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Mehr Nachhaltigkeit beim Kakao

Rund 50 Prozent des Kakaos, den die Schweiz importiert, stammt aus nachhaltigem Anbau. Die Kakaoplattform will diesen Anteil massiv steigern. Eine Schwierigkeit ist die Intransparenz in den Erzeugerländern.

Abholzung, Kinderarbeit und Kakaobauern, die von ihrer Arbeit nicht leben können: Die Kakaobranche steht in der Kritik. In der Verantwortung ist auch die Schoggi-Nation Schweiz. Die Schweizer Kakaobranche gründete deshalb im Januar 2018 die Schweizer Plattform für Nachhaltigen Kakaoanbau (Kakaoplattform), in der alle wichtigen Akteure der Branche sowie NGOs und Forschungsinstitutionen mitmachen. Das Ziel des Vereins: Bis 2025 soll mindestens 80 Prozent aller in die Schweiz importierten Kakaoprodukte aus nachhaltigem Anbau stammen. Längerfristig sogar 100 Prozent. Heute sind es gemäss dem Verein 50 Prozent. Dieses Ziel sei ambitiös, aber realistisch, sagte Vereinspräsident Ernst A. Brugger anlässlich einer Medienkonferenz zur ersten Mitgliederversammlung der Kakaoplattform Ende April an der ETH Zürich. Mit ihrem breiten Know-how könne und wolle die Schweizer Kakaoplattform «einen messbaren Beitrag für eine nachhaltigere Kakao-Wertschöpfungskette leisten», sagte Brugger und betonte, Nachhaltigkeit sei auch ein Wettbewerbsvorteil für die Schoggi-Industrie. Alle Aspekte der Nachhaltigkeit Die Plattform hat an ihrer ersten Mitgliederversammlung einen wichtigen Pflock eingeschlagen. Die Mitglieder haben eine verbindliche Definition von nachhaltigem Kakao verabschiedet und ein Messinstrument entwickelt, das alle Dimensionen der Nachhaltigkeit (sozial, ökologisch und wirtschaftlich) mit Schlüsselindikatoren erfasst. «Nur so können wir die Fortschritte im Kakaosektor transparent dokumentieren», sagte Brugger. Im Fokus stehen unter anderem die Kakaobauern. Der Verein will sich für die Förderung von angemessenen Lebensbedingungen und für einen Beitrag an ein nachhaltig existenzsicherndes Auskommen von Kakaobäuerinnen und-bauern engagieren. Auch sollen die Bauern als Unternehmer gestärkt werden, wie Christine Müller, Geschäftsleiterin des Vereins, erklärte. Zudem will sich der Verein gegen Abholzung und für die Förderung der Biodiversität in den Kakaoanbaugebieten einsetzen. Zum Programm gehört auch die Bekämpfung der «schlimmsten Form der Kinderarbeit» gemäss der Definition der internationalen Arbeitsorganisation (IAO). Wieso nicht jegliche Form von Kinderarbeit? «Nicht jede Kinderarbeit ist missbräuchlich», erklärt Müller auf Anfrage. Auch in der Schweiz würden Kinder im Haushalt oder auf dem Bauernhof mithelfen, das sei tolerierbar. Das gelte auch für Kinder, die ihren Eltern auf einem kleinbäuerlichen Kakaobetrieb in den Produktionsländern helfen würden. «Sobald aber Kinderrechte verletzt werden – wenn das Kind zum Beispiel durch seine Mithilfe von der Schule und Bildung abgehalten wird, oder es eine gesundheitsschädigende Arbeit verrichten muss – muss dies zwingend vermieden werden», stellt Müller klar. Mit an Bord sind auch NGOs und Forscher. «Das stellt sicher, dass nicht nur den wirtschaftlichen Aspekten, sondern auch den sozialen und ökologischen Aspekten angemessen Rechnung getragen wird», sagte Esther Haldimann von Helvetas, die als NGO-Vertreterin im Vorstand des Vereins sitzt. Alle sollen vom Know-how profitieren Der Verein versteht sich auch als Vehikel, um durch Vernetzung und Forschung Wissen zu fördern und mit allen Beteiligten zu teilen. So gibt es innerhalb der Plattform verschiedene Arbeitsgruppen, die sich unter anderem mit der Klimaresilienz oder mit der Rückverfolgbarkeit von Kakaobutter beschäftigen. Ein wichtiger Punkt, denn bisher kann laut Verein nur bei 35 Prozent des Kakaos in der importierten Kakaobutter nachhaltiger Anbau nachgewiesen werden. Die Mitglieder der Plattform initiieren ausserdem Projekte zur Förderung der Nachhaltigkeit entlang der Wertschöpfungskette. So hat der Verein im Rahmen einer ersten Ausschreibung insgesamt sieben Projekte bewilligt, die vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) mitfinanziert werden. «Es geht darum, Best Practices zu erarbeiten und allen Mitgliedern zugänglich zu machen», erklärte Monica Rubiolo vom Seco. Konkret geht es etwa um den Einsatz von Biodünger oder die Einführung neuer, nachhaltiger Anbaumethoden oder widerstandsfähigeren Kakaopflanzen. Eine zweite Projektausschreibung wurde Anfang Mai gestartet. Insgesamt investieren Bund und Privatwirtschaft so 25 Millionen Franken in Nachhaltigkeitsprojekte. Problemfall Ghana Um ihre Ziele zu erreichen, arbeitet die Kakaoplattform auch mit den Akteuren im weltweiten Kakaosektor zusammen. So etwa mit der Ghanaischen Kakaobehörde. Das westafrikanische Land ist der zweitwichtigste Kakaoexporteur der Welt nach der Elfenbeinküste, die Schweiz importiert den grössten Teil ihrer Kakaobohnen aus Ghana. Die staatliche Behörde regelt und kontrolliert den Kakaomarkt und legt die Kakaopreise fest. Diese mächtige Behörde ist anfällig für Korruption und Misswirtschaft. Der ehemalige Chef des Cocoa Board muss sich zurzeit vor Gericht verantworten, weil er dem Staat beträchtlichen finanziellen Schaden zugefügt haben soll. Christine Müller von der Kakaoplattform weiss um diese Probleme, sagt aber: «Wenn wir die Nachhaltigkeit in den Ursprungsländern fördern wollen, kommen wir nicht um die Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden herum.» Ohne ihre Mithilfe könnten etwa neue Anbaumethoden nicht durchgesetzt werden. Gegenwärtig führe die Weltbank eine Gouvernanz-Analyse des Ghana Cocoa Board durch. «Das von der Schweiz unterstützte Vorhaben soll zu einem Massnahmenkatalog führen, der die Gouvernanz innerhalb der Organisation insgesamt verbessern und vor allem den Umgang mit Finanzmitteln transparenter und effizienter gestalten soll», sagt Müller. stephan.moser@rubmedia.ch

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