Hochdorf: Die Opposition siegt
An der Generalversammlung von Hochdorf, dem drittgrössten Milchverarbeiter in der Schweiz, wurde der Verwaltungsrat umgekrempelt. Die Revolutionäre der ZMP und Weiss/Maurer siegten.

Es ist ein Sieg auf der ganzen Linie für die Gegenspieler der Hochdorf-Führungsriege. Die Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) und die Aktionärsgruppe Weiss/Maurer strebten eine Erneuerung des Hochdorf-Verwaltungsrates an und setzten sich durch – trotz ihrer Minderheitsbeteiligungen von 14 Prozent (ZMP) und 11 Prozent (Weiss/Maurer).
Zwar haben an der Generalversammlung vom 12. April in der Braui in Hochdorf die anwesenden 320 Aktionäre, die 79,8 Prozent der Aktienstimmen vertraten, dem Jahresbericht 2018 und der Konzernrechnung zugestimmt, wie Hochdorf in einer Mitteilung schreibt. Doch auf die Dividende von 4 Franken pro Aktie, die nicht dem Geschäftsgang des in Schieflage geratenen Unternehmens entsprach, verzichteten die Aktionäre uneigennützig. Die Aktionäre wollten zudem der Entlastung des Verwaltungsrates und der Geschäftsleitung sowie dem Vergütungsbericht nicht zustimmen.
Riboni mit Glanzresultat
Auch bei den anstehenden Wahlen folgte das Aktionariat nicht den Empfehlungen des Unternehmens und wählte den Präsidenten Daniel Suter und das Verwaltungsratsmitglied Niklaus Sauter ab. Auch nicht gewählt wurde Hanspeter Hess als Hochdorf-Kandidat. Gewählt wurden die Kandidaten, die von der ZMP Invest und der Aktionärsgruppe Weiss/Maurer vorgeschlagen wurden: Bernhard Merki mit 56 Prozent der Stimmen, der zudem als neuer Präsident in den Verwaltungsrat einzieht, Markus Bühlmann, Jörg Riboni und Markus Kalberer. Die bisherigen Hochdorf-Verwaltungsräte Michiel de Ruiter, Ulrike Sailer und Walter Locher wurden bestätigt. Jörg Riboni konnte ein Glanzresultat von 99 Prozent der Stimmen verbuchen.
Vertrauen schaffen
Schon im Vorfeld hatten die beiden Verwaltungsräte Anton von Weissenfluh und Holger Tillangekündigt, den Verwaltungsrat zu verlassen. Der neu gewählte Verwaltungsratspräsident Bernhard Merki sagte nach seiner Wahl zu den Aktionären, er wolle sich dafür einsetzen, dass das Unternehmen sich zum Wohl der Aktionäre und der Mitarbeiter erfolgreich in die Zukunft weiterentwickle. Vertrauen müsse man sich hart erarbeiten, so Merki.
Ethos für Suter
Kein Vertrauen in Bernhard Merki hat die Stiftung Ethos, welche Anleger berät, die nach nachhaltigen und sozialen Kriterien investieren wollen. Ethos war zwar auch gegen die Vergütung an die Geschäftsleitung, doch die Vergütung an den Verwaltungsrat fand man in Ordnung. Weiter stellte sich Ethos im Vorfeld gegen den ZMP-Kandidaten Bernhard Merki und gegen den von der Gruppe Weiss/Maurer portierten Markus Kalberer, aber auch gegen den bisherigen und jetzt abgewählten Niklaus Sauter. Was Ethos zu dieser Einschätzung veranlasst hatte, gab die Stiftung auf Anfrage nicht bekannt.
hanspeter.schneider@rubmedia.ch