Algen sind interessanter als Insekten
Welche Proteine sind angesichts steigender Weltbevölkerungszahlen sinnvoll?
Die Weltbevölkerung wächst rapide und damit der Bedarf an Proteinen. Die weltweite Fleischproduktion von 300 Milliarden Kilogramm Fleisch schädigt das Klima. Die Welthandelspreise für Fleisch und Fisch werden deutlich ansteigen und damit der Hunger der Armen. Mittel- bis langfristig müssen daher Rohstoffe wie Hülsenfrüchte, Algen und Insekten genutzt werden, um die weltweite Proteinlücke zu schliessen.
Die Algenproduktion konkurriert nicht mit bestehenden Landwirtschaftsflächen. Zudem wachsen Algen schnell, brauchen wenig Platz und werden von Vegetariern akzeptiert. Bei den Mikroalgen bieten sich zum Beispiel Chlorella oder Spirulina an. «Diese pflanzlichen Quellen schneiden punkto Nachhaltigkeit in vielen Szenarien besser ab als die Insekten», sagt Prof. Alexander Mathys vom Fachgebiet für nachhaltige Lebensmittelverarbeitung der ETH Zürich.
Algen sind heute schon ein etabliertes Lebensmittel in Asien. Sie werden gekocht, gebraten, gedämpft oder in Essig eingelegt und dienen als Salat, Snack, Gewürz oder Tee. Besonders Seetang wird in Ostasien verzehrt. Je nach Art sind Algen nahezu geschmacklos oder schmecken würzig-salzig. Zu den heute durch die japanische Küche in Europa bekannten Sorten gehören Kombu, Wakame und das für Sushi verwendete Nori. Und Algen sind reich an Protein. Mathys findet Algenproteine ebenso wichtig wie Insektenproteine: «Die Algenzüchtung steht derzeit noch auf einem technisch tiefen Niveau, so dass wir noch viel optimieren können. Die Hauptaufgabe besteht darin, in einer vorgegebenen Wassermenge möglichst viel Biomasse in kurzer Zeit zu züchten».
Beide Rohstoffe seien interessant, weil man sie auch auf Brachland kultivieren kann. Aber als pflanzliche Quelle würden Algen punkto Nachhaltigkeit mehr Potenzial als Insekten bieten.