Datum: Branche:

«Der Entwicklungsprozess war etwas verrückt»

Der Schokoladenhersteller Camille Bloch feierte Mitte September sein 90-jähriges Bestehen. Im Interview spricht CEO Daniel Bloch über das neue Produkt «So Nuts» und die Entwicklung von Camille Bloch im Export.

von Roland Wyss-Aerni

«‹So Nuts› ist eine neue Produktkategorie, aber absolut im Trend und authentisch.» Daniel Bloch, CEO von Camille Bloch. (Bild wy)
Camille Bloch lanciert dragierte Haselnüsse und Mandeln unter dem Namen «So Nuts». (Bilder zvg/Camille Bloch)

alimenta: Herr Bloch, Sie haben an der Jubi­läumsfeier das neue Produkt «So Nuts» angekündigt. Was ist «So Nuts»?
Daniel Bloch: Es sind dragierte Haselnüsse und Mandeln. Die Haselnüsse sind mit Ragusa-Masse überzogen, die zusätzlich Haselnussmehl enthält. Bei den Mandeln ist es ein Überzug von Torino-Masse mit Mandelmehl.

Wieso der Name «So Nuts»?
«nuts» hat natürlich eine doppelte Bedeutung, es heisst auch verrückt. Etwas verrückt war auch der Entwicklungsprozess, das Produkt ist ehrlich gesagt noch nicht ganz fertig entwickelt. Ich wollte ein Produkt mit 55 Prozent Haselnuss-Gehalt, weil ich 55 Jahre alt geworden bin (lacht).

Nein, der Hintergrund ist folgender: Es gibt den Trend zu weniger Zucker. Mit den Haselnüssen im Ragusa haben wir im Prinzip eine gute Ausgangslage, um weniger Zucker und mehr Haselnüsse zu verwenden. Das ursprüngliche Ziel war deshalb, den Haselnuss-Gehalt zu verdoppeln, der Gehalt liegt heute bei 25 bis 27 Prozent. Das war aber nicht möglich, ohne das Produkt komplett zu verfälschen. Die Schlussfolgerung war: Wir machen nicht Schokolade mit Haselnüssen, sondern Haselnüsse mit Schokolade. Um einen Haselnuss-Anteil von 55 Prozent zu erreichen, brauchten wir Haselnussmehl, das gibt es aber am Markt nicht. Deshalb haben wir eine Mühle mit dem Mahlen der Nüsse beauftragt, daraus entstand auch noch Haselnussöl, das die Mühle verkaufen kann.

Überzogene Nüsse und Mandeln – für Camille Bloch eine völlig neue Produktkategorie.
Es ist eine neue Produktkategorie, aber absolut im Trend und authentisch. «So Nuts» wird im Schlauchbeutel verkauft, in Portionen zu 45 Gramm, und wird ab Januar 2020 in den Coop-Kanälen erhähltlich sein.

Auch mit «Ragusa for Friends» haben Sie vor vier Jahren eine neue Produktkategorie erschlossen. Wie läuft dieses Produkt?
Als Produkt der starken Marke «Ragusa» ist «Ragusa for Friends» erfolgreich, aber es braucht trotzdem auch seine Zeit. Das Torino haben wir auch in diesem Format lanciert, als «Torino La Piazza», da ist es etwas schwieriger, diese Marke ist vielleicht etwas weniger einzigartig. Aber die kleineren Formate entsprechen einem Trend. Ragusa wurde bisher mehr ausser Haus konsumiert und wird so mehr zum Produkt, das man auch zu Hause isst oder mitbringt.

Wie steht es um die Besucherzahlen in Ihrem Besucherzentrum? Courtelary ist ja doch etwas abgelegen.
Wir versuchen, daraus eine Stärke zu machen. Die Gegend hier einmalig! Und wir erhalten viele Komplimente für das Zentrum, es kommt sehr gut an. Bei der Frequenz haben wir zwar die Zahlen erreicht, die wir anvisiert haben, aber wir müssen dranbleiben. Wir überarbeiten gerade die Szenografie, damit wir nächstes Jahr den Besuchern nicht nur neue Aktivitäten bieten können, sondern auch mehr Informationen zu unserer Nachhaltigkeitsstrategie

Wie läuft es im Export? Der Euro ist gegenüber dem Franken wieder schwächer geworden.
Wir haben in Israel einen begeisterten Verkäufer gefunden, der Duty Free-Bereich dort ist überraschend einer der grössten Exportmärkte geworden. Der deutsche Markt ist schwierig, Qualität ist gesucht, aber wir kämpfen, mehr mit dem Handel als mit den Konsumenten. Ragusa hat sich gut etabliert, ist aber noch nicht eine wirklich bekannte Marke, da müssen wir noch mehr machen. In Frankreich sind wir auch langsam am Aufbauen, aber der schwache Euro ist ein Problem – nicht zuletzt wegen der Rohstoffkosten, die mit dem neuen Ausgleichssystem weniger gut kompensiert werden als bisher. Für die Wettbewerbsfähigkeit hilft das gar nicht.