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Ein interessanter Markt für Käse

Die Mercosur-Länder würden neue Exportchancen für Schweizer Käse bieten. Die Ängste der Fleischwirtschaft sind nach der Reise im Schlepptau von Bundesrat Johann Schneider-Ammann geschrumpft.

Vier Länder in fünf Tagen: Mit einem dichten Programm und mit 50 Wirtschaftsvertretern und Politikern im Schlepptau reiste Volkswirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann vom 29. April bis 5. Mai durch die Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay. Erstes Ziel sei es gewesen, objektive Informationen zu erhalten, sagte Schneider-Ammann am 6. Mai vor den Medien.

«Es kann nicht sein, dass wir mit vagen Informationen eine hochemotionale Diskussion führen.»
Wie hochemotional, zeigten die verschiedenen rhetorischen Zusammenstösse der letzten Zeit zwischen Schneider-Ammann und Markus Ritter, dem Präsidenten des Schweizerischen Bauernverbandes. Letzterer hatte sowohl einen Mercosur-Gipfel im Februar als auch die Reise von Anfang Mai boykottiert und als unnötige PR-Übung kritisiert. Schneider-Ammann betonte beispielsweise, die oft gehörte Behauptung, dass aus Südamerika Hormonfleisch exportiert werde, sei falsch. Hormone seien in der Fleischproduktion dort nicht zugelassen, das müsse man «endlich zur Kenntnis nehmen und akzeptieren». Auch die Rückverfolgbarkeit in der dortigen Fleischbranche sei beeindruckend. Die vier Länder hätten erkannt, dass sie sich öffnen müssten, um wirtschaftlich weiterzukommen. Diese Chance müsse die Schweiz ergreifen, umso mehr, als die EU ihr Freihandelsabkommen möglicherweise schon bald abschliessen könne, sagte Schneider-Ammann. Rindfleischimporte: «Ängste verflogen» Philip Mosimann, Vizepräsident von Swissmem und Elisabeth Schneider-Schneiter, die Präsidentin der Aussenpolitischen Kommission, betonten ebenfalls, wie wichtig ein Abkommen mit den Mercosur-Staaten für die Schweiz wäre, mit insgesamt 260 Millionen Konsumenten, einer wachsenden Mittelschicht und einem hohen Zollsenkungspotenzial. Mosimann erklärte, die Mehrzahl der Schweizer MEM-Betriebe seien KMU, für diese seien Erleichterunagen essentiell, um überhaupt in diesen Ländern tätig zu werden. Auf den Import von Landmaschinen werde ein Zoll von 14 Prozent erhoben, dazu kämen nicht-tarifäre Handelshemmnisse aller Art. Gespannt war man auf die Ausführungen von SVP-Nationalrat Andreas Aebi, einer der bäuerlichen Vertreter in der Reisedelegation. Dieser meinte, die Ängste bezüglich der Rindfleischimporte seien «ein bisschen verflogen». Wenn man von dem ausgehe, was in den Verhandlungen zwischen Mercosur und EU auf dem Tisch, nämlich Zollkontingente von knapp 99 000 Tonnen Rindfleisch pro Jahr, und das auf die Schweiz übertrage, komme man auf 1800 Tonnen zusätzliche Zollkontingente. Das sei zu verkraften angesichts von insgesamt 45 000 Tonnen Importen von rotem Fleisch. Davon sind 21 000 Tonnen Rindfleisch. Die Schweizer Bauern und insbesondere die Rinderzüchter würden aber sicher die Verhandlungen intensiv verfolgen und am Schluss entscheiden, ob man zustimmen könne oder nicht, sagte Aebi. Vertrauen in den Bundesrat An der Mercosur-Reise nahm auch Heiri Bucher, Direktor der Fleischbranchenorganisation Proviande, teil. Er beurteilt die Gefahren für die Schweizer Fleischwirtschaft gleich wie Aebi. «Zusätzliche Zollkontingente wären machbar. Zollsenkungen hingegen wären schwer zu verkraften, sie würden das ganze Preisniveau im Schweizer Markt senken.» Er habe auch den Eindruck erhalten, dass der Bundesrat und seine Unterhändler sehr genau wüssten, was für die Landwirtschaft drinliege und wo die Grenze sei. Bucher zieht ein positives Fazit aus der Reise. Man habe im Gespräch mit den Südamerikanern Informationen aus erster Hand erhalten. Aber auch der Austausch innerhalb der Schweizer Delegation, die eine geballte Ladung Wirtschaftskompetenz repräsentiert habe, sei sehr interessant und lehrreich gewesen. Dass der Schweizer Bauernverband nicht teilgenommen habe, beurteilt Bucher
«ganz klar als verpasste Chance»
Markus Schlagenhof, Chefunterhändler des Bundesrates, sagte gegenüber alimenta, man habe die Position der Fleischwirtschaft sehr wohl verstanden und werde diese berücksichtigen. Allerdings sei im Moment noch sehr vieles offen, nicht zuletzt, auf welchem Niveau schliesslich ein Abschluss mit der EU zustande kommt. Interessant für Schweizer Käse Philippe Bardet, Direktor der Interprofession du Gruyère, war in Südamerika mit von der Partie. Für Schweizer Käse seien die Märkte dort interessant, sagt er. Es gebe eine kaufkräftige Schicht und eine Käsekultur. Er habe auch Gruyère-Kopien gesehen oder Käse, die als «tipo Gruyère», «tipo Tête de Moine» oder «tipo Sbrinz» verkauft worden seien. «Heute gibt es beim Käseexport in diese Länder viele administrative Hürden», sagt Bardet.
«Der Export würde mit einem Abkommen sicher einfacher.»
Mit einem Freihandelsabkommen könnten sicher nicht von heute auf morgen die grossen Mengen abgesetzt werden, sagt er, aber das Potenzial sei da. Bardet findet aber, man müsste in den Verhandlungen auch irgendeine Lösung finden, um die Schweizer Käsebezeichnungen zu schützen. Lorenz Hirt, Präsident von Switzerland Cheese Marketing, war nur in Brasilien dabei, beurteilt die Reise aber ebenfalls als sehr wertvoll. Man habe direkt mit Personen der höchsten Hierarchiestufen diskutieren können und wertvolle Informationen für Käseexporteure erhalten. Es sei wohl auch kein Zufall, dass Brasilien kurz vor der Reise noch einen für die Schweizer Käsehersteller positiven Entscheid gefällt habe: Firmen, die vor drei Jahren ein Exportgesuch gestellt haben und seither auf ein Audit durch brasilianische Behörden warten, sind für den Export vorläufig zugelassen, solange die Audits noch nicht stattgefunden haben. Hirt hält es für wichtig, dass die Schweiz gleichziehen könnte, wenn die EU mit Mercosur ein Abkommen abschliessen würde. Das beste Beispiel sei Südkorea: Die Käseexporte dorthin seien dank dem Freihandelsabkommen von 40 Tonnen im 2006 auf 1500 Tonnen im 2010 angestiegen. Nachdem die EU im 2011 ein weiter gehendes Freihandelsabkommen mit Südkorea abgeschlossen habe, sei die Menge sofort auf 200 Tonnen abgesackt. Ein Abkommen mit den Mercosur-Ländern wäre auch für die Schokoladenindustrie interessant. Laut Chocosuisse erhebt Brasilien 20 Prozent Zölle auf Schokolade, zusammen mit weiteren Gebühren mache das bis zu 35 Prozent aus. Ein gravierender Unterschied, wenn diese Zölle für EU-Exporteure aufgrund eines neuen Abkommens wegfallen würden, für die Schweiz aber immer noch bestehen würden. roland.wyss@rubmedia.ch

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