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Nestlé setzt auf das Hahnenwasser

Nestlé lanciert nächstes Jahr einen Automaten, der Leitungswasser mit Kohlensäure, Mineralien und Geschmäckern aufmotzt. Das soll die Umsätze im eher flauen Wassergeschäft wieder zum Sprudeln bringen.

San Pellegrino, Vittel, Perrier oder Henniez: Nestlé hat klingende Namen in seinem Wasser-Portfolio. Doch das Wassergeschäft dümpelt vor sich hin, es wuchs in den ersten neun Monaten nur um bescheidene 0,5 Prozent, während der Nahrungsmittelkonzern seinen Umsatz insgesamt im gleichen Zeitraum um 3,7 Prozent steigerte. Um wieder mehr Pfupf ins Wassergeschäft zu bringen, baut Nestlé die Wassersparte um, der bisherige Nestlé-Waters-Chef Maurizio Patarnello muss gehen, an seine Stelle tritt ab dem 1. Januar 2020 Federico Sarzi Braga. Und Nestlé steigt in ein neues Geschäft ein: Automaten zur Aufbereitung und Personalisierung von Hahnenwasser. Personalisierung und Plastikreduktion «Refill+» heisst der Wasserspender für Mehrwegflaschen, den Nestlé-Chef Mark Schneider bei der Präsentation der Neun-Monate-Zahlen Mitte Oktober in Lausanne vorstellte. Refill+ sei ein High-Tech-Gerät, das Leitungswasser reinigen und mineralisieren könne, sagte Schneider gemäss der deutschen «Lebensmittelzeitung». «Refill+ ist keine Sprudelmaschine», bestätigt auf Nachfrage von alimenta Meike Schmidt, Kommunikationsverantwortliche bei Nestlé Waters. Konsumenten könnten damit ihr Wasser «komplett nach ihren Vorlieben personalisieren», mit natürlichen Geschmacksrichtungen, dem Kohlesäuregrad und anderen «interessanten Zusätzen», so Schmidt weiter. Sie betont den ökologischen Vorteil von Refill+. Das System basiere auf nachfüllbaren Flaschen und helfe, Plastik zu reduzieren. Refill+ wird laut Schmidt im zweiten Halbjahr 2020 zunächst in den USA lanciert, Europa werde «unmittelbar» folgen. Der Wasserspender soll zuerst im Ausser-Haus-Markt starten, etwa bei Firmen oder an öffentlichen Standorten. Magdi Bagdado, Geschäftsleitungsmitglied von Nestlé, nannte gegenüber der «Aargauer Zeitung» Flughäfen als mögliche Standorte. Dies vor dem Hintergrund, dass der Flughafen von San Francisco im Kampf gegen Plastikmüll den Verkauf von PET-Wasserflaschen verboten hat. Andere Flughäfen könnten nachziehen. Mit Refill+ könnte Nestlé hier den drohenden Verlust beim Flaschenwasser wettmachen. Später soll Refill+ auch in die Haushalte kommen. Wann genau und wie die Maschine für den Hausgebrauch aussieht und funktioniert, gibt Nestlé noch nicht preis. Auch ob Nestlé die Nachfüllpackungen für Kohlensäure und Aromen über den Detailhandel oder direkt an die Kunden verkauft, ist noch offen. Für Details sei es noch zu früh, so Meike Schmidt. Angriff auf Sodastream Dass Nestlé Waters mit dem Veredeln von Hahnenwasser ein grosses Geschäft wittert, überrascht nicht. Hahnenburger ist beliebt, Plastikflaschen hingegen haben im Zuge der Plastikmülldiskussion ein eher schlechtes Image. Nestlé ist denn auch nicht das einzige Unternehmen, das vom Trend hin zur frischen Zubereitung von Getränken profitieren will. Ende 2018 schluckte der amerikanische Getränkehersteller PepsiCo das israelische Unternehmen Sodastream, den führenden Hersteller von Wassersprudlern. 3,2 Milliarden US-Dollar liess sich Pepsi den Kauf kosten, 543 Millionen Dollar setzte Sodastream 2017 um, neuere Umsatzzahlen sind nicht bekannt. Diesen Herbst brachte Sodastream in Norwegen und Schweden Konzentrate auf den Markt, mit dem sich im Sprudler zuhause Pepsi und 7up herstellen lassen. Und auch Danone will im Geschäft mitmischen (siehe Kasten). Für Jean-Philippe Bertschy, Analyst der Bank Vontobel, ist Nestlés Plan vielversprechend, wie er gegenüber der «Aargauer Zeitung» sagte. Mit seiner enormen Power bei der Distribution, der Forschung und Entwicklung habe Nestlé gute Chancen, Sodastream einzuholen. «Den Markteintritt des grössten Lebensmittelherstellers der Welt beobachten wir natürlich mit Interesse», heisst es bei Sodastream Schweiz auf Anfrage. Der Marktführer gibt sich aber gelassen. Die Kunden schätzten den Service von Sodastream und nutzten diesen langfristig. Ausserdem passe man Sortiment und Service laufend an die Bedürfnisse der Kunden an. So könnten die Schweizer Kunden etwa seit Kurzem ihre Sodastream-Gasfüllung ohne Zusatzkosten online bestellen. Dass mit Refill+ Hahnenwasser auch mineralisiert werden kann, mit Sodastream aber nicht, sieht Sodastream nicht als Nachteil. Der tägliche Bedarf an Mineralstoffen werde in der Schweiz durch eine ausgewogene Ernährung völlig gedeckt. «Das Schweizer Trinkwasser muss deshalb nicht künstlich mit Mineralstoffen angereichert werden», so Sodastream Schweiz. «Leitungswasser bleibt Leitungswasser» Wie reagiert die Mineralwasserbranche auf die neue Konkurrenz? Bereits heute steht in jedem vierten Schweizer Haushalt ein Sprudelgerät von Sodastream. «Wie stark sich die Verbreitung von Sprudelgeräten auf den Konsum von natürlichem Mineralwasser auswirkt, können wir nicht beurteilen», schreibt David Arnold, Leiter Kommunikation beim Verband Schweizer Mineralquellen und Soft-Drink-Produzenten (SMS) auf Anfrage. Fakt ist: Der Pro-Kopf-Konsum von Mineralwasser blieb in der Schweiz in den letzten zehn Jahren ziemlich konstant bei 110 bis 115 Litern, wozu sicher auch der Trend zur Ausserhausverpflegung beitrug. Fürchtet die Branche, dass Nestlé Waters – ebenfalls Mitglied beim SMS – mit Refill+ das Geschäft aufmischen wird? «Wir kommentieren unternehmerische Entscheide unserer Mitglieder grundsätzlich nicht», sagt Arnold. Sorge bereite den Schweizer Mineralwasserabfüllern aber, dass zwischen natürlichem Mineralwasser und aufbereitetem Leitungswasser nicht immer unterschieden werde. «Leitungswasser bleibt Leitungswasser, auch wenn es mit Kohlensäure angereichert wird.» Beim natürlichen Mineralwasser bestimme die Mineralisierung den Geschmack, so Arnold. «Jedes natürliche Mineralwasser ist einzigartig und ein authentisches Naturprodukt.» Henniez weiterhin als Fundament Ganz ähnlich tönt es auch bei Nestlé Waters Schweiz. Man wolle mit Refill+ nicht dem (eigenen) Mineralwassergeschäft in der Schweiz das Wasser abgraben, so Meike Schmidt. Refill+ sei ein andersartiges Produkt für einen ganz anderen Typ Konsumenten, ausgerichtet auf die Personalisierung. Henniez hingegen sei ein unbehandeltes Naturprodukt. «In der Schweiz wird natürliches Mineralwasser auch weiterhin das Fundament unseres Geschäfts bleiben», betont Schmidt, «zumal das PET-Recycling hierzulande ausserordentlich gut funktioniert und wir im Horeca-Bereich Mehrwegflaschen vertreiben.» stephan.moser@rubmedia.ch

Milchwirtschaftliches Museum

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