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«Ohne Pulverexporte geht es nicht»

Cremo ist zweitgrösster Milchverarbeiter im Land, agiert aber eher diskret. Was bedeutet der Verlust im letzten Jahr, wo sind die Zukunftschancen? alimenta sprach mit Cremo-Chef Paul-Albert Nobs.

Paul Albert Nobs.

alimenta: Cremo hat im letzten Jahr einen Verlust von 2,7 Millionen Franken verbucht. Wie geht es der Cremo? Paul-Albert Nobs: Cremo geht es nicht so schlecht. Aber 2017 war ein schwieriges Jahr, der Schweizer Franken blieb stark, die Proteinpreise im Ausland blieben sehr tief. Wir hätten den Milchpreis noch etwas drücken können, ein Rappen mehr hätte uns schon einen Gewinn von zwei Millionen Franken gebracht. Aber das wollten wir mit Rücksichtnahme auf die schwierige Milchpreissituation nicht – Cremo gehört schliesslich den Milchproduzenten. Wie verlief die Generalversammlung im Juni? Sie war ganz normal. Die Produzenten verstehen die Situation. Natürlich ist niemand glücklich, wenn der Milchpreis tief ist und ein Verlust entsteht. Aber jeder weiss, es muss vorwärts gehen. Man versteht einander. Ihre Konkurrentin Hochdorf kauft Firmen und Marken ein und tritt dynamisch auf. Bei Cremo, so scheint es, wartet man einfach darauf, dass die Proteinpreise wieder ansteigen. Der Vergleich ist schwierig, da wir keine börsenkotierte Firma sind. Wir haben auch nicht von Schoggigesetz-Geldern profitiert. Cremo produziert auch Walzenmilchpulver für die Schokoladenindustrie. Ja, aber sehr wenig. Wir liefern auch Kondensmilch für die Schokoladenindustrie, aber das ist nur für den Schweizer Markt … Wie gesagt: Wir haben unsere Proteine ohne Stützung im Ausland verkauft. Der Preisunterschied wurde durch Cremo und durch die Milchlieferanten getragen. Ab 2019 gibt es eine Schoggigesetz-Nachfolgelösung, bei der auch ein Fonds für die Fettstützung vorgesehen ist. Davon wird Cremo dann auch profitieren können. Ja, mit der neuen Lösung dürfte sich Einiges ändern. Wir werden sehen, wie es funktioniert. Die neue Milchzulage ist eine gute Sache. Aber: Die Milchpreise sind je nach Verwertung ganz unterschiedlich. Wenn diese Milchpreisunterschiede zu hoch werden, dann gibt es Unruhe unter den Produzenten. Deshalb engagieren wir uns, um diese Bandbreite etwas zu reduzieren. Aus meiner Sicht gibt es drei Probleme, die man lösen muss: 1. Wenn wir Schweizer Butter und Rahm haben wollen, sind wir gezwungen, in irgendeiner Form Magermilch zu exportieren. Warum hat Cremo Protein gewählt? Weil die EU darauf keine Zölle erhebt. Wenn man kein Protein mehr exportieren will, muss man die Milchmenge um 500 bis 600 Millionen Kilogramm reduzieren. Die Folge davon wären mehr Importe, das wiederum will niemand. 2. Bei den Milchingredienzen für die zweite Verarbeitungsstufe gibt es ein Mengenproblem. Wenn Schweizer Ware fehlt, können die Verarbeiter Veredelungsverkehr machen, und sie entfernen das Schweizer Kreuz von der Verpackung. Da geht es um gut 200 Millionen Kilogramm Milch. 3. Aufgrund der Launen der Natur wird die jährlich produzierte Milchmenge mal grösser, mal kleiner. Gleichzeitig muss die Nachfrage der Konsumenten nach Milchprodukten jederzeit abgedeckt werden können. Im Schnitt der Jahre hat man deshalb häufig zu viel Milch und einen Preisdruck. Aus meiner Sicht muss jedes dieser Probleme eine eigene Lösung haben, man sollte sie nicht miteinander vermischen. In der BO Milch ist man im Moment daran, Lösungen zu finden, und wir werden sehen, ob es gut rauskommt oder nicht. Sprechen wir über das Problem 3: Überschüssige Milch wird immer mehr verkäst, weil es eine höhere Wertschöpfung verspricht. Was sagen Sie dazu? Es kann nicht die Lösung sein, dass man billigen Magerkäse fürs Ausland produziert, Verkäsungszulage erhält und dann noch vom Fettpreis profitiert. Wenn die Verkäsungszulage von der EU als Subvention wahrgenommen wird, dann kommt sie politisch unter Druck, was sehr gefährlich ist. Jetzt überlegt man unter anderem, die Verkäsungszulage nach Fettgehalt abzustufen. Das hatten wir schon mal, zur Zeit der Käseunion. Aber auch bei einer Abstufung muss man aufpassen, dass man die Wirkung erzielt, die man will. Die Zukunft liegt nicht beim Billigkäse, sondern bei nachhaltigem Käse. Wir gehen mit unserer Käseproduktion auch in diese Richtung. So haben wir kürzlich den Bio-Raclette-Käse Mazot lanciert. Neu fabrizieren wir auch den Gratino Hartkäse zum Reiben, als Alternative zum ausländischen Hartkäse. In der EU sind die Butterpreise im letzten Jahr stark angestiegen, in der Schweiz nur leicht. Was bedeutete das für den Butterhersteller Cremo? Die Butterpreise im Inland wurden erst ganz am Ende des Jahres etwas nach oben korrigiert. Dennoch konnten wir von der Entwicklung in der EU nicht richtig profitieren. Man weiss noch nicht, ob der Butterboom ein langfristiger Trend ist. Tatsache ist, dass die EU-Butterpreise immer noch hoch sind und es wäre angezeigt, ernsthaft über eine Korrektur der Fett- und Eiweiss-Bewertung nachzudenken. Das wäre eine Möglichkeit, um Problem eins zu entschärfen. Aber: Wenn der Milchfettpreis zu stark steigt, dann entsteht ein noch grösserer Anreiz, Magerkäse herzustellen. Cremo produziert an vier Standorten. Welche Änderungen und Investitionen sind geplant? Wir investieren in Villars-sur-Glâne, um einen Teil der Trocknung hierher zu verlagern. Der Pulverturm 1 in Lucens entspricht nicht mehr den Luftreinhaltenormen und ist energetisch nicht mehr à jour. Weil das Zeitfenster für eine Sanierung auch in der mengenschwächsten Zeit nicht lang genug ist, haben wir entschieden, in Villars-sur-Glâne neue Kapazitäten aufzubauen und den Turm 1 zu demontieren. Turm 2 wird weiterlaufen. Lucens ganz zu schliessen ist keine Variante? Nein. Wir haben lange alle flüssigen Nebenprodukte aus der Käseproduktion verkauft, seit März 2018 trocknen wir diese selber. Alle Sprühtürme sind voll ausgelastet, auch in Thun. In Sierre werden wir die Milchabfüllung im Juli schliessen. Diese wird in Mont-sur-Lausanne konzentriert. Ferner wird die Käsevorverpackung von Thun nach Sierre verlagert. In Sierre konnten wir moderne Linien übernehmen und haben diese weiter modernisiert. Langfristig wollen wir die Betriebe nach Technologie konzentrieren: Alles, was flüssig ist, in Lausanne, Pulver in Villars-sur-Glâne sowie Lucens und Käsevorverpackung in Sierre. In Sierre füllen Sie auch die Caffè Latte-Konkurrenz Lattesso ab, läuft das Produkt gut? Ja, Lattesso entwickelt sich gut. Sie investieren auch in Lyss in eine neue Biomolkerei. Im Seeland gibt es immer mehr Biomilchproduzenten, aber auch Bioobst- und -gemüseproduzenten. Deshalb schien uns dieser Standort interessant. Dazu kommt die Möglichkeit, auch kleinere Chargen herzustellen. In der neuen Molkerei wird die Nachhaltigkeit generell grossgeschrieben, indem wir unter anderem eine Pelletsheizung und eine Photovoltaik installieren. Unter den regionalen Molkereien gibt es schon jetzt einen Konkurrenzkampf. Braucht es wirklich noch eine weitere Molkerei? Wir sind zuversichtlich. Cremo ist ein wichtiger Akteur im Käsemarkt, wird aber oft nicht richtig wahrgenommen. Der Eindruck täuscht. Wir produzieren fast 5000 Tonnen Käse und vermarkten insgesamt 9000 Tonnen. Namentlich beim Raclette-Käse sind wir kein kleiner Player... Cremo arbeitet mit dem französischen Ingredienzenhersteller Ingredia zusammen. Wie sieht diese Zusammerbeit konkret aus? Vor allem zu Beginn konnten wir vom weltweiten Verkaufsnetz profitieren und wir können uns auch über technologische Fragen und über Neuigkeiten im Proteinbereich austauschen. Welche Möglichkeiten gibt es, um von der Commodity Proteinpulver wegzukommen? Protein ist nicht nur eine Commodity, es gibt verschiedene Varianten davon. Wir wollen die ganze Palette von Ingredienzen an die Industrie verkaufen. Proteinangereicherte Produkte sind im Trend. Das Problem ist, wenn der Magermilchpulverpreis so lange so tief ist wie jetzt, dann gibt es trotzdem einen Preisdruck. Gleiches gilt für die Swissness: Das Schweizer Kreuz hat auch im Milchpulverbereich einen Wert. Wenn aber zu viel Milchpulver vorhanden ist, wird es dennoch schwierig. Zur Erinnerung: Das Milchpulver aus den EU-Interventionsbeständen wird derzeit für 1.15 Euro pro Kilogramm verkauft! Zum Abschluss: Wo sehen Sie die Wachstumschancen für Cremo? Vor allem beim Käse sowie bei der Separierung und Vermarktung von Milchkomponenten. Interview: Roland Wyss-Aerni, Hans Peter Schneider

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