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Emissionsarm vor gesundheitsfördernd

Die Nachhaltigkeitsprogramme für Milch fördern neben dem Tierwohl auch eine emissionsärmere Milchproduktion. Die so produzierte Milch enthält auch mehr Omega-3-Fettsäuren. Ausgelobt wird das aber nicht.

Vor einiger Zeit überboten sich die Milchverarbeiter und Detailhänder in der Entwicklung neuer Programme, mit welchen die Nachhaltigkeit in der Milchproduktion gestärkt werden soll. Neben Tierwohl-Anforderungen enthalten diese Programme auch Massnahmen, welche die Milchproduktion klimaschonender machen sollen. So will zum Beispiel Nestlé die Emissionen bis im Jahr 2020 um die Hälfte verringern. Emmi will ohne den Einbezug der Rohstoffe, also der Kühe, die Emissionen im gleichen Zeitraum um 25 Prozent senken. Derzeit würde gemäss Sibylle Umiker intensiv über die Nachhaltigkeitsstrategie 2020+ diskutiert, wo auch die Milchproduktion einbezogen wird. Und die Branchenorganisation (BO) Milch hat vor einigen Monaten beschlossen, den Branchenstandard «Nachhaltige Schweizer Milch» per Mitte 2019 einzuführen. Dieser schreibt vor, dass ausschliesslich Soja aus «nachhaltigem» Anbau verfüttert werden darf, der die Vorgaben des Soja-Netzwerks Schweiz erfüllt. Palmfett und Palmöl dürfen in der Milchviehfütterung gar nicht mehr eingesetzt werden. Nicht nur Futtermittel aus klimaschädlichem Anbau sollen eingeschränkt werden, sondern auch solche, die in der Kuh selber viele Klimagase entwickeln und von dieser wieder abgegeben werden, sollen eingeschränkt werden. Denn «rülpsende Kühe» sind in den Medien schon fast zu einem Standard-Reizwort geworden, wenn es um die Rolle der Landwirtschaft als Klimaschädiger geht. So gehört zu einer emissionsmindernden Strategie vor allem die Fütterung mit leicht verdaulichem Gras, wie es zum Beispiel auch die Migros-Molkerei Elsa in ihren Richtlinien zur «Nachhaltigen Milch» schreibt. Denn der Methanausstoss pro Kilogramm Milch ist abhängig von der Aktivität und der «Fütterung» der Mikroorganismen im Pansen. Wie viel ihre Kühe zur Methanreduktion beigetragen haben, sehen die Elsa-Direktlieferanten auf ihrer Milchgeldabrechnung. Diese Reduktion wird ermittelt, indem mit Nahinfrarotspektroskopie (NIR) die Fettsäuren in der Milch gemessen werden (siehe Kasten «Milchpreiszuschlag»). Aufgrund des Fettsäuremusters sieht der Milchverabeiter dann, wie viel Methan pro Kilogramm Milch emittiert wurde. Emissionsärmere Milch ist gesünder Wer Produkte aus den Nachhaltigkeitsprogrammen konsumiert, tut nicht nur der Umwelt und den Tieren etwas Gutes, sondern auch sich selber. Denn die Milch von Kühen, die viel Weide- und Grünfutter fressen, enthält auch mehr gesunde Fettsäuren, wie Studien von Agroscope und der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL bewiesen haben. Gesunde und dazu noch nachhaltige Produkte – ein Wunderding, das sich im Marketing schön erzählen liesse. Doch Elsa will die gesunden Omega-3-Fettsäuren nicht ausloben. Omega-3 aus Leinsamen Um den Methangehalt im Pansen zu senken und zugleich den Omega-3-Fettsäuren-Gehalt in der Milch zu steigern, seien Leinsamen das beste Mittel, sagt Etienne Bendel, Geschäftsführer von Tradilin. Diese Vereinigung setzt sich dafür ein, dass die mit Omega-3 chronisch unterversorgte Bevölkerung mehr Omega-3-Fettsäuern aus tierischen Quellen erhält. Klar, die Leute könnte die Deckung mit Omega-3 auch einfach mit Medikamenten erreichen, sagt Bendel. Besser sei es jedoch, die Grundnahrungsmittel mit einem höheren Gehalt auszustatten. Die Milchkuh sei eines der Tiere, welche die Linolensäure, die in den Leinsamen vorhanden ist, umwandeln könne – eben in die Omega-3-Fettsäuren, die vom menschlichen Organismus absorbiert werden können. Bei der Leinsamenfütterung der Wiederkäuer könne die Energiedichte und die Form der Ration verbessert werden, sagt Bendel. Damit habe die Kuh auch mehr Energie zur Verfügung. Denn je mehr Methan die Kuh ausstosse, umso mehr Energie gehe ihr verloren. Die gesundheitlichen Vorteile einer Fütterung mit Leinsamen sind seit zwanzig Jahren bekannt, einzelne kleinere Wertschöpfungsketten wie etwa der Käse Maréchal in der Westschweiz setzen Leinsamen ein und loben auch den Käse entsprechend aus. Auch in Bayern oder in Frankreich würden Leinsamen gefüttert und die daraus hergestellten Produkte unter dem Aspekt des höheren Gehalts an Omega-3-Fettsäuren vermarktet, sagt Bendel. Verpasste Chance? Von einer verpassten Chance spricht Dirk Bechmann von Nutri Form SA in Hildisrieden, einem Wiederverkäufer unter anderem von Futtermitteln für die Landwirtschaft. Die Elsa habe ursprünglich geplant, die gesundheitlichen Vorteile einer Omega-3-Milch auch marketingmässig zu nutzen, sagt Bechmann. Jetzt werde einseitig noch auf die Methanreduktion gesetzt – nur um mit CO2-Zertifikaten handeln zu können, vermutet Bechmann. Die Elsa hat die von Tradilin als Lizenznehmerin vertretene Methode zur Berechnung der Methanemissionen pro Kilogramm Milch als freiwilliges Modul in das Programm «Nachhaltige Milch Migros» integriert. Elsa könne die Bauern nicht zwingen, Leinsamen zu verfüttern, sagt Lukas Barth, Leiter Agrarpolitik bei Elsa/Mifroma, der auch Mitglied bei Tradilin ist. «Das Ziel ist es, nicht einfach Leinsamen zu verfüttern, sondern Methan zu reduzieren», sagt Barth. Dies könne auch mit Gras, besonders mit Weidehaltung geschehen. Auch Walter Bisig von Agroscope sieht Vorteile der Leinsamen, deren Verfütterung verbessere bei hohen Mais- und Kraftfuttergaben die Fettsäuren-Zusammensetzung. Mit Milch von Kühen mit einem hohen Anteil Wiesenfutter und den empfohlenen drei Portionen Milchprodukte pro Tag könne der Omega-3 - Fettsäuren-Bedarf zu 50 bis 56 Prozent gedeckt werden, sagt Bisig. Kein «Health-Claim» Mit diesen Werten könne jedoch einzig mit dem Omega-3-Label geworben werden, sagt Etienne Bendel. Ein Versprechen, also ein «Claim», zum Beispiel – «gut für Ihre Gesundheit», oder: «enthält mehr Omega-3» – darf gemäss Bendel nicht angebracht werden. Möglich wäre höchstens: «Kühe gefüttert mit Leinsamen». Er hofft nun, dass wenn schon Migros das Omega3-Logo nicht einsetzen will, dass andere Verarbeiter und Händler auf die Auslobung der gesunden Fettsäuren setzen. (Wo Omega-3 ausgelobt wird, lesen Sie in der nächsten alimenta) hanspeter.schneider@rubmedia.ch

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