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«Der Geschmack bleibt in der Flasche»

Die Winterthurer Brauerei Doppelleu legte in den letzten Jahren ein rasantes Wachstum hin. Die Macher von Chopfab setzten rechtzeitig auf geschmacksvolles Craft-Beer.

«Nein - bitte kein Bier während der Arbeit.» Eigentlich klar, doch wenn dieser Satz aus dem Mund eines Brauereibesitzers kommt, tönt er irgendwie merkwürdig. Jörg Schönberger ist strikt, wenn es um die Sicherheit geht – ein Bier gibt’s erst nach Feierabend. Als er und Philip Bucher, sein Mitinhaber bei der Doppelleu Brauwerkstatt AG, die Alkoholfrei-Doktrin verkündeten, die während der Arbeit gilt, wurden sie besonders von den älteren Mitarbeitern etwas schräg angeschaut. Die Einsicht war aber schnell da – schliesslich wird in einer modernen Brauerei mit gefährlichen Maschinen gearbeitet – und die Verlegung eines Bieres auf den Feierabend sei bald akzeptiert worden, sagt Schönberg. Dass die Mitarbeiter degustieren, ist durchaus erwünscht. «Alle müssen verstehen, worum es geht», sagt Schönberg. Gelte es doch verschiedene Rezepte auszuprobieren, Verfeinerungen anzustreben oder einfach nur das Bestehende in all seinen Facetten beschreiben zu können. Die Fachkompetenz dazu sei da, denn die meisten Mitarbeiter seien ausgebildete Biersommeliers, sagt Schönberger stolz. Das Besondere zuerst In der Brauerei, die sich selber rühmt, in der Schweiz die einzige grosse Craft-Brauerei zu sein, werden 22 Bierstile hergestellt. Darunter einige Biere, die internationale Auszeichnungen erhalten haben, wie zum Beispiel das Chopfab-Amber, das letztes Jahr anlässlich des World Beer Awards in London zum weltweit besten Amber gekürt wurde. Dieses, aber auch andere Craft Biere im vielfältigen Sortiment von Doppelleu erhielten Auszeichnungen an weiteren internationalen Wettbewerben und auch bei den Swiss Beer Awards. Nur schon in der Sparte Pale-Ale-Biere hat der Kunde die Qual der Wahl: Soll es ein Indian Pale Ale, ein Belgian Pale, ein Australian oder gar ein doppeltes Pale Ale sein? Im Zentrum des Variantenreichtums, mit dem die Brauerei ihre Craft Biere braut, stehe jedoch immer das Besondere, der exklusive Geschmack des Bieres und die Natürlichkeit der Rohstoffe, sagt Schönberger. Dabei stehe in einer Craft-Brauerei das Reinheitsgebot an erster Stelle und es werde zu 99 Prozent nach diesem gebraut. Dieses sieht einzig Wasser, Hopfen, Hefe und Malz vor. Schönberger sieht keine Einschränkungen darin: «Man kann auch nach dem Reinheitsgebot unglaublich kreativ sein», sagt er. Nur bei saisonalen Spezialitäten würden teilweise Gewürze wie zum Beispiel Koriander oder Orangenschalen dazugegeben. Komplexe Produktion Viele Bierstile zu produzieren heisst auch, eine komplexe Produktion aufrechtzuerhalten. «Ob nun 50 oder 10 000 Liter Bier produziert werden, der Brauprozess ist immer gleich lang», sagt Schönberger. Dabei lauten die Herausforderungen, dass bei Craft-Bier kleine Chargen produziert werden müssen, und dass sorgfältiger gearbeitet werden muss. Das Bier wird nur ganz kurz, während drei Sekunden, auf 73 Grad erhitzt und so haltbar gemacht. Die Füllerei ist nach modernsten Gesichtspunkten ausgelegt, damit kein Sauerstoff ins Bier gelangt. «Der Geschmack muss unbedingt drinbleiben», sagt Schönberger. Vom Ökonomen zum Brauereibesitzer Wenn es um den richtigen Geschmack beim Bier geht, so spricht Schönberger wie ein altgedienter Braumeister. Dabei hatte er vor seinem Einstieg ins Braugeschäft nicht viel mit der Bierherstellung oder sonst etwas mit Lebensmitteln am Hut. Schon eher mit Zahlen und Buchhaltung, denn er amtete jahrelang als Ökonom in einem Verlag. Bis er die Chance wahrnahm, selber als Unternehmer aktiv zu werden und die kleine Brauerei in Winterthur zu übernehmen. So gründete er zusammen mit seinem Freund und jetzigem Geschäftspartner Philipp Bucher im Jahr 2012 die Brauerei Doppelleu. Exakt während des Tiefpunktes der Spezialitätenbiere, wie Schönberger sagt, denn der Marktanteil dieser Biere habe damals nur noch bei sechs Prozent gelegen. Dann startete Doppelleu durch. Noch selten hat es ein Unternehmen der Lebensmittelbranche geschafft, vom Kleinstbetrieb in wenigen Jahren zu einem der grössten Unternehmen der Branche heranzuwachsen. Die Winterthurer Brauerei belegt heute den sechsten Platz im Ranking der in der Schweiz produzierenden Brauereien. Die Strategie, konsequent auf Craft Biere zu setzen, traf den Zeitgeist. Denn dieser Markt wächst. Im 2018 werde der Anteil der Spezialitätenbiere in der Schweiz voraussichtlich 18 Prozent erreichen, ist Schönberger überzeugt. Er sieht im US-Biermarkt das Vorbild, wo der Marktanteil von Craft-Bier seit 1980 jedes Jahr im zweistelligen Bereich wuchs. In der Schweiz wolle Doppelleu den Lead in diesem Geschäft behalten, sagt Schönberger. Darum habe man stark auf Wachstum gesetzt, denn trotz wachsendem Markt sei die Schweiz zu klein für mehrere grössere Brauereien. Wobei die kleinen Craft-Brauereien dem Spezialitätenbiermarkt helfen würden, wie Schönberger sagt. Geleaste Anlagen Wachstum heisst aber auch grosse Investitionen. Die modernen Anlagen bei Doppelleu sind alle geleast, wie Schönberger sagt. Die Investitionen sind aber auch durch Bankkredite gedeckt – auch ungewöhnliche wie zum Beispiel ein UBS-Bankkredit von fünf Millionen Franken, den Doppelleu für seine Bewerbung im 2014 für ein Unterstützungsprogramm des Swiss Economic Forums (SEF) erhielt. Das Unternehmen wurde damals als «High Potenzial»-Unternehmen eingestuft. Einen weiteren grossen Schub erhielt Doppelleu im letzten Jahr, als die Winterthurer mit der Westschweizer Brauerei Boxer in Yverdon fusionierten und damit den Ausstoss auf einen Schlag verdoppelte. «Boxer passt genau zu Doppelleu», so Schönberger. Denn im Gegensatz zur Zürcher Brauerei, die auf obergäriges Bier setzt, brauen die Romands nur untergäriges Bier wie Lagerbiere, Spezlis oder Festbiere. Export scheitert am Preis Trotz weiterem Wachstum ist die Brauerei Doppelleu im Export vorsichtig. Meldungen, wonach Doppelleu nach China exportiere, seien falsch, sagt Schönberger. Es seien lediglich viele Anfragen von dort eingegangen, doch sobald die Gespräche dann jeweils auf den Preis kämen, seien die Exportgedanken meistens schnell zu Ende. Die Schweiz sei der Markt. Dort will sich Schönberger mit seiner Brauerei auch künftig anstrengen - und Bier produzieren, das nicht zum Hineinschütten, sondern zum Genuss gedacht sei, wie er sagt: «Unser Bier soll genossen werden wie Wein oder Schokolade». hanspeter.schneider@rubmedia.ch

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