12.03.2024
Alles in Butter in Kiesen
Butter hat in der Geschichte des Alpenlandes Schweiz eine grosse Bedeutung. Das milchwirtschaftliche Museum in Kiesen nimmt sich dieser reichen Geschichte an und eröffnete die Sonderausstellung.
Das milchwirtschaftliche Museum in Kiesen organisiert periodisch Spezialausstellungen. Am 1. April (kein Aprilscherz) wurde die Spezialausstellung «Alles in Butter» eröffnet. Lanciert wurde diese am 3. April anlässlich einer Vernissage. Die Bedeutung der Butter aus volkswirtschaftlicher, ernährungsphysiologischer und kultureller Sicht wollen die Organisatoren der Ausstellung an diesem Anlass vermitteln. Zuerst einmal: «Butter ist ein natürliches, einheimisches und gesundes Produkt», sagte Fritz Jakob, Präsident des Museum Kiesen. Alle jahrzehntelangen Anstrengungen, Butter zu diskreditieren, seien gescheitert. Neueste Studien würden beweisen, dass Butter aus ernährungsphysiologischer und auch ökologischer Sicht besser abschneiden würde als alle pflanzlichen Fette, die werbemässig geschickt mit vielen Blumen beworben würden. Wem käme mit dem Begriff «Ankebock» nicht Kindheitserinnerungen in den Sinn, sagt Jakob. Welchem Käser käme beim Wort Butterherstellung nicht auch die Abschlussprüfung in den Sinn, wo das legendäre «Klopfen», das sich ankündigt, wenn die Butter entsteht, im Prüfungsstress plötzlich ganz anders erklang. So sei es dem einen oder anderen in den Sinn gekommen, das Butterfass aus Nervosität zu früh zu öffnen, sagte Jakob. Die schönen Erinnerungen an die Butterproduktion seien etwa diejenigen vor Ostern, wenn die Butterhasen liebevoll fabriziert wurden und als letzten Schliff auch noch eine feine Rasur mit dem Messer erhielten, so Jakob. Butterberg Peter Ryser von der BO-Butter meinte, dass Butter zwar nicht so «sexy» töne, dafür sei sie aber wertschöpfungsträchtig. 30 Prozent vom Milchfett wird zu Butter verarbeitet, was heisse, gegen 16 Prozent der Milchmenge werde so zu Butter verarbeitet. Ausserdem wollte Ryser mit dem Begriff des «Butterberges» aufräumen. Dieser sei eine Erfindung der Medien und vor dem Jahr 2007 habe es diesen Ausdruck gar nicht gegeben, so Ryser. Doch mit der agrarpolitischen Umwälzungen, mit der Aufhebung der Milchkontingentierung oder der Einführung der Milchstandardisierung seien auf einen Schlag 2500 Tonnen mehr Butter pro Jahr entstanden. Plötzlich sei auch der Butterimport nicht mehr nötig gewesen – im Gegenteil. Heute müsse man die Übermengen mit entsprechendem Preisdruck auf dem Weltmarkt loswerden, so Ryser. Dabei stellte das Jahr 2017 eine Ausnahme dar, als mit 150 Tonnen der tiefste Stand im Butterlager gemessen wurde. Dabei könne man nicht allzu stark auf die Politik zählen, so Ryser. Die politischen Rahmenbedingungen für den Milchmarkt änderten ungefähr alle 20 Jahre. So könnte vielleicht dereinst wieder Butter mit Hilfe der Politik exportiert werden, sagte Ryser. Politische Rahmenbedingungen seien wichtig, auch für gute Butterverkäufe, sagte Museumskurator Peter Gerber. Die Rahmenbedingungen, um gute Ausstellungen zu realisieren, seien vor allem langjährige Freundschaften unter den Organisatoren. Das Gelingen der Ausstellung sei nur möglich gewesen, weil die Helfer der Ausstellung die beruflichen und freundschaftlichen Banden schon seit Jahren geknüpft hätten. hanspeter.schneider@rubmedia.ch
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