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Volle Hallen, innovative Schweizer

Die Anziehungskraft der weltgrössten Nahrungsmittelmesse Anuga ist riesig. Wer eine Ausstellungsfläche ergattern konnte, zeigte Innovationen, erhielt mediale Aufmerksameit punktete bei den Besuchern.

Die diesjährige Anuga platzte aus allen Nähten. Von den rund 7400 Ausstellern, die es in die Hallen in Köln-Deutz geschafft haben, hätten 90 Prozent gern grössere Flächen gebucht. Diejenigen, die dort waren, hatten allerhand zu präsentieren: Karotten- oder Rote-Beete-Scheiben für den Toaster, veganen Thunfischersatz, Algensalat, Whiskey-Cornichons oder Acai-Beeren-Müslis. Mit extra viel Protein wurden Soja-Schnitzel, Knabbereien, Eis, Joghurts oder Pflanzenmilchdrinks angeboten, aus Soja, Mandeln, Hafer, Reis, Haselnüssen oder gar aus Hanf. Pouletbrustfilets gab es auch als Snack «to go», Nüsse mit Obst als Knusperstange, oder auch Kraft-Pakete aus Erdnusskernen, Mandeln und Walnusskerne als Nährstoffquelle für Proteine, Vitamin E und Ballaststoffe. Superfoods wie Physalis, Goji und Cranberry gab es oder auch einfach Hirschgulasch im TK-Paket. Innovationen aus der Schweiz Ohne Gulasch, aber mit Schweine- und Hühnerfüssen war die Migros-Tochter Micarna in Köln. Unter dem Motto «Nose to tail» setzt Micarna damit auf Nebenprodukte, die für chinesische Touristen als Lieblingsgerichte gelten – gewürzt mit Schweizer Alpenkräutern und serviert mit schmackhafter Sojasauce. Die Konkurrenz fehlt aber nicht. So hat ein polnischer Anbieter Schweinevorderfüsse als 10-Kilogramm-Tiefkühlpaket in der Anuga-Innovations-Datenbank präsentiert. Am Micarna-Stand war auch Starkoch David Geisser präsent, der «Jamie Oliver der Schweiz», wie Micarna ihn propagiert. Geisser ist bekannt geworden als Koch der päpstlichen Schweizergarde und soll bald in den USA eine eigene TV-Show erhalten. Albert Baumann, CEO von Micarna, setzt in Deutschland auf die neue Marke «Alpigal», die Produkte werden von der übernommenen deutschen Stauss Geflügel AG hergestellt. Das Label steht für Tierhaltung nach BTS (Besonders tierfreundliche Stallhaltung), Fütterung ohne Gentechnik und reduzierten Antibiotika-Einsatz. Richtig innovativ zeigte sich Micarna in der Insektenverarbeitung. Mit den «Pop-Bugs», im Paniermehl frittierte Bällchen mit 13 Prozent «Grillenmehl», konnte Micarana erneut einen Innovations-Award der Anuga gewinnen. Als Innovation eingereicht hat Micarna auch «Fleur de viande», eine Pfeffermühle, die beim Rechtsumdrehen Pfeffer und Kräuter, beim Linksumdrehen getrocknetes Fleisch mahlt – von CEO Baumann fürs Raclette empfohlen. Die dritte Innovation sind die «Chickies» – gewürfeltes Trockenfleisch, versetzt mit Honig und Kirschen, als «High-Protein»-Convenience-Produkt geeignet für Kinder als Pausensnack. Während Micarna am Stand stark auf Herkunft Schweiz setzte, trat Konkurrent Bell mit den ausländischen Töchtern und im neuen Kleid auf. Das heisst: Erstmals präsentierten sich die drei Geschäftsbereiche Bell, Hilcona und Eisberg gemeinsam unter der neuen Unternehmensmarke Bell Food Group. Gemäss Stephan Holst, dem Bereichsleiter Marketing, sind darunter die Marken wie Bell, Hilcona, Eisberg, Zimbo und Abraham angeordnet. Auch die Bell-Tochter Eisberg hatte eine Innovation zu bieten: Der Smoothie «Green Drink» wurde von der Jury zu den Top-Innovationen der Anuga gewählt. Andrang am Swiss Pavillion Am Swiss Pavilion, wo Schweizer Firmen wiederum unter dem Patronat von Switzerland Global Enterprise (S-GE) auftraten, zeigte sich Organisator Valentin Diethelm zufrieden. Es sei schon lange nicht mehr vorgekommen, dass am Pavillon 18 Teilnehmer aufgetreten seien. Mit noch mehr Ausstellern hätte man noch enger zusammenrücken müssen, sagte Diethelm. Die Anuga als Plattform sei begehrter denn je. Zwar ist es auch eine Tendenz, dass die Firmen direkt in die Märkte gehen, etwa an die Gulfood-Messe in Dubai. So wie Ulrich Faes, Chef von Glarner Feingebäck, der bereits nach Saudi Arabien und Dubai liefert. Doch auch in diesen Ländern sei die Konkurrenz gross, sagte Faes. Wenn die Märkte in Deutschland oder USA schwierig seien, würden viele Firmen nach Dubai ausweichen. Für Faes hat sich trotz des momentan besseren Währungskurses die Situation nicht wirklich verbessert. Das Preisniveau sei schon am Boden und die Kunden, die man verloren habe, seien schwierig zurückzuholen. Aidin Djalili-Farchtchi von Shamsolhodaei/ADF project importiert aus dem Iran hauptsächlich Pistazien, ganz, geschält, gesalzen oder geröstet, aber auch Rosinen, Trockenfrüchte und Feigen. Die Firma sei seit 1925 tätig. Die Situation mit den Embargos des Westens gegenüber dem Iran sei zwar schwierig gewesen, aber nicht unmöglich, sagt er. Die Produkte aus dem Iran seien vermehrt nach China, Nordafrika und Russland exportiert worden und der Import Iran über die Vereinigten arabischen Emirate abgewickelt worden. Ein Reimportgeschäft ist gemäss Farchtchi unabhängig und auch in grossen Volumen möglich. Die Pistazienernte in diesem Jahr sei gut und es würden 230 000 Tonnen erwartet – etwa 60 000 Tonnen mehr als im Vorjahr. Dies treffe sich gut, sagte Farchtchi, denn am Weltmarkt seien die persischen Pistazien beliebt. Auch das Thema Kinderarbeit gebe es im Iran nicht. Pistazien würden immer häufiger in der Backwirtschaft und in Süssgebäck eingesetzt. Jetzt wolle er auch auf der Private-Label-Schiene kleinere Packungen anbieten und direkt Supermärkte beliefern. Erstmals an der Anuga war auch der Patisseriecremehersteller LFB Le Futur Bio SA aus Mont-sur-Lausanne. Mit der Swiss Pastry Cream, der gebrauchsfertigen und zusatzstoffreien Crème im Spritzbeutel, nahm die Firma auch am Innovationswettbewerb teil. Pascal Bebaut von Le Futur Bio erklärte, damit liessen sich ohne Aufwand verschiedene Törtchen oder Eclairs zubereiten. Zum Beispiel mit den Tartelettes von Hug oder mit kleinen Cornets. Dabei belaufe sich der Preis des einzelnen Tartelette auf rund 70 Rappen. Die Produkte sind schon bei Coop, Migros und Manor gelistet, jetzt sucht die Firma mit 50 Mitarbeitern den Markt im Ausland. Die Firma Intelligentcooking präsentierte mit Fät eine neue Lösung zum Anbraten von Fleisch, Fisch oder Gemüse. Kakaobutter wird in Flockenform auf die zu anbratenden Stücke gestreut, so braucht es weniger Fett und spritzt weniger. Kakao sei eines der strapazierfähigsten Fette überhaupt und ertrage Temperaturen von über 200 Grad, erklärte Alexander Kühne, Gründer und CEO der Firma. Mit Früchten in Dosen zog die frooggies AG aus Vaduz Kundschaft an. Statt mit einem Apfel oder einer Banane könne die Dosis Frucht aus gefriergetrocknetem Fruchtpulver bequemer zu sich genommen werden, sagte Philipp Nissi von frooggies. In der Startphase konzentriert sich die Firma hauptsächlich auf den Schweizer und Liechtensteiner Markt, noch für dieses Jahr ist aber der Markteintritt in Deutschland und Österreich geplant. Mehr Kaltbach, mehr Heidi Emmi präsentierte in Köln als saisonale Neuheit Kaltbach Raclette mit Trüffel, im Frühjahr soll dann der Ziegenkäse Kaltbach Le Chèvre folgen. Fürs Kaltbach-Marketing setzt Emmi in Deutschland auf den Koch Adrian Bührer, seit 2015 Küchenchef im Zürcher Restaurant «Pur» und ausgezeichnet mit einem Guide Michelin Stern. Ausgebaut hat Emmi seine lactosefreie Caffè Latte-Linie mit dem dritten Produkt «Balance», kalorien- und fettreduziert sowie lactosefrei und ohne Kristall- und Fruchtzucker. Auch der Porridge, den Emmi schon im 2016 in der Schweiz vorgestellt hat, wird in Deutschland lanciert. Mifroma, der andere grosse Schweizer Player in der Milchhalle 10.1., fiel mit einem grösseren Stand als bisher auf. Andreas Flury, Leiter des internationalen Marketings, zeigte sich erfreut über viele positive Kontakte. Die Marke «Heidi» mit der gezeichneten Figur ist laut Flury stark im Einsatz, um neue Märkte zu erschliessen, etwa in Südafrika, im Mittleren Osten oder in Asien. In den USA hingegen sind das Zielpublikum echte Käsekenner, die nicht «gezeichnete» Swissness wollen, sondern authentische. Entsprechend sind die Verpackungen edler gestaltet. Mifroma befasst aich auch stark mit Verpackungsformen – hauchfeine Scheiben mit Zwischenfolien für Deutschland und die USA oder geriebener Käse im Becher für die USA – Reibkäse im Beutel ist dort undenkbar. Etwas zurückgefahren wurde das aufwendige Programm «adopt an alp», bei dem US-Kunden sich aus erster Hand über die Alp und den Käse informieren können. Geschichten bleiben aber wichtig: Mit dem «Nagugold», einem Becher mit Hartkäsemöckli, werden das Gestein Nagelfluh, das Goldwaschen und die Möckli als «Nuggets» verkaufsfördernd inszeniert. Neues vom Emmentaler Am Stand von Emmentaler Switzerland (ES)wurden zwei Neuheiten präsentiert: Der «Urtyp», ein «auf den Punkt gereifter» Qualitätslaib, der individuell 12 bis 15 Monate ausgereift wird. Eine neutrale Expertenjury wählt die besten Laibe für die weitere Affinage aus, wie ES-Direktor Stefan Gasser gegenüber alimenta erklärte. Diese kommen bei Gourmino in Reichenbach ins Feuchtlager. Der «Urtyp» soll vor allem auf die Marke «Emmentaler» insgesamt ausstrahlen, die ganz grossen Mengen können so nicht abgesetzt werden: Insgesamt 600 Laibe sollen bis Ende Jahr so affiniert werden, exklusiv für den deutschen Markt. Ebenfalls auf die Marke ausstrahlen soll das Produkt «Smart Snack», ein kleines, trendig verpacktes Paket mit 80 Gramm Roggenbrot, zwei 70-Gramm-Scheiben jungem Emmentaler und einem Glas Dip. Gedacht als Snack für Tankstellen und To Go-Shops, gibt es davon drei Varianten mit verschiedenen Dips: den «Tagesretter», das «Seelenfutter» und den «Pausenfüller». Auch Swissmooh, die Exporttochter des Milchhändlers Mooh, war erstmals an der Anuga anzutreffen, mit einem Stand unter dem Switzerland Cheese Marketing-Dach. Vor allem asiatische Kunden würden die Präsenz an der Anuga erwarten, erklärte Swissmooh-Geschäftsführer René Schwager. Präsent war in Köln erstmals auch Heumilch Schweiz, allerdings nicht in der Milchhalle. Dort war schon alles gebucht, und so schlüpfte Heumilch Schweiz unter des Pavilion-Dach von Switzerland Global Enterprise in Halle 3.1, wie der Küssnachter Käser Josef Werder erklärte, der Heumilch Schweiz in Köln vertrat. Im nächsten Jahr wolle man mit Heumilch Austria zusammen in der Milchhalle auftreten. Von 22 Mitgliedkäsereien waren acht mit 20 bis 30 Produkten dabei, ein Sortiment vom Weichkäse über Mutschli bis zum gereiften Hartkäse. Viele Käse seien aber in der Entwicklung und würden erst noch lanciert, erklärte Manuela Vogel, Marketingverantwortliche von Heumilch. Schliesslich würden Heumilchprodukte auch erst seit letztem Frühling offiziell hergestellt. Beliebt an der Anuga seien vor allem die würzigen Käse, ab sieben Monate Reifung aufwärts. Auch die vollfetten Produkte seien gefragt, oder einfach Produkte aus im Gehalt unveränderter Milch, gerade bei Weichkäse. Traditionellerweise sind es die österreichischen Milchverarbeiter, die an der Anuga mit Heumilch auftreten und welche dieses Jahr auch einen Preis erhielten. So hat eine Jury aus 2300 Produkten von 880 Firmen die «Almmilch» der Erlebnissennerei Zillertal zu einem der 67 besten Produkte und Neuheiten gewählt. Heumilch hat letztes Jahr das EU-GTS-Gütesiegel (Garantiert traditionelle Spezialität) erhalten. Die Vorschriften des Labels sind: Beschränkte Verfütterung von Kraftfutter, kein präventiver Einsatz von Antibiotika und garantierter Auslauf. Nicht nur die Vorschriften gelten länderübergreifend. Jetzt wurde gemäss Manuela Vogel die Kommunikation von Heumilch «neutralisiert». Nicht nur Österreich, sondern der ganze Alpenbogen wird als Herkunft von Heumilchprodukten ausgelobt. Mit diesen Produkten werde primär der deutsche Markt bearbeitet, sagte Vogel. Wie gewohnt fand sich neben dem SCM-Stand auch die Schweizerische Genossenschaft der Weichkäse- und Halbhartkäsehersteller SGWH. Das Publikumsinteresse schwanke an der Messe stark, sagte Präsident Hansruedi Aggeler. Heu ist jedenfalls auch ein Thema – etwa mit dem Heugümper von Sepp Brülisauer, einem aromatischen Rohmilch-Halbhartkäse. Anklang fanden auch die aromatisierten Raclette aus der Käserei Seiler – mit gerösteten Zwiebeln, Paprika oder grünem Pfeffer. Entspannt hat sich laut Aggeler das Verhältnis zur SCM, weil diese neu auch gewisse SGWH-Projekte unterstützt. Russen suchen Schweizer Käse Immer wieder ein Thema waren in Köln russische Einkäufer, die bei den Schweizern nachfragten, um – angesichts des EU-Embargos –Schweizer Käse möglichst direkt zu importieren. Allerdings ist klar, dass es dafür eine Akkreditierung braucht, die in der Schweiz nur ein paar wenige Händler haben, und die nur mit viel Aufwand zu erhalten ist. Manche Händler bedauerten, dass die Absatzkanäle nach Russland so reduziert seien. Einer der Händler mit Russland-Akkreditierung ist die Westschweizer Margot, seit 25 Jahren im russischen Markt tätig. Einer der grossen Embargo-Profiteure also? Überhaupt nicht, fand Firmenchef Gilles Margot, die Exporte seien nicht angestiegen, sondern etwa stabil geblieben. Seit dem Embargo sei der Schweizer Käse in den russischen Städten zwar präsenter und bekannter, aber die Kontrollen an der Grenze hätten stark zugenommen und seien sehr mühsam. Russen, die an der Anuga neue Importkanäle suchten, würden den Aufwand unterschätzen, es sei ein schwieriges Geschäft und dafür brauche es erfahrene und liquide Händler. Margot ist ansonsten mit den traditionellen Schweizer Sorten in Frankreich, Spanien, Belgien und England tätig. Man sei das erste Mal an der Anuga und komme sicher wieder, sagte Gilles Margot. Es habe viele erfreuliche Kontakte gegeben. Die Bodensee Käse lancierte an der Anuga die «Alte Hexe», eine reifere Variante der «Roten Hexe». Die «Rote Hexe» mit einer Reifezeit von vier bis fünf Monaten laufe in Deutschland sehr gut, teilweise auch in Scheibenform, sagte Geschäftsführer Marcel Ledergerber. Für die «Alte Hexe» lasse man ausgewählte Laibe acht bis neun Monate reifen. Das Produkt mit schlichtem Schwarz-Weiss-Logo stosse auf Interesse, die erste Listungen seien bereits erfolgt. redaktion@alimentaonline.ch

Milchwirtschaftliches Museum

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