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Das Original aus den Bündner Bergen

Der Bündner Bergkäse steht für Authentizität und Natürlichkeit und sorgt für eine anständige Wertschöpfung für Milchlieferanten und Käser. Trotz fehlendem Ursprungsschutz hat er seine Nische gefunden.

Gion O. Vincenz, Geschäftsführer der Sortenorganisation Bündnerkäse (SOBK), ist zufrieden. «Der Absatz von Bündner Bergkäse Bio «original dal grischun» läuft im Inland gut», sagt Vincenz. Das Produktionsvolumen bei den Sennereien liege seit Jahren bei rund 600 Tonnen. Aber eigentlich suche die Organisation nicht um jeden Preis mehr Absatz, sagt Vinzenz.

«Für uns ist es wichtig, dass wir eine Wertschöpfung für die Bauernfamilien im Berggebiet generieren können.»
Die acht Sennereien der SOBK im Kanton Graubünden und deren Milchlieferanten sorgen im Berggebiet für Arbeitsplätze. Die Käsereien könnten ihren Milch­produzenten einen «guten» Milchpreis auszahlen, sagt Vincenz. In den letzten Jahren habe er immer bei rund 80 Rappen pro Liter Milch gelegen. «Wir haben kurze Transportwege und die Milchbauern produzieren die Milch aus betriebseigenem Futter», sagt Vinzenz. Dies liege auch im eigenen Interesse für eine hohe Wertschöpfung. Anders als bei anderen Käsereien, die im Bündnerland Käse herstellen, sei es für die Bündner Bergkäsehersteller klar, dass nur Milch von den lokalen Produzenten Milch verarbeitet werde. Der daraus hergestellte Bündner Bergkäse sei erkennbar an seiner Marke mit dem roten Steinbock und dem Schriftzug Bündner Bergkäse «original dal grischun». Coop-Kanal ist der Wichtigste Der wichtigste Absatzkanal für den Bündner Bergkäse ist die Coop-Linie «Pro Montagna». «Coop ist unser wichtigster Partner», sagt Vinzenz. Denn auch über die Naturaplan-Schiene wird der Bündner Bergkäse Bio verkauft. Dabei seien die letzten beiden Jahre sehr positiv für Bündner Bergkäse verlaufen. Einerseits habe Pro Montagna letztes Jahr das 10-jährige und Naturaplan dieses Jahr das 25-Jahre-Jubiläum feiern können. Durch die Jubiläumsaktivitäten habe der Absatz sogar etwas gesteigert werden können, sagt Vincenz. Bündner Bergkäse werde aber auch über den AdR-Kanal von Migros, über Manor, Volg, Spar und den privaten Käsehandel verkauft. Export in deutsche Theken Im Export ist Bündner Bergkäse nur in Deutschland, in den Theken von Biofachgeschäften zu finden. Andreas Müller, Chef von Switzerland Marketing (SCM) Deutschland, sagt, der Käse sei bei den deutschen Konsumenten sehr beliebt, sei er doch mit positiven Attributen besetzt. So gelte das Bündnerland in Deutschland als Naturparadies, zumindest bei den süddeutschen Konsumenten, sagt Müller. Dies werde in der Marketingkommunikation benützt, um die Botschaft der traditionellen und natürlichen Herstellung anzureichern. Handelskunden werden von der SCM eingeladen, Käsereien zu besichtigen.
«Jede dieser Fachpersonen ist danach so überzeugt, emotionalisiert und hochmotiviert, dass sie später an der Theke das Erlebte den Kunden erzählt»
sagt Müller. So konzentriere sich SCM auch auf die Vermarktung an Premiumtheken. Sobald eine Listung durch einen Exporteur bestehe, würden Massnahmen direkt am PoS durchgeführt, sagt Müller. Der Konsument müsse unbedingt die Vorteile des «Bündners» kennen, schliesslich bezahle er auch einen hohen Preis von ungefähr 30 Euro pro Kilogramm, sagt Müller. Original oder nicht? Dass auch andere Käsereien und Händler Geschmack am hochpreisigen Bündner finden, ist nicht verwunderlich. Denn es wird viel Käse, aus Silomilch aus dem Unterland hergestellt und unter dem Label «Bündner Bergkäse» verkauft, wie SOBK-Mitglieder klagen. Der Kampf der SOBK gegen «Trittbrettfahrer» währt mittlerweile schon Jahrzehnte und die Organisation möchte einen Ursprungsschutz. Für das «Original» wirke sich ein fehlender Schutz fatal aus, sagt ein Insider. So sei vor einiger Zeit im deutschen Biofachhandel mit grossem Aufwand und finanzieller Unterstützung von Bio Suisse eine Promotion für den Bündner Bergkäse gemacht worden. Doch der Erfolg sei ausgeblieben. Der Grund: Die meisten Biofachhändler führen schon «Bündner Bergkäse» in ihren Theken. Einfach nicht derjenige von den «wahren» Bündner Bergkäsern, sondern von der Konkurrenz, der ohne Pflichtenheftvorgaben hergestellt wird. Dass das BLW und vor einem Jahr auch das Bundesverwaltungsgericht nicht auf das AOP-Gesuch der SOBK eintreten wollte, sorgte für Enttäuschung (siehe Kasten).
«Wenn man Milch zu hundert Prozent biologisch in den Bündner Bergtälern produziert, hätte man schon erwarten dürfen, dass uns ein Ursprungsschutz wird»
sagt Beno Niggli, Milchproduzent und Präsident der SOBK. Denn in Graubünden werde nur zwei Prozent der Schweizer Milchmenge gemolken, der Rest werde hergeführt, so Niggli. Auf der Gewinnerseite gibt man sich gelassen.
«Wir lassen die Vergangenheit ruhen»
sagt Oskar Huber, Chef des wichtigsten Herstellers und Händlers von Bergkäse aus den Bündner Alpen, Dörig & Bergsenn in Urnäsch, das 2013 von der Migros-Tochter Mifroma übernommen wurde. «Wir schauen nach vorne. Mit der Übernahme des Betriebes in Disentis im Pachtverhältnis, bekennt sich Dörig & Bergsenn klar zur Region Surselva und setzt alles daran, dass die Käse aus der Senneria in den heutigen Vertriebskanälen unter unserer Marke bestens platzieren werden», sagt Huber. Damit werde der Region geholfen und es gebe dem Endkonsumenten die Möglichkeit, aus der Vielfalt der regionalen Spezialitäten seinen Lieblingskäse auswählen zu können. Bei der SOBK ist man realistisch, man wolle jetzt in kleinen Schritten vorwärts gehen, sagt Niggli. Der Wille, nicht nur die Bildmarke, sondern auch den Namen des Produktes zu schützen, sei immer noch da.
«Seit zwei Jahren versuchen wir den Faden für einen Schutz unserer Käse mit der Kantonsverwaltung und verschiedenen Organisationen neu zu finden»
sagt Niggli. Und Gion O. Vinzenz sagt: «Wir orientieren uns am Markt und an unserer Marke, das ist unsere Aufgabe». Vielleicht ergebe sich im Laufe der Zeit wieder einmal etwas, so Vinzenz und meint: «Man darf nie nie sagen». hanspeter.schneider@rubmedia.ch

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