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Milch: Mit Standard den Marktzutritt sichern

Der Branchenstandard Swissmilk Green wird unabdingbar für den Marktzugang. Er muss sich jedoch weiterentwickeln, denn Milchkonzerne auf der ganzen Welt schlafen nicht.

Nachhaltigkeit, Swissness und Frische soll das Logo symbolisieren. (Bilder mos)

«Mehrwerte werden immer mehr zum Thema», sagte Hans Rudolf Bigler, Präsident des Milchhändlers Aaremilch AG am Milchforum vom Freitag, 20. September, im Kongresszentrum der Bern Expo. Man habe diese Mehrwerte in der schweizerischen Milchproduktion gesucht und gefunden, jetzt müssten sie vor allem kommuniziert werden. Dann bestehe Hoffnung, dass es mit dem Milchpreis besser komme, sagte Bigler. Mit Swissmilk Green habe man jetzt eine Marke, mit der diese Mehrwerte für die Öffentlichkeit besser sichtbar seien, gab sich Hanspeter Kern, Präsident der Schweizer Milchproduzenten (SMP), überzeugt. Die SMP organisierten zusammen mit Aaremilch das Milchforum. 25 Tage nach der Einführung des Branchenstandards habe man nun eine Auslegeordnung, was gut laufe und woran man weiterarbeiten müsse. «Schweizer Milch hat schon jetzt ein gutes Image», sagte Professorin Hiltrud Nieberg, die Leiterin des deutschen Thünen-Instituts für Betriebswirtschaft in Braunschweig. «Doch andere schlafen nicht bei der Entwicklung neuer Nachhaltigkeitsanstrengungen.» Zwar sei der grundsätzliche Wunsch vieler Konsumenten geradezu utopisch, laute der doch: ökologisch aufgewachsene Tiere, die nie getötet werden. Trotz vielfach extremer Forderungen sei der Weg in Richtung Nachhhaltigkeit klar – «das geht nicht vorbei», sagte Nieberg. Überall in den Milchproduktionsländern würden Umweltprogramme lanciert, von ganzen Branchen oder von einzelnen Molkereien.

Milchnationen gehen voran
In Neuseeland, wo 93 Prozent der produzierten Milch exportiert wird, legt der Milchkonzern Fonterra den Fokus auf Tiergesundheit, zum Beispiel auf das Mastitis-Problem, und bietet im Kampf gegen den Antibiotika-Einsatz Unterstützung mit Diagnose- und Vergleichstools und mit Bildungsangeboten, wie Nieberg sagte. Aber auch Tierwohl oder die Reduktion der Stickstoffemissionen sei Kern der Milchstrategie von Fonterra. Hierbei könnten sich die Milchproduzenten direkt vergleichen. In den USA gibt es laut Nieberg eine Brancheninitiative, bei der über 100 Akteure einbezogen worden. Irland – Vorbild für viele Milchproduktionsländer – mit einem Milchexportanteil von 76 Prozent, hat sein Nachhaltigkeitsprogramm mit Origin Green, schon ab 2013 aufgebaut. 17 000 Milchviehbetriebe machen laut Nieberg mit, und schon vor zwei Jahren waren über 70 Prozent der irischen Milcherzeuger zertifiziert. Die niederländische Milchproduktion hat sich die Klimaneutralität zum Ziel gesetzt, unter Beibehaltung der Weidehaltung. Auch einzelne Molkereien haben dort Programme entwickelt. Friesland Campina oder Käseproduzent Beemster, der zusammen mit Ben & Jerry’s das Programm «Happy cow» entwickelt habe. Dabei gehe es immer darum, sich international besser positionieren zu können, sagte Nieberg. So gebe es sogar in China Bevölkerungsschichten, die mehr Tierwohl möchten.
Wird der Branchenstandard ausgelobt?
Auch die Schweizer Milch kann sich jetzt international besser positionieren. Gegenüber dem Ausland sei der Standard ein starkes Zeichen und im Export sei Swissmilk Green wichtig, sagte Lukas Barth, Rohstoffeinkäufer von der Migros-Molkerei Elsa und Leiter Agrarpolitik der M-Industrie. Ob denn jetzt der Branchenstandard ausgelobt werde, wollte Adrian Krebs, Chefredaktor der Bauernzeitung und Podiumsleiter, am Forum wissen. Lukas Barth wollte sich nicht konkret festlegen: «Vorderhand kommt noch keine Swissmilk-Green-Auszeichnung auf die Packung», sagte Barth. Dies im Gegensatz zum anderen Grossverteiler Coop. «Wir werden die Auszeichnung bei den starken Leaderprodukten wie Pastmilch und UHT-Milch umsetzen», sagte Roland Frefel, Leiter Category Management Region Bern von Coop. Krebs fragte, warum denn diese Mehrwerte vom Detailhandel bis anhin nicht bezahlt wurden, wenn 85 Prozent der Milchproduzenten schon vorher die Bedingungen erfüllen konnten. Der Mehrwert könne abgegolten werden, wenn die Konsumenten dies auch goutierten, sagte Roland Frefel. Für Lukas Barth ist der Abstand des Schweizer Milchpreises gegenüber dem EU-Milchpreis schon mal ein Mehrwert. Man müsse zuerst die Mengen absetzen, dann könne man über den Preis reden, sagte Barth. Er könne schon den Milchpreis bei einem Franken festsetzen, nur würde es die Molkerei dann nicht mehr lange geben, sagte Barth. Ob der Mehrpreis von 3 Rappen ab 1. September überhaupt bis zum Milchproduzenten gelange, fragte Krebs weiter. Barth bejahte: Auf der Elsa-Milchgeldabrechnung würden schon seit Januar 2019, die 3 Rappen für Nachhaltigkeit ausgewiesen. Frefel sah die Einführung des Standards nur als Start eines Mehretappenrennens, man könne dann nicht jedes Mal wieder einige Rappen aufschlagen. Schliesslich sei der «gespaltene Konsument» ein Fakt. Die Umfragen, bei denen sich Konsumenten für Tierwohl und Nachhaltigkeit und höhere Produktepreise aussprächen, würden sich deutlich von der Realität im Ladenregal unterscheiden, sagte auch Barth.
Standard wird einfach zum Standard
Für Nieberg ist klar, dass die Milchviehaltung in der Schweiz aufgrund der Strukturen und der geografischen Gegebenheiten nicht wettbewerbsfähig ist. Wenn sie bestehen wolle, gehe es nur über Mehrwerte. Doch diese Mehrwerte würden international immer mehr zum Standard und wer künftig Milch verkaufen will, der müsse dabei mitmachen. So lautete das Fazit der Podiumsteilnehmer: Der Branchenkodex sei unabdingbar, wenn man künftig noch auf den internationalen Märkten dabei sein wolle. Es gehe darum, den Marktzugang für die künftige Milch zu gewährleisten.

Milchwirtschaftliches Museum

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