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Milchbeschaffung ganzheitlich angehen

Die Akteure in der Schweizer Milchwirtschaft haben auf die tiefen Milchpreise reagiert. Dennoch steht für diese nicht einfach ein höherer Preis auf dem Radar, sondern das Thema «Nachhaltigkeit».

«Wir unterstützen alles, was hilft, dass die Produzenten mehr für ihre Milch erhalten». Dies sagt Coop-Frischechef Roland Frefel gegenüber alimenta. So habe Coop etwa aus eigener Initiative im letzten Sommer drei Rappen über dem Richtpreis bezahlt. Doch der Grossverteiler wolle seinen eigenen Weg gehen. Konkret heisst dies, dass Coop das Label «Fair» («Initiative Fair»), das am 8. Februar von neun Milchbauern vorgestellt wurde, nicht verwenden wird. Aber bald werde Coop etwas Eigenes lancieren, das kann Frefel auch den Milchbauern versprechen. Discounter reagierte als Erster Aldi hat schon im letzten Sommer auf die Milchpreis-Baisse reagiert und eine faire Milch unter der Marke «Fairmilk» eingeführt. Dafür erhalten die Bauern nicht einfach 70 Rappen, wie oft kommuniziert werde, sagt Aldi-Sprecher Philippe Vetterli. Sondern einen Preis, der immer 5 Rappen über dem Richtpreis liegt. Aktuell liegt der Richtpreis der Branchenorganisation (BO) Milch für das A-Segment bei 68 Rappen, damit gebe es 73 Rappen für die Milchproduzenten. Aldi übernimmt laut Vetterli die gesamten Kosten der Fairmilk, die von Cremo abgefüllt wird - auch die Transportkosten, womit Milchproduzenten die ganzen 73 Rappen erhalten. Für Aldi steht nicht nur der gerechte Milchpreis im Vordergrund. Man verlange auch die aktuell höchsten Mindestanforderungen bezüglich Tierwohl, sagt Vetterli. Es geht darum, Vertrauen zu schaffen Für Emmi ist Nachhaltigkeit ein zentraler Pfeiler, dazu brauche es aber eine ganzheitliche Betrachtung, sagt Manuel Hauser, Leiter Einkauf von Emmi.

«Es geht darum, Vetrauen zu schaffen und die Verletzbarkeit der Branche zu reduzieren»
sagt Hauser. Denn der Konsum von Milch sinke stetig, durch Trends wie Veganismus oder die Forderungen der Tierschutzrechtler. Ferner würden Milchprodukte im Markt immer mehr durch Milchersatzprodukte konkurrenziert. Für Hauser geht es vor allem darum, die Milch von ihrer Wertigkeit her zu positionieren. Dabei kann Hauser den «Fair»-Initianten und den Schweizer Milchproduzenten (SMP), die das Projekt unterstützen, schon eine gute Seite abgewinnen. Eine Sensibilisierung für das Produkt Milch sei immer gut, auch der Umstand, dass die SMP die verschiedenen «Fair-Bewegungen» eventuell kanalisieren könne. Denn die Tendenz, dass die Milchströme immer mehr separiert würde, habe logistische Grenzen und verteure die Milchprodukte, sagt Hauser. Wenn künftig der Warenfluss für jede Auszeichnung komplett separat gemacht werden müsse, so führe das zu weit und schade der Wettbewerbsfähigkeit von Schweizer Milchprodukten. Für Hauser könne jedoch Österreich als Vorbild dienen. Das Nachbarland garantiert auf freiwilliger Basis 100 Prozent GVO-freies Futter und verzichtet auf den Import von Soja aus Übersee für Milchkühe. Keine Abwärtsspirale «Für uns war es wichtig, das Thema selbstverantwortlich und proaktiv anzugehen», sagt Lukas Barth zum Projekt, dessen Ergebnisse die ELSA letzte Woche der Presse vorstellte. Eine wichtige Frage für Elsa lautete: Wie geht es weiter mit der Milchproduktion in der Schweiz? Wollen wir Sorge tragen zu den Werten von Schweizer Milch, diese nachhaltig absichern und damit die Wertschöpfungskette stärken, oder wollen wir die Preisspirale weiter nach unten treiben, um mit billiger Milch Marktanteile zu halten? Die Frage war schnell beantwortet, zumal die Migros mit ihrer Nachhaltigkeitsstrategie sowie ihrem Bekenntnis zu Schweizer Milchprodukten ihre Verantwortung gegenüber der Schweizer Landwirtschaft auch künftig wahrnehmen will. ELSA habe dazu gemäss Barth vor zwei Jahren zusammen mit den Produzenten, wissenschaftlichen Organisationen und unter Begleitung von NGOs einen Prozess zur Definition eines Produktionssystems «Nachhaltige Milch» gestartet. Dieses wurde letztes Jahr von 37 ihrer Direktlieferanten getestet und von der HAFL begleitend evaluiert. Das Produktionssystem gliedert sich in Grundanforderung und freiwillige Module. Im Jahr 2018 müssen die Betriebe von 24 möglichen Punkten insgesamt 5 erreichen. Ein wichtiges Element betrifft den Einsatz von Antibiotika in der Milchproduktion. So sieht das Konzept den Verzicht auf die in der Humanmedizin wichtige Gruppe der kritischen Antibiotika vor. «Diese sollen in der Tierproduktion grundsätzlich nicht eingesetzt werden», sagt Barth. Mit selektivem Trockenstellen oder dem vollständigen Verzicht auf prophylaktische Antibiotika könnten Punkte realisiert werden. Mastitis ist ein gewichtiger Kostenfaktor. Die Eutergesundheitskosten betragen gemäss einer Studie schweizweit rund 130 Millionen Franken jährlich, so Barth. Weitere Punkte können die Betriebe auch holen, wenn sie viel Wiesenfutter und pro Kilogramm Milch möglichst wenig Kraftfutter einsetzen würden – auch dies ein Kostenfaktor. Das Konzept soll auch aus Sicht einer guten landwirtschaftlichen Praxis und aus betriebswirtschaftlicher Sicht sinnvoll sein. Mit konkreten Hilfestellungen, die ELSA zu-sammen mit externen Partnern aufbaut, sollen die Landwirte auf diesem Weg unterstützt werden.
«Für eine wirtschaftliche Milchproduktion sind neben dem Milchpreis auch die Kosten ein relevanter Faktor»
«Dies zeigen Auswertungen von Agroscope, die diesbezüglich eine grosse Heterogenität zwischen den Betrieben ausweisen», sagt Barth. Das System sieht ab 2019 auch einen Nachhaltigkeitszuschlag beim Milchpreis vor, sagt Barth. Die Milchpreise in der Schweiz seien annähernd doppelt so hoch wie im Ausland, der ELSA-Preis sei im oberen Bereich. Um diesen auch künftig auf diesem Niveau halten zu können, brauche es auch ein Engagement seitens der Produzenten, so Barth. Damit dieser Preis nicht unter Druck komme, brauche es eine Rechtfertigung gegenüber dem Konsumenten. Damit schaffe man auch Potenzial für die Auslobung von Mehrwerten und Nachhaltigkeitthemen im Ausland, sagt Barth und verweist auf den asiatischen Markt, wo entsprechenden Produkte nachgefragt seien. Gemäss der Information von letzter Woche ist die Frage, wie die «Nachhaltige Milch» dereinst gegenüber den Konsumenten ausgelobt werden soll noch offen. Klar sei, dass es kein neues Label gebe, so Barth, da man dem Labelsalat nicht noch Vorschub leisten wolle. Letztlich sei es der Schweizer Konsument, der entscheide. Schliesslich habe Migros mit 98  Prozent Schweizer Milchprodukten in ihren Regalen den höchsten Anteil an inländischen Molkereiprodukten. hanspeter.schneider@rubmedia.ch

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