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Grünes Gesicht für die Schweizer Milch

Eine Antwort auf Importe und Einkaufstourismus und mehr Geld für die Produzenten: Die Schweizer Milchbranche setzt grosse Hoffnungen in den neuen Branchenstandard für nachhaltige Milch «swissmilk green».

BOM-Präsident Peter Hegglin präsentiert die Nachhaltigkeitscharta, die 41 Organisationen unterschrieben haben.

Fünf Jahre lang hat die Schweizer Milchbranche um einen branchenweiten Mindeststandard für nachhaltige Milch gefeilscht, gerungen und gestritten. Am 1. September geht «swissmilk green» nun an den Start. Feierlich lanciert hat die Branchenorganisation Milch (BOM) den Nachhaltigkeitstandard am 13. August im Bundeshaus. Es komme einem «Rütlischwur» gleich, dass sich Milchproduzenten, Verarbeiter und Detailhändler auf einen gemeinsamen Standard hätten einigen können, sagte BOM-Präsident Peter Hegglin in seiner Begrüssung. 41 Organisationen der Milchbauern, der Verarbeitung, sowie die Detailhändler Coop, Migros, Volg, Aldi, Lidl und Spar und der Schweizer Tierschutz haben die Charta für eine nachhaltige Milchproduktion und -verarbeitung bis jetzt unterzeichnet. Das Versprechen der Milchbranche: Ab dem 1. September sollen Konsumenten anhand des neuen Logos «swissmilk green» (siehe Box) erkennen, dass Schweizer Milchprodukte nachhaltig und tierfreundlich produziert werden. Damit sollen sich Schweizer Milch­produkte auch klar von der ausländischen Konkurrenz abheben. «Die Schweizer Milchbranche ist meilenweit tierfreundlicher, natürlicher und bäuerlicher als das Ausland», sagte BOM-Geschäftsführer Stefan Kohler. «swissmilk green» biete nun die Möglichkeit, diese Mehrwerte der Schweizer Milch besser auszuloben. Kritik an «tiefer Flughöhe» Um den Standard zu erfüllen, müssen Milchproduzenten zwingend zehn Anforderungen erfüllen. Dazu gehören etwa die Teilnahme an einem der beiden Tierwohlprogramme des Bundes BTS (besondere tierfreundliche Stallhaltung) oder Raus (regelmässiger Auslauf)oder der Verzicht auf Fütterung von Sojaschrot aus nicht nachhaltigem Anbau. Zudem muss jede Milchkuh einen Namen haben. Zusätzlich müssen die Produzenten zwei von acht Zusatzanforderungen erfüllen. Unabhängige Stellen kontrollieren die Einhaltung der Anforderungen. 90 Prozent der Schweizer Milchkühe werden bereits heute nach diesen Standards gehalten, die weitgehend den Vorschriften entsprechen, die ein Landwirt erfüllen muss, um Direktzahlungen zu erhalten. Prompt kritisierte der Schweizer Konsumentenschutz deshalb «swissmilk green» als «überflüssiges Label», das keinen Mehrwert bringe. Die Anforderungen gingen kaum über die gesetzlichen Standards hinaus. So gehöre etwa der Verzicht auf präventiven Antibiotikaeinsatz nicht zu den zwingenden Anforderungen. Auch die Umweltschutzorganisation WWF kritisiert den Standard als zu wenig ambitioniert. «Wir sind bewusst auf niedriger Flughöhe gestartet», kontert BOM-Geschäftsführer Stefan Kohler die Kritik. Sonst hätte der Standard keine Chance gehabt. Die Branche wolle und werde den Standard aber weiterentwickeln. «Antwort auf Importe» Bundespräsident Ueli Maurer gratulierte der Branche zum gemeinsamen Committment zu einem gesunden und nachhaltigen Produkt. Er sprach von einer Win-Win-Situation, von der alle profitieren würden: die Natur, die Konsumenten, die Verarbeiter und die Produzenten, die einen «wohlverdienten» Mehrpreis lösen könnten. Für die Schweizer Milchverarbeiter sei der Standard eine «schlagkräftige Antwort» auf zunehmende Importe und Einkaufstourismus, sagte Emmi-Mann Markus Willimann, Präsident der Vereinigung Schweizer Milchindustrie (VMI). «Schweizer Milchprodukte sind nicht einfach teurer, sie haben auch mehr Wert», betonte er. Im Gegensatz zum Ausland habe man es aber lange versäumt, diese Mehrwerte den Konsumenten zu kommunizieren. Mit «swissmilk green» ändere sich das. «Kennen die Leute diese Mehrwerte, fällt die Wahl am Regal leicht.» Auch für den Ausbau des Exportgeschäfts sei der Standard absolut zwingend. Ganz ähnlich sehen das die Schweizer Milchproduzenten SMP. «Wir stehen voll hinter dem Branchenstandard», sagte SMP-Präsident Hanspeter Kern im Bundeshaus. Damit könnten die Mehrwerte der Schweizer Milch besser bekannt gemacht und Milchprodukte im Export besser positioniert werden, argumentierte er. Ausserdem erwarteten die Milchproduzenten, dass ihr Effort für eine nachhaltige Produktion bei der Agrarpolitik 2022+ honoriert werde, so Kern. Die Milchproduzenten profitieren ganz konkret von dem Standard. Wer die Anforderungen erfüllt, erhält dafür ab dem 1. September einen Nachhaltigkeitszuschlag von 3 Rappen pro Kilogramm Milch. Das gilt allerdings nur für Molkereimilch des A-Segments, dazu gehören die meisten in der Schweiz verkauften Milchprodukte ausser Käse. Eine Ausnahme ist Käse, der aus Silomilch hergestellt wird; auch für diese Milch gilt der Zuschlag. «Mehrpreis an Bauern weitergeben» Für die Konsumenten bedeutet dieser Nachhaltigkeitszuschlag, dass Milchprodukte künftig teurer werden. Die Konsumenten erwarteten nachhaltige Milch, sagte Roland Frefel von Coop bei der Lancierung. «Nicht selbstverständliche und zusätzliche Leistungen in der Milchproduktion sollten aber auch abgegolten werden.» Frefel versprach den Bauern: «Uns ist es extrem wichtig, dass der Mehrpreis, den unsere Konsumentinnen und Konsumenten für ‹swissmilk green› zu zahlen bereit sind, vollumfänglich den Bäuerinnen und Bauern zugute kommt.» Er erwarte, dass alle Branchen­teilnehmer diesen Grundsatz korrekt umsetzten. Coop werde ab September beginnen, möglichst rasch möglichst viele Milchprodukte mit dem neuen Logo ins Regal zu bringen, so Frefel. In der Startphase brauche es aber auch eine starke Kommunikationskampagne. Ob auch die Migros ihre Milchprodukte langfristig mit dem «swissmilk green»-Logo auszeichne, sei noch nicht entschieden, teilte die Detailhändlerin auf Anfrage mit. Die Migros ist per Ende 2017 aus der BOM ausgetreten und hat mit ihrer Hüst-und-Hott-Politik beim Milchpreis in den letzten Monaten für Unmut und Irritation in der Branche gesorgt. Die Charta unterschrieben hat aber auch die Migros. «Die Migros bekennt sich zu den Werten und Grundsätzen der Charta», heisst es vonseiten der Migros. Die Migros hat 2018 ein eigenes Nachhaltigkeitsprogramm für Milch eingeführt. Bereits heute werde ein Grossteil der Milchprodukte der Migros nach den Anforderungen dieses Programms produziert, das in wesentlichen Punkten weiter gehe als der Branchenstandard «swissmilk green», etwa bei der grasbasierten Fütterung, dem eingeschränkten Einsatz von Kraftfutter, der Biodiversität oder den mehrjährigen Verträgen, hält die Migros fest. stephan.moser@rubmedia.ch

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