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Food Expo: Guter Geschmack, aber schlechte Zahlen

Die erste Food Expo in Bern hat Anfang Dezember stattgefunden. Die Erwartungen wurden trotz grosser Fülle an schmackhaften Spezialitäten nicht erfüllt. «Nur» 8000 Interessierte haben die Messe besucht.

Alle Genüsse des guten Geschmacks an einem Ort vereinen. Diesen Anspruch hatten die Organisatoren der Food Expo in Bern, die vom 29. November bis und mit 1. Dezember zum ersten Mal stattfand. Auf 4000 Quadratmetern Ausstellungsfläche in der Bernexpo wollten die Organisatoren Gourmet-Messe, Street-Food-Festival und Veranstaltung für fair produzierte Lebensmittel zu «einzigartigen Genusstagen» verschmelzen. Wurden die Veranstalter ihrem Anspruch gerecht? Ein Rundgang durch die Messe. Le Saucier und … 150 Aussteller präsentierten ihre Angebote, wovon das meiste als abseits des Mainstreams bezeichnet werden konnte. Zum Beispiel bei Fabian Lange, alias «Le Saucier», der als gelernter Koch in der Spitzengastronomie schon in vielen Sterne-Restaurants tätig war und für jedes Gericht die passende Sauce habe, wie er an der Messe sagte. Dabei dauere die Produktion einer Sauce mehrere Tage und es sei selbstverständlich, dass nur die besten Zutaten verwendet würden, die hergestellten Saucen keine Zusatzstoffe enthalten und allergenfrei seien. … die Sauce aus Ackerbohnen Auch aromatisch sind die Miso-Pasten von Patrick Marxer, die als Ersatz für Bouillon oder Salz verwendet werden können. Der Metzger, der mit seinen Räucherkünsten von Fisch, Fleisch und seinen Wurstkreationen für Furore sorgte, will künftig vermehrt vegane Lebensmittel anbieten. So sind seine Miso-Pasten aus Ackerbohnen, Eiweisserbsen, Kürbiskernen, Baumnüssen, Rollgerste, Hafer und weiteren Inhaltsstoffen gefertigt. Besonders die Kreation aus Mohn könne anhand seines Gehaltes an wertvollen Aminosäuren gut mit Fleisch mithalten, sagte Marxer. Nicht nur Fleisch könnte laut dem Food-Erfinder mit Ölfrüchten ersetzt werden. Auch Soja könne durch einheimische Ölfrüchte substitutiert werden, ist er überzeugt. Nämlich wenn die Zutaten zusammen mit Wasser und Salz fermentiert werden. Dabei baut der Pilz Stärke in Zucker um und bricht so die Proteinketten auf, daraus entstehe das unverkennbare Umami-Aroma. Start-up mit Fleischimitaten Das Aroma des Pouletgeschnetzelten am Stand des ETH-Spin-offs Planted Foods AG ähnelt demjenigen von richtigem Poulet täuschend echt, wie die Standbetreiber erklärten. Viele Messebesucher seien jedenfalls nicht darauf gekommen, dass sie Fake-Poulet essen würden, gewonnen aus Erbsenprotein, Erbsenfasern und aus Sonnenblumenöl, das künftig durch Schweizer Rapsöl ersetzt werden soll. Auch nicht ganz konventionell ist der Ausgangsstoff für die Chips der Swiss Chips GmbH aus Schneisingen. Ihre sogenannten «Banchips» werden nämlich nicht aus Kartoffeln, sondern aus Kochbananen hergestellt. Die Banane weise eindeutige Vorteile gegenüber den Kartoffeln auf. Nehme sie doch fast 50 Prozent mehr Vitamine, Kohlenhydrate und Ballaststoffe auf und sei beim Frittieren weniger fettig als das inländische Produkt, sagte Veronika Waldvogel von Swiss Chips. Fetter, älter, geiler Ziemlich fett ist das Fleisch der Metzgerei La Boulotte aus dem Berner Breitenrainquartier. Dort werden die Schweine fetter, älter und geiler, wie die Hipster-Metzg in ihren Werbeprospekten verspricht. Auch beim Rindfleisch dauere es länger; die Charolais-Rinder werden in reiferem Alter geschlachtet und die Fleischstücke hängen vier Wochen ab. Ausserdem werde alles von Kopf bis Fuss verwertet. Saftige Orangen Auch bei Werner Grossmann, der an der Messe inmitten leuchtender Orangen auftrat, steht die Qualität des Rohprodukts im Vordergrund. Er kenne die Produzenten seiner gerösteten Mandeln, Pistazien und Haselnüsse, des Olivenöls und der Konfitüre sowie der Zitrusfrüchte persönlich. Alle diese Produkte werden nämlich in Sizilien angebaut, von Bauern, die Grossmann kennenlernte, als die sizilianischen Arbeiter beim Bau der Gasleitung von Italien nach Holland in der Schweiz arbeiteten. Daraus entstanden seien ganz wertvolle Kontakte und die Gründung seines Geschäftes delizie-delle-sicilie. Die Messe sei optimal um viele Kundenkontakte herzustellen. Mit einem Newsletter informiere er seine Kundschaft jeweils über die frischesten Orangen, sagte Grossmann. Den Geschmack von Brot aufzeigen Regula Beck, Geschäftsführerin der Mühle Landshut, zeigte zusammen mit dem Bäcker und Confiseur Markus Bähler am Beispiel des Ruchbrotes, welchen Einfluss Triebführung und Teigruhezeiten auf den Brotgeschmack haben können. Dabei habe es auch einiges Erstaunen gegeben, erzählte sie. Ein Weinkenner habe zum Beispiel nicht glauben können, dass Brot viel mehr Geschmacksaromen aufweise als Wein. Der Weinexperte habe sich dann aber doch überzeugen lassen. Es gebe schliesslich ein klares Kriterium. Brot, respektive der Teig, habe zwar wie Wein auch eine Gärung hinter sich, werde dann jedoch gebacken, was eine weitere Fülle von Aromen entstehen lasse. Diese Vielfältigkeit der Brotaromen zeigte Regula Beck den Messebesuchern anhand des Brot-Aromarades. «Es machte Spass den Leuten den Puls zu spüren und mit interessierten Kulinarikern ins Gespräch zu kommen», sagt Beck. Ganz gut habe ihr auch das Kochatelier gefallen. Die Vorträge dort seien sehr gut besucht worden, wie sie sagt. Zu «normal» Nicht überzeugt von der Messe ist Michael Spycher. Für den Fritzenhaus-Käser aus Sumiswald war der Publikumsaufmarsch, besonders am Freitag und Samstag, zu tief. Ausserdem habe sich die Käserei, die mit einem Sortiment von 40 Käsesorten aufwartete, ein wenig wie ein Aussenseiter gefühlt. «Wer nicht etwas ganz Exotisches anbot, wurde nicht beachtet», so Spycher. Ausserdem seien die Eintrittspreise mit 15 Franken einfach zu hoch gewesen – die Besucher seien eventuell auch deswegen der Messe ferngeblieben. «Wenn 150 Aussteller etwas verkaufen wollen, dann muss die Halle voll sein», sagte Spycher. Weihnachtsmärkte als Konkurrenz Jeder Messebesucher habe durchschnittlich für 90 Franken Einkäufe getätigt, schreiben die Messeverantwortlichen in ihrem Abschlussbericht. Damit sei auch klar, dass man die richtigen Besucher angezogen habe und es eben auch Eintrittspreise brauche. Wer gratis die Messe besuchen könne, der kaufe auch nichts, ist Peter Plan vom Zürcher Messeveranstalter Event-ex überzeugt. Messeteilnehmer kritisierten den Zeitpunkt der Messe. Ein Termin so kurz vor Weihnachten berge zwar ein gewisses Potential, um Weihnachtskäufe zu tätigen, aber andererseits gebe es eine grosse Konkurrenz durch andere Veranstaltungen. Fast in jedem Dorf finden anfangs Dezember auch Weihnachtsmärkte statt. Ausserdem fiel der Starttag des dreitägigen Events auf den Black Friday, wo zwar ein anderes Käufersegment auf Schnäppchenjagd ging; der Aufmerksamkeit eines Spezialitäten-Events sei der Black Friday dennoch abträglich gewesen, sagt Peter Plan vom Messeveranstalter Event-ex. In Bern habe am Black Friday in der ganzen Stadt ein Chaos geherrscht. Darum seien viele Besucher der Messe am Freitag auch ferngeblieben, so Plan. Auch für Regula Beck ist der Termin nicht optimal. Besonders für die Bäcker, die anfangs Dezember ,mit viel Arbeit im Hinblick auf den St. Niokolaus-Tag eingedeckt seien. Ausserdem habe die Ausstellung «Culinaria» für Bäcker-Confiseur-Lehrlinge in Biel stattgefunden. Nur 8000 Besucher Die Zürcher Veranstalter der Event ex sprechen nach den ersten Hochrechnungen von 8000 Besuchern, was gar nicht den Erwartungen entsprochen habe, wie Plan sagt. Eigentlich sei man davon ausgegangen, mindestens 10 000 Besucher anzuziehen, also gleich viele Besucher wie an der «Slow Food»-Messe, die jeweils im Frühling in Bern stattfindet. Mit dem schlechten Resultat habe man nun jedoch ganz klar Luft nach oben, sagt Plan. Es gehe darum, die richtigen Aussteller mit den richtigen Besuchern zusammenzubringen, so Plan. Bei diesem Hochrisiko-Projekt sei laut Plan das Datum, an dem die Messe stattfinde, entscheidend. Denn die Konkurrenz an Veranstaltungen sei riesig, erklärt Plan und verweist auf das Beispiel Zürich, wo an einem einzigen Wochenende 85 Events gegeneinander buhlen würden. Nächstes Jahr in Bern oder Zürich? Jetzt sei man mit der Bernexpo am Gespräch. Danach könne entschieden werden, ob die Messe nächstes Jahr in Bern oder in Zürich stattfinden werde. Aber stattfinden werde sie, gibt sich Plan überzeugt. Man wolle damit nicht viel Geld verdienen, aber die Projektkosten versuche man dennoch zu decken; von Lohn könne gar keine Rede sein. Doch für die Food Expo lege man sich ins Zeug, sagt Plan und meint: «Das ist unser Herzensprojekt.» hanspeter.schneider@rubmedia.ch

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