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Kakaopreis: Gelassenheit trotz Zuschlag

Die beiden grössten Kakaoanbauländer verlangen ab Herbst 2020 einen Preiszuschlag. Dies sorgt zwar für Unsicherheiten, die Schweizer Schokoladehersteller sehen die Sache vorerst aber gelassen.

Die Kakaobranche müsse erhalten werden. Dies schreiben die Kakaobehörden von Ghana und der Elfenbeinküste in einer gemeinsamen Erklärung. Darin bekräftigten die beiden Hauptanbauländer von Kakao ihren Entschluss, höhere Preise durchzusetzen. Im neuen Absatzregime, dem sogenannten «Living Income Differential» (LID), wollen die Regierungen einen Zuschlag von 400 Dollar pro Tonne Kakao erheben. Damit soll den Kakaobauern ein «Einkommen zum Leben» ermöglicht werden und dem Zerfall des Kakaopreises, der zwischenzeitlich unter 1800 Franken pro Tonne gesunken ist, Einhalt geboten werden. Der Kakaopreis lag vor zehn Jahren noch auf einem Höchststand von über 4300 Franken pro Tonne und sank in den Jahren danach gegen 1800 Dollar. In den letzten Monaten ist der Preis zwar wieder auf über 2400 Dollar gestiegen, was schon auf den auf die nächste Ernte im Herbst dieses Jahres geplanten Zuschlag zurückzuführen sein könnte, wie Marktteilnehmer vermuten. Am Markt spiele nicht nur die Preisentwicklung in den Anbauländern eine Rolle, auch Spekulationen hätten einen Einfluss auf die Notierungen an der Börse, sagt Sarah Thallner, Sprecherin von Lindt & Sprüngli gegenüber alimenta. Preise weitergeben Lindt & Sprüngli fange steigende Rohstoffpreise über Effizienzsteigerungen so weit wie möglich auf. Erst wenn die Preise lange steigen würden, müsse man bei gewissen Produkten Preiserhöhungen ins Auge fassen, sagt Thallner. Auch der weltgrösste Kakaoverarbeiter Barry Callebaut hat sich auf das neue Preismodell vorbereitet. Der Konzern verfolge schon lange ein «Cost-plus»-Businessmodell, wie Mediensprecherin Gaby Tschofen erklärt. Das heisst, dass das Unternehmen für den grössten Teil des Geschäfts die Rohwarenpreise an die Kunden weitergibt. Schliesslich bestimme man den Endpreis für die Konsumenten als B2B-Unternehmen nicht, sagt Tschofen. Ja, der Zuschlag werde sich zwar in der Buchhaltung niederschlagen, jedoch nicht in den Margen des Unternehmens, gab Barry Callebauts Finanzchef Remco Steenbergen schon im November Entwarnung. Sowieso mache der Preis für den Rohstoff Kakao nur einen Teil der Kosten von Schokolade aus. Entlang der Wertschöpfungskette vom Transport über die Verarbeitung bis zum Konsumenten würden die 400 Dollar «verwässert» und die Schokolade schlussendlich nur unwesentlich teurer werden. Versickert das Geld in den Staatskassen? «Die Produzenten können nur dann ein Leben in Würde führen, wenn sie fair für ihren Kakao bezahlt werden», sagt Luca Costa vom strategischen Rohstoffeinkauf des Schokoladenproduzenten Läderach in Ennenda. Doch er hinterfragt den angepeilten Effekt, weil die Erhöhung nicht hoch ausfalle. Wichtig für Costa wäre, dass der Fonds, der durch das LID geäufnet wird, auch wirklich den Kakaobauern zugutekommt, wie er festhält. Die Skepsis ist angebracht, denn die beiden Staaten kontrollieren den Kakaoexport und behalten einen Teil des Exportpreises zurück – zur Deckung von Kosten für Dienstleistungen, für die Umsetzung eines Fonds und für die Abwicklung des Vermarktungssystems. Auch Patrick Roth von Chocolats Frey ist skeptisch, ob das Geld tatsächlich bis zu den Bauern kommt. «Wo der Finanzfluss stattfinden wird, ist unklar», sagt der Rohstoffeinkäufer des Migros-Industriebetriebes aus Buchs. Es werde momentan auch viel spekuliert. Doch die Erhöhung von 400 Dollar schlage sich auf den gesamten Kakaobeschaffungsmarkt nieder, auch auf den südamerikanischen, wo Spezialitätenkakao angebaut wird, und erhöhe den Preis pro Kilo Bohnen ungefähr um 12–13 %. Für alle gleich Dass auch andere Länder die Kakaopreise erhöhen, dieser Ansicht ist auch Antoine de Saint-Affrique, CEO von Barry Callebaut. Der Vorteil dabei: So käme man auch nicht von anderen Unternehmen unter Druck. Positiv sieht auch Chocosuisse-Direktor Urs Furrer das LID-Modell. «Ein Anstieg des Kakaopreises betrifft auch unsere Konkurrenten, die im Ausland Schokolade herstellen», sagt Furrer. Und es erfolge keine Wettbewerbs verzerrung zu Lasten der Schweizer Schokoladehersteller, im Gegensatz zu grenzschutzbedingten Verteuerungen von Rohstoffen. Monica Müller, CEO von Chocolats Bernrain in Kreuzlingen, findet hingegen, dass die Erhöhung kaum Einfluss auf ihren Kakaoeinkauf haben werde. Das Unternehmen kaufe keinen an der Börse gehandelten, sogenannten Commoditiy-Kakao ein, sondern nur zertifizierten Kakao, wie Fairtrade und in geringen Mengen UTZ. Ob die Preise beim UTZ-Kakao allenfalls steigen werden, könne sie noch nicht abschätzen, hält sie fest. Auch Kakaoverarbeiter Max Felchlin werde von der Preiserhöhung kaum tangiert, wie Felix Inderbitzin vom Schwyzer Unternehmen erklärt. Die Firma habe sich auf Spezialitätenkakao spezialisiert und kaufe den Rohstoff direkt in den Ursprungsländern ein. Einzig ein kleiner Teil stamme aus Ghana, der aber indirekt eingekauft werde, und darauf zahle Felchlin schon jetzt eine Prämie. Inderbitzin ist skeptisch, was die neue Regelung angeht: «Wenn der Preis höher liegt, dann wird auch mehr produziert.» Damit habe man wieder eine Überproduktion und der Preis werde wieder stärker sinken. Der Staat würde laut Inderbitzin besser dafür sorgen, die Überproduktion aufzukaufen und diese dann für schlechte Erntezeiten zu verwenden. Im volatilen Kakaogeschäft spielen aber noch ganz andere Faktoren mit, auch politische. So kommt es eventuell ganz anders als geplant, denn in Ghana und der Elfenbeinküste finden Ende 2020 Präsidentschaftswahlen statt. Damit ist nicht ausgeschlossen, dass die Neuregelung plötzlich wieder aufgehoben wird. hanspeter.schneider@rubmedia.ch

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