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Für Hochdorf wird es eng

Milchverarbeiter Hochdorf steckt tief in der Krise. Nach dem Rücktritt von Amir Mehria als Pharmalys-Vizepräsident ist unklarer denn je, wie es mit der Hochdorf-Tochter weitergehen soll.

Hochdorf steckt in einer «ernstzunehmenden Krise», so formulierte es das Unternehmen selber, als es am 20. August die Halbjahreszahlen bekanntgab. Bei einem Umsatz von 243 Millionen Franken resultierten ein operatives Ergebnis (EBIT) von –52,4 Millionen Franken und ein Reinverlust von knapp 64 Mio. Franken. Als Hauptgrund für die desaströsen Zahlen nennt Hochdorf die negative Performance des Babynahrungshändlers Pharmalys, an dem Hochdorf seit drei Jahren 51 Prozent der Aktien hält. Das Geschäftsmodell von Pharmalys könne von Hochdorf nicht nachhaltig erfolgreich geführt und kontrolliert werden, folgert Hochdorf im Halbjahresbericht, man prüfe deshalb «alle strategischen Optionen». Nur einen Tag später und ohne Angaben von Gründen kündigte Amir Mechria, Gründer, einstiger Inhaber und bis dahin CEO und Vizepräsident von Pharmalys, den sofortigen Rückzug von seinen Funktionen in der Firma an. Mechria hält 49 Prozent der Pharmalys-Aktien und soll im nächsten Jahr 20 Prozent der Hochdorf-Aktien erhalten, als Teil des Kaufpreises für Pharmalys. Mechria will sich zu seinem weiteren Vorgehen gegenüber der Presse nicht äussern. Offen bleibt insbesondere, ob er Pharmalys zurückkaufen will. Schnelles Wachstum ist teuer Bei Pharmalys hätten sich Debitorenausstände von über 56 Millionen Franken angesammelt, die «zu einem grossen Teil überfällig und sehr schwierig einzutreiben» seien, schreibt Hochdorf. Dieses Risiko habe man nun bewertet und deshalb eine Rückstellung von 32,2 Mio. Franken gemacht, sagt Hochdorf-Sprecher Christoph Hug. Ausserdem habe Pharmalys «aufgrund von Diskussionen um die Finanzierung des Wachstums» die Lager bei Distributoren reduziert und weniger bestellt. Das habe zu tiefen Umsätzen geführt. Dazu seien höhere Kosten für Marketing und Produktregistrierungen gekommen. Ein grosser Teil des Geschäfts, dasPharmalys im Nahen Osten und Nordafrika macht – mit Babymilchpulver unter den Marken Primalac und Swisslac –, läuft über Distributoren, bei denen Amir Mechria Mehrheitsaktionär oder beteiligt ist. Den Durchgriff bis zu den Endkunden, den der Ex-Firmenchef Thomas Eisenring immer anvisiert hatte, hat die Hochdorf damit offenbar nicht. «Das Geschäftsmodell gibt den Hochdorf-Organen keine Transparenz und keinen Einfluss auf die Wertschöpfungskette», heisst es im Halbjahresbericht. «Wesentliche Tätigkeiten wie Finanzen, Verkauf und Beratung sind an Dritte ausgelagert.» Dass Hochdorf dies jetzt feststellt und offenbar drei Jahre lang nicht gehandelt hat, wirft ein schlechtes Licht auf die frühere Führung. Risikoreiche Märkte Philipp Straehl, Partner beim Unternehmensberater VSM in Dubai und Kenner der arabischen Märkte, sagt, längere Zahlungsfristen seien in diesen Ländern durchaus üblich. Diese lägen im Normalfall bei 90 bis 100 Tagen. Dass so für Hochdorf Ausstände von 56 Millionen Franken zusammengekommen seien, sei erschreckend und ein Zeichen für «schlechtes Risikomanagement». Man könne Schuldner nicht betreiben wie in Europa, deshalb sei es entscheidend, dass man mit wenigen guten und vertrauenswürdigen Distributoren zusammenarbeite. Straehl sagt, er kenne den Fall Pharmalys nicht, aber es sei grundsätzlich eine schwierige Konstellation, wenn CEO gleichzeitig Mehrheitsaktionär bei Distributoren und künftiger Aktionär bei der Mutterfirma sei. Die Gefahr sei, «dass Firmengrenzen vergessen werden». Grundsätzlich, sagt Straehl, sei es aber schon so, dass Hochdorf als Exporteur die ganze Kreditlast müsste übernehmen können und das Wachstum von Pharmalys entsprechend steuern. Etwas, was die Ressourcen von Hochdorf offenbar überstiegen hat. Teurer Kauf Die finanziellen Probleme von Hochdorf stammen nicht zuletzt aus der Übernahme von Pharmalys vor drei Jahren. Der Kaufpreis war an das EBIT von Pharmalys in den Jahren 2016 und 2017 geknüpft und betrug letztlich «sehr hohe» 245 Millionen Franken, wie Hochdorf schreibt. Hochdorf nennt im Halbjahresbericht erstmals Zahlen zum Pharmalys-Umsatz: Dieser lag 2016 bei 61 Mio. Franken, 2017 bei 92 Mio. Franken. 2018 und im ersten Halbjahr 2019 hätten sich die Umsätze mit 77,5 Mio. und 24,5 Mio. Franken deutlich unter den Erwartungen bewegt, das Halbjahres-Betriebsergebnis sei deutlich negativ. Daraus könnte man schliessen, dass Mechria zwei Jahre lang Umsatz und Ergebnis nach oben getrieben hat, um einen möglichst hohen Verkaufspreis zu erzielen. Hochdorf selber ging im Geschäftsbericht 2016 von einem finalen Kaufpreis von 160 bis 190 Mio. Franken aus. Gegen diese Interpretation spricht, dass Mechria die von ihm aufgebaute Firma wohl weiterhin erfolgreich sehen möchte. An den finanziellen Schwierigkeiten von Hochdorf hat Mechria als künftiger Aktionär auch kein Interesse. Im Interview mit der Handelszeitung sagte er im April 2019 zum Kaufpreis: «Hochdorf kannte die Absatzmenge und die Marge bereits von früher, weil wir schon damals über mehrere Jahre eng zusammenarbeiteten.» Ferner habe er ein deutlich höheres Angebot in bar aus den Niederlanden erhalten, sich aber für den Schweizer Hersteller entschieden. Geld für die neue Strategie Gut möglich, dass die neue Hochdorf-Führung jetzt bewusst etwas schwarz malt, um dann per Ende Jahr ein nicht ganz so schlechtes Ergebnis auf die eigene Arbeit zurückführen zu können. Die neue Strategie für Hochdorf unter dem neuen CEO Peter Pfeilschifter und dem teilweise neu besetzten Verwaltungsrat wurde im Juli bekanntgegeben: Fokus auf Baby Care, Prüfen aller Optionen für Pharmalys, Verkauf der unrentablen Tochter Uckermärker Milch GmbH – für diesen Verkauf würden übrigens auch Rückstellungen von zehn Mio. Euro gemacht. Auch die anderen Zukäufe von Eisenring, die Marbacher Ölmühle GmbH, die Snapz Foods AG und die Zifru Trockenprodukte GmbH sind auf dem Prüfstand. Der zu kleine und komplexe Cereal and Ingredients-Bereich soll aufgegeben werden. Ferner werden am Standort Hochdorf – mit entsprechenden Kosten – zwei ältere Produktionslinien ge-schlossen. Im vierten Quartal 2019 soll schliesslich das Marken-Audit für den chinesischen Markt stattfinden, das es Hochdorf erlauben würde, die eigenen Marken im chinesischen Markt zu verkaufen. Die Herausforderung für Hochdorf ist, für diese sehr spät eingeleitete Strategieänderung die Finanzierung sicherzustellen. Das Unternehmen hat im Sommer die Kreditbedingungen verletzt und handelte mit den Banken eine Verlängerung des Kredits von 151 Mio. Franken bis 31. Oktober aus. Um den geplanten Umbau der Gruppe voranzutreiben, strebe man eine weitere Verlängerung des Kredits und den Abschluss eines zusätzlichen Kredits von 40 Millionen Franken an, heisst es im Halbjahresbericht. Ersterer sei für das Fortbestehen von Hochdorf unabdingbar, sagt Christoph Hug, letzterer sei nicht zwingend nötig, würde aber etwas mehr Spielraum geben. Schliesslich kündigt Hochdorf auch eine Verkleinerung des Verwaltungsrates an. Michiel de Ruiter und Ulrike Sailer werden im Herbst aus dem VR ausscheiden, dieser soll auf fünf Mitglieder verkleinert werden. Beim grössten Hochdorf-Aktionär, der ZMP Invest AG der Zentralschweizer Milchproduzenten, vertraut man der jetzigen Führung. Pirmin Furrer sagt, man habe die Zahlen «zur Kenntnis genommen» und gewusst, dass es nicht gute stehe. Die Strategie, wieder auf das Kerngeschäft mit Babynahrung und Milchpulver zu setzen, sei richtig. «Im Verwaltungsrat hat es jetzt sehr gute Leute, aber die Herausforderungen sind gross.» roland.wyss@rubmedia.ch

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