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«Die Milchbranche begrüsst Mercosur»

Die Schweizer Exportwirtschaft drängt auf ein Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten. Auch die Schweizer Milchbranche sieht darin mehr Chancen als Risiken und hofft auf steigende Exporte.

Hohe Zölle und bilige Kopien machen Schweizer Käse in den Mercosur-Staaten zu schaffen.

Schweizer Käse wird auch in Brasilien und Uruguay gegessen. Allerdings in kleinen Mengen: Rund 35 Tonnen Käse exportierte die Schweiz letztes Jahr in die beiden Mercosur-Länder, das sind gerade mal 0,05 Prozent der gesamten Schweizer Käseexporte, wie die Zahlen von Switzerland Cheese Marketing (SCM) zeigen. Argentinien und Paraguay, die zwei anderen Mercosur-Mitglieder, importierten in den letzten beiden Jahren gemäss SCM überhaupt keinen Schweizer Käse. Die Schweizer Milch- und Käsebranche hofft aber, in den Mercosur-Staaten künftig stärker Fuss zu fassen. Möglich machen soll es das Freihandelsabkommen, über das die Schweiz und andere Efta-Staaten mit den Merco­sur-Staaten seit Juni 2017 verhandeln. In der zweiten Augusthälfte findet die nächste Verhandlungsrunde statt. «Wir sind zuversichtlich, dass es uns gelingt, unsere Verhandlungen in den nächsten Monaten erfolgreich abzuschliessen», schreibt das federführende Staatssekretariat für Wirtschaft Seco auf Anfrage. Die Schweiz ist dabei unter Zugzwang. Ende Juni haben sich die EU und Mercosur nach 20 Jahren auf ein Freihandelsabkommen geeinigt. Wird es ratifiziert, droht der Schweizer Exportwirtschaft eine Diskriminierung gegenüber der EU auf den Mercosur-Märkten. 28 Prozent Zoll auf Hartkäse «Die Milchbranche würde ein Abkommen mit Mercosur begrüssen», sagt Lorenz Hirt, Verwaltungsratspräsident von Switzerland Cheese Marketing und Geschäftsführer der Vereinigung der Schweizerischen Milchindustrie VMI, in der die grossen Milchverarbeiter zusammengeschlossen sind. Der Mercosur-Markt mit seinen über 260 Millionen Konsumenten, überdurchschnittlichem Wirtschaftswachstum und steigender Kaufkraft biete «erhebliches Exportpotenzial» für die Schweizer Milchbranche, ist Hirt überzeugt. «Wir sehen Potenzial», sagt auch Jacques Gygax, Direktor von Fromarte, dem Dachverband der gewerblichen Käsereien. Beziffern wollen sowohl Gygax wie Hirt das Potenzial allerdings nicht. «Heute sind Exporte in den Mercosur praktisch nicht möglich», erklärt Hirt. Grund seien einerseits die hohen Importzölle auf Milchprodukten, die zwischen 12 und 28 Prozent (Hartkäse) liegen. Hinzu kämen nicht-tarifäre Handelsbarrieren wie aufwändige und komplizierte Zertifizierungsverfahren oder seit Jahren pendente Auditierungen. Exportchancen sieht die Branche vor allem für Käse, Frischprodukte und verarbeitete Milchprodukte wie Babynahrung, Fondue oder Milchmischgetränke. Hier wünsche sich die Schweizer Milchbranche eine gegenseitige Marktöffnung, sagt Hirt. Bei diesen Produkten sei auch das Risiko von stark steigenden Importen gering. «Ich glaube nicht, dass brasilianische Babynahrung bei uns zum Renner wird.» Anders sehe es bei Butter und Milchpulver aus. Hier dürfe die Schweiz nur möglichst geringe Konzessionen machen, sonst könnte die Schweizer Milchwirtschaft darunter leiden.Ebenso müssten die Konzessionen bei den anderen sensiblen Produkten wie Fleisch oder Getreide so ausgestaltet sein, dass es nicht zu Problemen in anderen Branchen komme, damit das Abkommen als Gesamtpaket am Ende eine Chance habe, sagt Hirt. Die EU hat mit Mercosur ausgehandelt, künftig 30 000 Tonnen Käse pro Jahr zollfrei in die Mercosur-Märkte exportieren zu können. Das Kontingent für Milchpulver beträgt 10 000 Tonnen, für Babynahrung 5000 Tonnen. «Ich gehe davon aus, dass auch die Schweiz Kontingente aushandeln wird», sagt Lorenz Hirt. Über deren Höhe spekulieren mag er nicht. Auch das Seco macht wegen den laufenden Verhandlungen keine Angaben zu allfälligen Kontingenten. Neben der Beseitigung der Zölle müsste ein Freihandelsabkommen auch die nicht-tarifären Handelshemmnisse abbauen, fordert Hirt. Die Registrierungs- und Zertifizierungsverfahren müssten vereinfacht werden, ausserdem brauche es möglichst vergleichbare Qualitätsstandards für Produkte aus der Schweiz und den Mercosur-Ländern. Nötig sei auch eine Verbesserung der Vorschriften zur Positivdeklaration in der Schweiz. «Die Schweizer Produzenten müssen ihre Mehrwerte wie GVO-freie Fütterung besser ausloben können.» Ganz wichtig sei, dass die Mercosur-Länder die Schweizer AOP-Bezeichnungen anerkennen würden. «Der Name Gruyère zum Beispiel wird in gewissen Ländern missbräuchlich verwendet», sagt Hirt. Die AOP-Anerkennung würde erlauben, diesen Kopien einen Riegel zu schieben. Die EU hat bei ihren Verhandlungen den Schutz von über 350 geschützten Ursprungsbezeichnungen durchgebracht. «Der Schutz der geografischen Angaben ist der Schweiz wichtig und dementsprechend setzt sich die Schweiz in den Verhandlungen dafür auch ein», hält das Seco dazu fest. Wie viele geschützte Angaben es am Ende sein werden, könne man zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht sagen. «Nicht schlechter abschliessen als EU» Die Schweizer Milchproduzenten SMP fordern kein Freihandelsabkommen mit Mercosur, pochen aber bei einem allfälligen Abschluss auf die Einhaltung «roter Linien», wie SMP-Sprecher Reto Burkhardt erklärt. «Wir setzen uns dafür ein, dass der Grenzschutz auch in der finalen Verhandlungsphase aufrecht erhalten bleibt.» Konkret dürfe es keine Konzessionen über bestehende Zollkontingente hinaus geben. «Die Landwirtschaft darf nicht zum Zahlungsmittel für die Vorteile anderer Branchen werden. Das gefährdet auch die Milch.» Die Verhandlungsdelegation müsse deshalb auch etwas für die Milchwirtschaft fordern, etwa besseren Marktzugang für Käse und die uneingeschränkte Akzeptierung der Herkunfts- und Produktionsbezeichnungen. «Generell darf die Schweiz nicht schlechter als die EU abschliessen.» stephan.moser@rubmedia.ch

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