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Zuckermarkt: Aufschnaufen und Ärger

Der Bund hat für drei Jahre einen Mindestzoll für den Zuckerimport eingeführt. In dieser Zeit soll die Zuckerwirtschaft wettbewerbsfähig werden. Die Zuckerbranche schnauft auf, Verarbeiter sind verärgert.

Seit Anfang Jahr gelten im Zuckermarkt neue Rahmenbedingungen. Die Rübenproduzenten erhalten mehr Direktzahlungen, neu 2100 Franken statt wie bisher 1800 Franken pro Hektare. Und an der Grenze wird ein Mindestzollsatz von neu sieben Franken statt wie bisher zwei Franken pro 100 Kilogramm erhoben. Ende November hat der Bundesrat diese beiden Massnahmen nach einer Konsultation bei allen Beteiligten im Herbst beschlossen. «Angesichts der aktuell tiefen Preise hat sich der Bundesrat für die befristete Stützungserhöhung ausgesprochen», hiess es in der Medienmitteilung. Gelten sollen die Massnahmen bis Ende September 2021. Ferner soll die Schweizer Zucker AG Rückstellungen auflösen und damit restliche Preisdifferenzen überbrücken. Guido Stäger, der Direktor der Schweizer Zucker AG, ist damit zufrieden. «Wir haben zwar einen höheren Grenzschutz mit einem Schwellenpreis gefordert, damit wir einen Schutz gegen Tiefstpreise hätten. Aber der vom Bundesrat eingeführte Mindestgrenzschutz ist sicher positiv», sagt er. Mehrkosten für die Industrie Die Zucker verarbeitende Industrie dagegen ist verärgert. Mit dem neuen Mindestzoll entstünden alleine für die Schokoladenhersteller während der drei Jahre Mehrkosten von über 10 Millionen Franken, sagt Urs Furrer, Direktor von Chocosuisse und Biscosuisse. Zuckerfabrik-Direktor Stägers Antwort darauf: 10 Millionen Franken geteilt durch zwei Milliarden Tafeln Schokolade, die betroffen sind, macht nur einen halben Rappen pro Tafel. Furrer kontert mit einer anderen Rechnung. «10 Millionen Franken geteilt durch 4500 Arbeitsplätze in der Schokoladenindustrie sind über 2000 Franken pro Arbeitsplatz», sagt er. Und hinzu kämen noch jedes Jahr rund 20 Millionen Franken, die von der ersten Verarbeitungsstufe zweckentfremdet würden und deshalb bei der privaten Nachfolgelösung für das Schoggigesetz fehlten. Und noch etwas ärgert die Schokoladen- und Biskuithersteller. «Das Bundesamt für Landwirtschaft hat dieses Sofortprogramm für die Zuckerbranche erarbeitet, ohne uns miteinzubeziehen», sagte Beat Vonlanthen, Präsident der beiden Verbände, im Interview mit alimenta (alimenta Nr. 1/2019). Damit habe der Bund die Verarbeiter vor vollendete Tatsachen gestellt und die Ziele der parlamentarischen Initiative von Bauernverbandsdirektor Jacques Bourgeois – dieser forderter einen Mindestpreis für Zucker – schon vor der parlamentarischen Debatte erfüllt. Furrer bestätigt dies: Es habe zwar eine Konsultation zum Massnahmenpaket gegeben, diese sei aber eine «Farce» gewesen. «Der Bund hat an den Vorschlägen kein Komma geändert, trotz massivem Widerstand - nicht nur aus der Nahrungsmittel-Industrie, sondern auch von Economiesuisse, Scienceindustries und anderen Wirtschaftverbänden.» Eine Erhöhung des Grenzschutzes, ohne dass die daraus resultierenden Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit kompensiert werde, sei ein grundsätzlich falsches und gefährliches Signal, das über die Lebensmittelwirtschaft hinaus gehe. Auch deshalb sei schon ein früherer Vorschlag des BLW von allen Betroffenen – von der Industrie bis zum Handel – unisono abgelehnt worden. Der Vorschlag hätte mit technischen Änderungen an den Berechnungsfaktoren ebenfalls den Grenzschutz erhöht, ohne dass ein Ausgleich der Wettbewerbsnachteile zur Diskussion gestellt worden wäre, sagt Urs Furrer. Eine Kompromisslösung Adrian Aebi, Leiter des Bereichs Märkte und Wertschöpfung im Bundesamt für Landwirtschaft BLW, will das nicht stehen lassen. «Man hat eineinhalb Jahre lang mit allen Beteiligten darüber diskutiert, die Verarbeiter haben von Anfang an alle Kompromisse, die über höhere Direktzahlungen hinausgehen, abgelehnt.» Aebi hält gleichzeitig fest, dass es ohne Verarbeiter auch keine Zuckerproduktion gebe. Der Bund habe unter politischem Druck gestanden und habe handeln müssen, auch weil die Anbauflächen drastisch zurückgegangen seien, sagt er– nicht nur wegen der tiefen Preise, sondern auch wegen der Trockenheit und wegen Krankheiten. Sinkende Flächen und Rübenmengen treffen die beiden Zuckerfabriken der Schweizer Zucker AG im Kern: Mit sinkender Auslastung der Anlagen, die ohnehin nur an durchschnittlich 90 Tagen pro Jahr laufen, steigen die Kosten pro Kilogramm Zucker. Die Zuckerfabriken importieren schon heute Rüben aus Deutschland, um dem entgegenzuwirken. Aebi sagt, man habe auch einer Umsetzung der parlamentarischen Initiative Bourgeois zuvorkommen wollen. Diese habe nicht einen Mindestgrenzschutz, sondern einen Mindestpreis verlangt, was der noch viel drastischere Eingriff in den Markt wäre. «Sieben Franken Mindestgrenzschutz sind ein Kompromiss, alle haben etwas gegeben», sagt Aebi. Urs Furrer hält an seiner Ansicht fest, dass mit einer Kombination aus höheren Direktzahlungen und aufgelösten Rückstellungen bei der Zuckerfabrik das Problem für die drei Jahre hätte gelöst werden können. Zwei Fabriken oder nur noch eine? 2019 wollen die Rübenpflanzer zusammen mit dem BLW und der Schweizer Zucker AG von unabhängigen Experten eine Studie erarbeiten lassen, die das wirtschaftliche Optimierungspotenzial im Rübenanbau und bei der Zuckerproduktion evaluieren soll. 2020 und 2021 soll darauf basierend eine Strategie erarbeitet und umgesetzt werden, wie Aebi sagt. Denn die Erwartung ist zwar, dass sich in der EU in den nächsten drei Jahren die Zuckerpreise auf höherem Niveau wieder einpendeln werden. Trotzdem wird die Schweizer Zucker AG nach wie vor einer schlagkräftigen europäischen Zuckerindustrie gegenüberstehen. Die Frage etwa, ob eine der beiden Fabriken geschlossen werden könnte, steht schon länger im Raum. Aebi sagt dazu nur: «Wir möchten bewusst keine Möglichkeiten ausschliessen.» Für Stäger aber ist klar, dass es auch in Zukunft beide Fabriken braucht. Damit die Schweizer Lebensmittelproduzenten, die dies möchten, die Swissness ausloben können, reiche die Zuckermenge eines Standortes nicht, sagt er. Die Aufstockung an einem Standort würde zu hohen Investitionen und Transportkosten führen und wäre nicht nachhaltig. Er findet auch nicht, dass es zwingend eine neue Strategie brauche. Die beiden Fabriken seien von der Grösse und Kampagnenlänge mit dem Durchschnitt in der EU durchaus vergleichbar, sagt Stäger. Die Schweizer Zucker AG entwickle schon heute neue Ertragsfelder wie Biozucker, Futtermittel, Ricoter-Erden oder die nachhaltige Energieproduktion im neuen Holzkraftwerk. Man habe schon sehr viel gemacht, aber man werde gerne «offen und sportlich» weitere Effizienzpotenziale mit dem BLW besprechen. Es gebe immer Möglichkeiten, noch effizienter zu werden, aber man müsse sich jeweils auch der Konsequenzen bewusst sein. roland.wyss@rubmedia.ch

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