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«Türen der Fial bleiben offen»

Freihandel oder Grenzschutz? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Tags der Schweizer Nahrungsmittel-Industrie vom 10. September. Das Branchentreffen zeigte eines klar: Auch die Industrie ist gespalten.

Die Fial-Präsidentin, Isabelle Moret.

Verkraftet die Schweizer Landwirtschaft eine weitere Grenzöffnung, wie sie der Bundesrat in seiner Gesamtschau zur Weiterentwicklung der Agrarpolitik vorsieht? Diese Frage hat nicht nur für eine «Eiszeit» zwischen Bundesrat und Bauernverband gesorgt. Sie treibt auch einen Keil mitten durch die Föderation der Schweizer Nahrungsmittel-Industrien (Fial), den Dachverband der Branche: Die erste Verarbeitungsstufe stellt sich klar hinter die Bauern, beide sehen ihre Existenz durch eine weitere Marktöffnung gefährdet. Die zweite Verarbeitungsstufe hingegen fordert freie Absatzmärkte für ihre Produkte und Zugang zu günstigen Rohstoffen. Diese Spaltung wurde auch am Tag der Schweizer Nahrungsmittel-Industrie deutlich, dem jährlichen Branchentreffen, das die Fial am 10. September im Berner Hotel Bellevue organisiert hatte. Mitten drin im Spannungsfeld «Agrarpolitik und Liberalisierung sind ein Spannungsfeld», sagte Fial-Präsidentin Isabelle Moret, und die Mitgliedsfirmen der Fial seien «am Scharnier der Diskussion». Das hat der Verband schmerzhaft zu spüren bekommen: Zwei Verbände der ersten Verarbeitungsstufe, SwissOlio und die Swiss Convenience Food Association, haben ihren Austritt gegeben, weil sie einem weiteren Grenzabbau kritisch gegenüberstehen, während die Fial grundsätzlich eine Marktöffnung befürwortet. Sie bedaure diese zwei Austritte, betonte Moret. «Aber wir müssen uns auch unangenehmen Diskussionen stellen und kreative Lösungen finden.» Der Dachverband arbeite auf einen Wiedereintritt der beiden Verbände hin. «Die Türen bei der Fial bleiben offen.» Abbau «in kleinen Schritten» Bernard Lehmann, Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft, zeigte in seinem Referat die Vor- und Nachteile des Grenzschutzes auf, der in der Landwirtschaft über 100 Jahre hinweg schrittweise aufgebaut worden ist. «Den Grenzschutz wieder abzubauen tut viel mehr weh, als wenn man ihn gar nicht erst aufgebaut hätte», betonte Lehmann. Aber eine Rückkehr «in kleinen Schritten» zu weniger Grenzschutz sei nötig. Entsprechend gelte es, die Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft fit zu machen für eine Liberalisierung. Als Vorbild nannte Lehmann Deutschland. «Der deutschen Landwirtschaft geht es gut, sie behauptet sich auf einem total freien EU-Markt gegen Konkurrenten, die auf halbem Kostenniveau produzieren», sagte er. Das Geheimnis? Die deutsche Landwirtschaft habe ihr Portfolio konsequent auf Produkte ausgerichtet, die für die Konsumenten einen Mehrwert darstellten. «Sand im Getriebe» Ein düsteres Bild der Folgen einer weiteren Grenzöffnung zeichnete Marc Müller, Generaldirektor der Mühlengruppe Groupe Minoteries und Vizepräsident des Dachverbandes Schweizerischer Müller. Die Gesamtschau sei für ihn «das explosivste Papier», das er je gelesen habe. Bei einer integralen Umsetzung würden die Landwirtschaft und Mühlen, Ölwerke und Zuckerfabriken «langsam sterben». Wesentliche Teile der Agrarproduktion würden mittelfristig ins Ausland verlagert. «Damit wäre die Souveränität der Schweiz in Frage gestellt», warnte Müller. Obwohl er pointiert eine andere Meinung vertritt als die Fial, will er nicht aus dem Verband austreten. «Wir fühlen uns gut als Sand im Getriebe. Es kann nicht sein, dass in der Fial nur stramme Parteisoldaten sind.» International konkurrenzfähig bleiben Ganz auf den Export ausgerichtet ist Mondelez Schweiz. Das Unternehmen produziert in Bern Toblerone. 97 Prozent davon werden in über 120 Länder exportiert. «Wir müssen neben internationalen Grossunternehmen bestehen, die zu deutlich tieferen Kosten produzieren», sagte Managing Director Martin Kläusli. Konkurrenzfähige Bezugspreise für Rohstoffe wie Milch und Zucker seien für die Branche deshalb existenziell. Das betonte auch Monika Rühl, Direktorin von Economiesuisse. «Die Lebensmittelindustrie leidet unter hohen Kosten für Agrarrohstoffe in der Schweiz», sagte sie und plädierte für eine «umsichtige und schrittweise» Öffnung der Agrarmärkte. Nur so könnten weitere Freihandelsabkommen abgeschlossen werden, die auch die Schweizer Lebensmittelwirtschaft wettbewerbsfähiger machen würden. «Davon profitiert letzten Endes auch die Landwirtschaft», zeigte sich Rühl überzeugt. Die anschliessende Podiumsdiskussion zeigte noch einmal, wie emotionsbehaftet und heikel die Freihandelsfrage ist. Eine Annäherung der Positionen gab es nicht, Fragen aus dem Publikum waren nicht vorgesehen. «Die massvolle und schrittweise Grenzöffnung wird der Lebensmittelindustrie zugute kommen», betonte Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann in seiner Schlussrede. Bezogen auf die Gesamtschau meinte er: «Wir sind auf dem Weg der Besserung.» stephan.moser@rubmedia.ch

Milchwirtschaftliches Museum

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