo allenfalls im Grosshandelsbereich etwas möglich wäre, müsste es dann wirklich passen, sagt Sutter.
Auch was den Geschäftsgang im laufenden Jahr betreffe, sei er vorsichtig optimistisch, sagt Sutter. Er gehe von einem ungefähr gleichen Wachstum aus.
hanspeter.schneider@rubmedia.ch